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Perchtenlauf in Wörgl am 5. Dezember 2009

"Ublosn is" -  hier von der Hex der Wörgler Perchten-Pass, die sich auf die alte Tradition des Perchtenlaufes in Breitenbach und Angerberg beruft und per Verordnungs-Definition die einzige Wörgler Perchtenpass ist, die keine "vorschriftswidrigen Riten" pflegt und deshalb für Auftritte in der Stadt keine polizeiliche Genehmigung braucht. Sie gilt als einzige Wörgler Pass als Brauchtum - alles andere wird zur genehmigungspflichtigen "Veranstaltung" erklärt. Am 5. Dezember 2009 marschierten die Wörgler Perchten zu fuß durch die Stadt, beginnend beim Sollerer in der Vogelweiderstraße, und nachmittags zogen sie durch die Wörgler Bahnhofstraße. Altes Brauchtum trifft neues Perchtentum - die Hauserwirt-Pass kam zum Auftritt beim Hölzlbauer mit dem angemieteten Bus (Bild rechts).

Busunternehmen sind zur Perchtenzeit restlos ausgebucht - vom Ötztal bis nach Rosenheim. Den "Mannschaftstransport" begleiten meist noch weitere Fahrzeuge, mit denen Tanks, Feuerwerk und weiteres Zubehör geliefert wird. Ein Team von Helfern begleitet auch die Hauserwirt-Pass, deren jüngstes Mitglied Marco (Bild Mitte) seit elf Jahren (!) beim Perchtenlaufen mitmacht. Die Hölzl-Bauernfamilie freute sich auf den Auftritt und belohnte die Pass mit guter Verpflegung. Zu den Zusehern gehörte auch die "Hex" der Wörgler Perchten...

Hexentreff 2009 - hier links die beiden Hexen der Hauserwirt-Pass und der Wörgler Perchten-Pass. Nach der Eröffnungsveranstaltung am 4. Dezember 2009 beim Grieswirt in Itter war der Auftritt beim Hölzl-Bauer in Wörgl der Auftakt für die Hauserwirt-Pass am 5. Dezember.

Perchtenbrauchtum ist im Tiroler Unterland fast ausschießlich Männersache - eine Ausnahme stellt Kufstein dar, wo auch Teufelinnen unterwegs sind. Nichts desto Trotz sind die "Hexen" die Chefs der Passen. Bei alten wie bei neuen Perchtengruppen, die die alten Rituale zwar aufgreifen, aber auch neu interpretieren: Der Krampus als Kinderschreck war gestern. Gerade den Kleinen wird signalisiert, dass sie sich nicht vor Masken fürchten brauchen. Die Perchten sind ja ursprünglich die guten, die den Bauern durch Vertreibung der dunklen Winterdämonen eine gute Ernte im nächsten Jahr bringen sollen. Trotzdem sollten Eltern gut überlegen, ob sie kleine Kinder mit Perchten konfrontieren wollen - angstmachende Ereignisse können Kinder traumatisieren und sollen auf jeden Fall vermieden werden.

Die öffentliche Demaskierung ist Bestandteil des Perchtentanzes, den die Hex dirigiert. Sie gibt die Einsätze, koordiniert Tamperer und Glogginger, wobei jede Pass darauf achtet, einen möglichst authentischen Rhythmus zu entwickeln. Kopieren gilt als "no go". Der Tamperer-Rhythmus mit diveresen Trommeleinlagen zählt ebenso zu den "Wettbewerbs-Kriterien" unter den Passen wie das Outfit, das aufgrund besonders schwerer Gewänder und Ausrüstungen auch schon mal Kritik in den eigenen Reihen ausgelöst hat. Zum Begleit-Trupp vieler Perchten zählen Fotografen und Kameraleute - so wie hier bei der Hauserwirtpass: Vater und Sohn - einer hinter und einer vor der Kamera. Perchtenlauf ist heute Jugendkultur, deren Mitglieder Trends aufgreifen und setzen - Pearcing und Cornrows inklusive (Bild rechts).

Zu den wenigen "teuflischen" Ausnahmen am 5. Dezember 2009 gehörten zwei Fellteufel einer Kundler Perchtenpass(Bild links) mit der ab dem Nachmittag auch der Tiroler Kabarettist und Schauspieler Florian Adamski durch den Kundl zog - für den traditionellen Perchtenlauf nimmt sich "Flo" jedes Jahr Zeit. Mit seinem neuen Programm "Hans klein", einem "liederlich rockigen Abend" kommt Florian Adamski übrigens am 30. Jänner 2010 ins Komma Wörgl. Der Verein Shopping City Wörgl organisierte auch heuer wieder den Nikolaus-Umzug in Wörgl, der nach den Einkaufszentrum - hier bei der "Gabenverteilung" im CityCenter -  auch den Perchentreff beim Binder besuchte.

In der Brixentaler Straße fand heuer zum 2. Mal das Perchtentreffen beim Binder statt, bei dem auch das Team der ZONE Wörgl mit einem Standl Glühwein, Punsch und Würstl ausgab (Bild rechts).

Den Perchtentreff in der abgesperrten Brixentaler Straße organisierte Wirt Karl Binder - hier im Bild links mit Andreas Taxacher von den Wörgler Flughunden, die ebenfalls einen Glühweinstand aufgebaut hatten. Perchten-Brauchtum als Initiationsritus - angeschwärzt werden gehört einfach dazu. Wer bei solchen Veranstaltungen helle oder wertvolle Kleidung trägt, ist selber schuld... Zum Feiern gehört Alkohol - aber nicht, wenn man vorhat, sich noch hinters Lenkrad zu setzen: Wieviel Promille sind schon intus? Die Alkomat-Ladies einer Rosenheimer Firma ermöglichten den Test zum Nulltarif.

 

Nach der Lauda-Pass aus Itter präsentierte sich die Itterer Kinder-und Jugend-Pass  "Stockal"-Pass (Bild links), wobei auch bei deren Auftritt lange Hörner und Feuer nicht fehlten. Bei Einbruch der Dunkelheit kam die Hauserwirt-Pass (Bild Mitte und rechts) und nach dem Nikolaus-Besuch traten noch die Söckinger-Pass aus Wörgl, die Aschau-Pass, die Widderkopf-Pass und die Inntalpass auf.

Weitere Bilder vom Perchtenlauf in Wörgl am 5. Dezember 2009 hier in der Galerie