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Uraufführung der Groteske Hofer-Casting durch die Gaststubenbühne Wörgl am 15. Mai 2009

Bis zum letzten Platz gefüllt war der Theatersaal im Hotel Alte Post zur Uraufführung der Groteske "Hofer-Casting" am 15. Mai 2009. In den Reihen hatten u.a. Werner Kugler, Obmann des Landestheaterverbandes in Tirol sowie Ulrich Kofler, Leiter des Südtiroler Theater-Landesverbandes Platz genommen. Unter den erwartungsvollen Premierengästen waren weiters Wörgls Bgm. Arno Abler sowie Mitglieder von anderen Bühnen, u.a. vom Westbahntheater sowie vom Stadttheater Innbruck.

Die Uraufführung bot auch einige Überraschungen für die Stückautorin Brigitte Knapp und ihren Ideenlieferanten Fabian Kametz, die extra angereist waren und vorher noch nichts von den Probenarbeiten bzw. der Ausstattung mitbekommen hatten. Der marode Charme des Astnersaals erwies sich bestens geeignet als Spielort für die Zeitreise ins Jahr 1944. In die Nacht vom 5. auf 6. Juni, in der die alliierten Truppen in der Normandie landeten, verlegte Brigitte Knapp die fiktive Handlung: Wie hätte wohl ein Propaganda-Film des Dritten Reiches über Andreas Hofer ausgesehen, wenn sich Leni Riefenstahl (verkörpert mit Durchsetzungskraft von Birgit Hermann-Kraft) und Luis Trenker (als Reinkarnation mit Michael Zangerl bestens besetzt!) um die Regie raufen?

Die Handlung des Stückes ist zwar frei erfunden, nicht aber die Zutaten. Brigitte Knapp recherchierte historische Fakten zu Andreas Hofer ebenso wie zu Hitlers Propaganda-Maschinerie, in der Leni Riefenstahl mit ihren Filmen breitenwirksam die "Ästhetik des Nationalsozialismus" mitformte. Auch Trenker stellte sich in den Dienst der Nationalsozialisten und befasste sich mehrfach mit dem Thema des Tiroler Freiheitskampfes in seinen Filmen "Der Rebell" und "Der Feuerteufel".

Für die Herausforderung, das 2007 verfasste provokative Stück auf die Bühne zu bringen, holte sich die Gaststubenbühne Verstärkung vom Westbahntheater - einerseits im einfühlsamen Regisseur Konrad Hochgruber, anderseits mit den Darstellern Ursula Hammermann und Christoph Tauber.

Als weiterer charismatischer Hofer-Darsteller wirkt Josef Geiger, Mitglied der Dorfbühne Pfaffenhofen bei der Produktion mit. Als weitere Schauspieler, die "un- oder freiwillig" für die Hauptrolle im Propaganda-Film vorsprechen, sind Stuart Kugler und Wolfgang Niedermayr aus dem Stamm-Ensemble der Gaststubenbühne zu sehen. Auf der Bühne liefert mit Priska Mey - sie schlüpft in die Rolle von Hitlers Sekretärin, auf deren Schreibtisch alle Fäden zusammenlaufen - ein weiteres, langjähriges Mitglied der Gaststubenbühne eine tolle darstellerische Leistung ab.

Für Spannung sorgen nicht nur die gegensätzlichen Auffassungen im Streit um die Regie, sondern auch die zunehmend ans Licht kommenden Gesinnungsunterschiede unter den Hofer-Darstellern. Da prallen Regime-Treue und Widerstand ebenso aufeinander wie Opportunismus, Fanatismus und politische Gleichgültigkeit.

Mit dem Hofer-Casting traten Fabian Kametz und Autorin Brigitte Knapp im Rahmen des Autorenwettbewerbes "zweitausendneun" des Südtiroler Landesverbandes auch an, um "im Kampf gegen die Humorlosigkeit in der Themenbehandlung dem Publikum nicht nur eine wie auch immer geartete Moral dreschflegelgleich um die Ohren zu hauen, sondern auch die Möglichkeit zu einem Lachen über Mythen- und Legendenbildung zu ermöglichen." Mehr zum Hintergrund der Groteske verrät übrigens das aufgelegte Programmheft

Beim Premierenpublikum landete die ausgezeichnete Ensemble-Leistung der Gaststubenbühnen-Produktion jedenfalls einen vielbeklatschten Erfolg. Darüber freuten sich mit den DarstellerInnen auf der Bühne - darunter weiters Valentina Zangerl als "Hand" im Schreibtisch - natürlich auch Regisseur Konrad Hochgruber, "Kulissenbaumeister" Otto Gartelgruber, Licht- und Tontechniker Helmut Mayr und Thomas Kraft als eingespielte Stimme Adolf Hitlers.

"Blitzlichter" bei der Premierenfeier: Dass er ein besonders großes Herz fürs Theater hat, konnt Bühnenbaumeister Otto Gartelgruber bei dieser Produktion sogar bildhaft auf die Bühne bringen... Begeistert nach dem Stück waren Mag. Gabriele Griessenböck, PR-Fachfrau der Schlossbergspiele Rattenberg, sowie Theatermacher Manfred Schild (Bild Mitte). Stilgerecht zum Hofer-Jahr fehlte zur Premiere auch nicht das Hofer-Bier der Familienbrauerei Huber aus St. Johann.

Andreas Hofer als Werbegag - damit wartet die Getränkekarte ebenso auf wie die Fußmatte, die in der Hotel-Rezeption auf die Theaterproduktion hinweist. Nachdem der Teppich schon zwei Mal geklaut wurde (!), befestigte  Produktionsleiter Stuart Kugler am Premierenabend ein weiteres Exemplar mit Kleber.

Weitere Spieltermine gibt´s noch an folgenden Tagen: 21., 22., 24., 28. und 29. Mai sowie am 5. Juni 2009, Beginn jeweils um 20 Uhr im Astnersaal, Hotel Alte Post, Wörgl. Kartenvorverkauf und weitere Info: www.gsbw.net

Die Gaststubenbühne sucht übrigens noch "junge und andere Menschen" mit Begeisterung fürs Theater in allen Bereichen - vom Bühnenbau über die Ton- und Lichttechnik bis zum Schauspiel. Im Herbst 2009 steht mit dem "Klassenfeind" von Nigel Williams ein Jugendtheaterprojekt unter der Regie von Michael Zangerl am Spielplan. Interessierte DarstellerInnen erhalten weitere Infos unter klassenfeind@gsbw.net

Weitere Bilder von der Uraufführung der Groteske Hofer-Casting gibt´s hier in der Galerie...