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Kurzporträt der bisherigen künstlerischen Arbeit von Alois Schild
vero / 05.02.2006 11:34
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Wenn man als Vagabund unterwegs ist
 
Die Grashalme scheinen grüner zu sein als anderswo, wenn sie sich den bizarren, rostigen Monstern annähern, so wie die alten granitenen Pflastersteine ihr Grau intensivieren, wenn sie sich mit der Badewanne der schönen Sinderella konfrontiert sehen oder der Klappsesselsonne Platz bieten.
 
Alois Schild´s Skulpturen, die mit ihrer zumeist rostüberzogenen Oberfläche die Blicke auf sich ziehen, die haptische Reaktionen in jedem Betrachter auslösen und bei Kindern unweigerlich zu Kletterpartien anregen, passen sich jedem Ambiente an, indem sie die Spannung aus dem Material entwickeln und mit der Umgebung in Korrespondenz treten.
Die Gedankenwelt des Künstlers ist reichlich bizarr, verlockt den Betrachter, in andere, fremde Welten zu folgen und sich auf den Schwingen der Phantasie in die Lüfte zu erheben. Eine mentale Frage – die auch dafür zuständig ist ob man die Schild´schen Skulpturen mag oder sich von ihrer oft grenzenlosen Vielfalt überfordert fühlt.
 
Der Kern der Dinge und schlussendlich die Quintessenz des einzelnen Kunstwerkes sind immer im Alltagsleben zu suchen, nicht selten politisch orientiert und nicht ganz einfach zu entschlüsseln, da die exzentrischen Titel oft in die Irre zu führen scheinen.
 
Begonnen hat Alois Schild in den frühen 1980-er Jahren mit kleinen, zweidimensionalen Skulpturen, die im Wasser der Ache ihr Eigenleben begannen, in gewisser Weise an die Arbeiten der amerikanischen Künstlerin Michelle Oka Donner erinnerten und sich mit den Wasserströmen in ferne Welten verflüchtigten.
Danach begeisterte er mit monumentalen Reduktionen in Muschel- oder Schneckenform, ließ riesige Blüten erblühen, einen quietschroten Taschenkrebs die Wiesen durchwandern , ließ aber auch Flammenhaut züngeln und bestückte die Welt mit präkolumbianischen Gartenmöbeln. In den 90-er Jahren war sein Lehrer Bruno Gironcoli allgegenwärtig in den Arbeiten, die immer komplexer, immer riesiger wurden und dem Betrachter ein gerüttelt Maß an Phantasie abverlangten. Zugleich begann sich der Künstler aber wieder seiner ursprünglich präferierten Reduktion zu besinnen und 1997 erregte er mit dem Pavillon der Freundschaft, einem völkerverbindenden Wahrzeichen der Länder Österreich und Japan, internationales Aufsehen. Die Grundtendenz dieser zu Meditation und Ruhe einladenden Großplastik findet sich übrigens in einem im Jahr 2000 entstandenen , multifunktionalen Objekt, dem Tisch der Weisheit wieder, den Alois Schild beim „Nine dragon heads environment art festival“ am Teajong Lake in Korea entwickelt hat.
Die nun internationale Tätigkeit führt nach Luxemburg, Frankreich, Kroatien, Mexiko immer wieder nach Asien und erweitert die bisherigen Präsentationen in Deutschland vom privaten Sammlerbereich in den öffentlichen Sektor, als Schild für das Kulturfestival „Tollwood“ in München ein monumentales Portal gestaltet: eine rund elf Meter hohe, luftige Wolke – Wie im Himmel so auf Erden – die grenzgängerisch zwischen Kunst und Architektur angesiedelt ist.
Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2002 in Japan und Korea wird Alois Schild eingeladen eine Stahlskulptur zu bauen und ein Jahr später widmet ihm die renommierte Zeitschrift „Art Korea“ zwei ausführlichen Artikel.
Der Tiroler Vagabund, dessen Kunst dem Leben ganz allgemein gewidmet ist, der es versteht Emotionen in Stahl zu verpacken, hat seither viel von der sanften, meditativen Denkungsart Asiens angenommen, verzichtet auf brachiale Derbheiten einiger früher Arbeiten, die schon auch das eine oder andere Mal öffentliches Ärgernis erregten, und formuliert seine Intentionen in fein verwebten, manchmal fast schwebenden Objekten, die durchaus auch als Kleinformate Größe zeigen.
 
Quelle: Alois Schild