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Beschluss vom Wörgler Gemeinderat am 17. Dezember 2009

Was beim Thema Sport in Wörgl alles möglich ist, lässt immer wieder staunen! Der neueste Clou: Die Bruckhäusler Fußballer dürfen nun doch auf ihr neues Vereinsheim in 750.000-Euro-Ausfertigung hoffen. Was dabei soviel Geld kostet, konnte Sportreferentin Evelin Treichl auch in dieser Gemeinderatsitzung nicht erklären - es würden immer noch nur "Kostenschätzungen" vorliegen, obwohl der Wörgler Gemeinderat schon im Sommer detailliertere Informationen zum Projekt eingefordert und selbiges aus budgetären Gründen auch abgelehnt hatte. Mit der Aussicht auf ein klärendes Gespräch mit dem Verein, das mittlerweile Wörgls Bürgermeister unter Beiziehung seines Kirchbichler Amtskollegen Herbert Rieder auch geführt hat.

Da das Ergebnis eine höchst kuriose Vorgangsweise nach sich zieht, gebe ich hier die Wortmeldungen im Gemeinderat etwas ausführlicher wieder. Sportreferentin Evelin Treichl legte folgenden Antrag vor: "Der Gemeinderat beschließt, bis auf weiteres die Zinsen des FC Bruckhäusl für den Wörgl-Anteil (250.000,- Euro) in der Höhe von 5.000 Euro p.a. zu übernehmen und verpflichtet sich der Gemeinde Kirchbichl gegenüber, nach Besserung der Finanzlage der Stadtgemeinde Wörgl den Anteil von 250.000 Euro für den Neubau des Vereinsheim FC Bruckhäusl - inkl. weiterer Zinsen - zu tilgen."

Soweit der Antrag. Treichl schlug vor, die  "5.000 Euro als laufende Subvention für den Verein zu subventionieren." Dem neuen Gemeinderat stehe es dann frei zu beschließen, wann und wie die Schulden bei der Nachbargemeinde getilgt werden sollen.

Als erster meldete sich Verhandlungsleiter Bgm. Abler zu Wort und ließ gleich einmal den Nebensatz betreffend die Zinszahlungen in Höhe von 5.000 Euro p.a. streichen: "Wir haben die Zinsen zu zahlen, egal wie hoch sie sind. Derzeit sind sie bei 1,5 %, das kann sich aber jederzeit ändern." Die Gemeinde Kirchbichl würde Wörgl das Geld leihen und dafür den Kredit aufnehmen. Abler weiter: "Normalerweise sind 250.000 Euro für die Stadt nicht unheimlich viel Geld... es ist ein unüblicher Weg."

"250.000 Euro sind in jedem Fall viel Geld! Das ist eine einmalige Situation", konterte Vizebgm. Hedi Wechner (SPÖ). Die "Marktgemeinde Kirchbichl" trete in Vorlage für die Stadtgemeinde - das sei ein Novum, so etwas habe es noch nie gegeben. So würden dem neuen Gemeinderat (Neuwahl ist im März 2010) die 250.000 Euro aufs Auge gedrückt. "Was, wenn Kirchbichl sagt, dass Wörgl jetzt zahlen soll? Wir begeben uns da auf sehr glattes Parkett, von dieser Lösung bin ich nicht begeistert."

Treichl betonte auf Nachfrage Wechners, dass der Sportausschuss die Vorgangsweise einstimmig abgesegnet habe. Wechner: "Eigenartig." Treichl: "Ja, Not macht eben erfinderisch." Außerdem komme "das Geld eh von der Bank."  Abler: "Und dabei ist Kirchbichl nicht einmal eine Marktgemeinde." - Gelächter.

"Zum Lachen finde ich das überhaupt nicht", meldete sich UFW-GR Emil Dander. "Der Antrag des Vereins hat 2 Jahre in der Schublade gelegen! Und zur Feststellung, dass ´des Geld eh von der Bank kimbt´- diese Bemerkung ist einzigartig! Was ist heute los? Ist es etwas wärmer hier herinnen?"

"Die Alternative wäre eine Absage an den Verein", meldete sich Abler erneut. "Diese Lösung tut uns nicht weh - jetzt nicht. Und dem Fußballverein ist geholfen. So kompliziert ist es nicht."

Grün-GR Atzl: "... und dabei haben wir nicht einmal ab 2015 Geld für die Miete der Musikschule...."

"Wenn ich mich recht erinnere, wurde das Projekt vom Gemeinderat nicht abgelehnt, weil wir es uns nicht leisten können, sondern weil es zu pompös geplant und zu groß aufgezogen war", warf GR DI Gerhard Wibmer (Liste Petzer) ein. "Warum spielt das jetzt keine Rolle mehr?"

"Ich habe in Kirchbichl mit dem Verein und mit dem Bauamtsleiter geredet. Die Ausführung erfolgt nach Vorgaben des Fußballverbandes. Der Betrag ist nur eine Kostenschätzung. Die paar Tausend Euro Zinsen, die jetzt anfallen, wären mit Sicherheit auch für die Sanierung des Vereinsheimes nötig", soTreichl, die den Zustand des Vereinsheimes als ziemlich desolat schilderte.

Wechner wollte wissen, wie hoch nun die Eigenleistung des Vereines ausfällt, da diese auch als zu gering erachtet worden war. Ob da konkrete Zahlen vorliegen. "Es gibt nur Kostenschätzungen. Laut Kirchbichler Bauamtsleiter finanzieren Wörgl und Kirchbichl je 250.000 Euro, weitere 250.000 Euro kommen u.a. aus Eigenleistungen des Vereines", so Treichl.

Bgm. Abler wies darauf hin, dass die Kosten mit maximal 250.000 für die Gemeinde limitiert seien. Kirchbichl habe das Projekt schon vor Jahren abgesegnet und dafür Rücklagen gebildet. Die Rücklagen-Entnahme an sich sei auch nicht das Handycap in Wörgl: "250.000 Euro zu entnehmen wäre möglich - aber wollen wir das? Es gibt so viele Projekte - wir können jetzt nicht das Familiensilber verscherbeln."

Nicht geklärt wurde, warum die Angelegenheit in Wörgl nicht früher angegangen wurde. "Die Bruckhäusler haben schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass ein Neubau fällig wird - aber ohne konkretes Projekt", erinnerte GR Helga Petzer nochmals vor der Abstimmung, bei der sich vier Mandatare der Stimme enthielten und UFW-GR Emil Dander gegen die Schuldenaufnahme bei der Nachbargemeinde stimmte - er hätte sich eine andere Vorgangsweise gewünscht.