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Gemeinderatswahl 2010: Kandidaten der Wörgler Grünen |
Zur "Mobilmachung 2010" hatten die Wörgler Grünen am 12. Jänner 2010 in den Gasthof Lamm geladen, um erstmals öffentlich die Kandidaten der vorderen Listenplätze für die Gemeinderatswahl am 14. März 2010 zu präsentieren, Bilanz über die vergangenen sechs Jahre zu ziehen und über die Themenschwerpunkte der politischen Arbeit für die Zukunft zu reden.
Zur Runde gesellte sich der Klubobmann der Tiroler Grünen Georg Willi, der den Wörgler Grünen zur nun erreichten Volksbefragung zum Tirol Tower gratulierte. Das Anliegen wurde wiederholt im Gemeinderat abgeschmettert. Durch das Sammeln von über 1.500 Unterschriften muss die Stadt nun die Volksbefragung durchführen. "Wir werden die Unterschriften fristgerecht so einreichen, dass die Abstimmung am Tag der Gemeinderatswahl gleichzeitig stattfinden kann", kündigt Grün-Gemeinderat Alexander Atzl an. Das würde Kosten sparen und ein repräsentativeres Ergebnis erbringen als die Durchführung an einem eigenen Termin.
Mit einem Blumenstrauß verabschiedet wurde Gemeinderätin Evelyn Huber. Nach sechs aktiven Jahren tritt sie aus beruflichen Gründen nicht mehr an wählbarer Stelle an, bleibt aber im Team der Wörgler Grünen. Aus dem aktiven Team scheidet auch Michael Zangerl aus, der in der vergangenen Periode die Kultur-Agenden als Ersatzgemeinderat wahrnahm.
Das Team für die Gemeinderatswahl 2010 mit Klubobmann Georg Willi: Christine Mey, David Steinbacher, Özlem Harmanci, Alexander Atzl, Richard Götz, Eva Gillinger und Thomas Gasteiger.
Grünes Wahlkampfthema: Lebensqualität
Anders als im Wahlkampf 2004, als die Wörgler Grünen als neue Gruppierung zur Gemeinderatswahl antraten und zwei Mandate holten, hat das Team jetzt sechs Jahre Erfahrung gesammelt. "Blickt man hinter die Kulissen so fällt unschwer auf: Der Apfel fault ganz schön von innen! Was nach außen hin vom Bürgermeister und der schwarz-roten Einheitsfraktion als kommunalpolitische Erfolgsgeschichte verkauft wird, stellt sich schon etwas anders dar", leitet Spitzenkandidat Alexander Atzl sein Statement beim Pressegespräch zur Listenvorstellung am 19. Jänner 2010 ein. Integrationspolitische Mängel ortet er ebenso wie einen "Fachmarktzentrums-Widmungswahn", der einen arbeitsplatzvernichtenden Verdrängungsmechanismus auslöse. Sportpolitisch leiste man sich eine "sündteure Loopingrutsche", während die Fußballplatzsanierung in Bruckhäusl mangels Geld die Nachbargemeinde finanzieren müsse. "Und zu guter letzt pflanzt man noch eine 200 Betten-Burg ohne ausreichende Zufahrt in den letzten verbliebenen Erholungsraum sowie in eine Schrebergartensiedlung, womit feststeht, dass die Erhaltung der Lebensqualität nicht gerade das Motto der letzten Periode war", so Atzl, der an erster Stelle der Grünen Kandidatenliste steht und auch als Bürgermeisterkandidat antritt.
Die weiteren Listenplätze belegen: 2. Richard Götz (Umwelt/Gesundheitswesen), 3. Christine Mey (Schule und Bildung), 4. Mag. Eva Gillinger (Soziales und Senioren), 5. David Steinbacher (Kultur), 6. Özlem Harmanci (Jugend/Integration) und 7. Thomas Gasteiger (Bruckhäusl).
Die Nummer Zwei der Grünen Liste Richard Götz wirkte in den vergangenen sechs Jahren bereits in zwei gemeinderätlichen Ausschüssen mit. Dem diplomierten Krankenpfleger mit Spezialisierung auf Intensivmedizin liegen besonders die Themen Gesundheit, Umwelt und Energie am Herzen. "Von 2004 bis heuer fanden 26 Sitzungen des Gesundheitsausschusses statt, wovon sich 13 mit der Notarzt-Problematik und 8 mit dem Rettungsdienst befassten. Gesundheitsvorsorge ist ein blinder Fleck in Wörgl", kritisiert Götz und vermisst die Nachhaltigkeit des 150.000 Euro teuren Gesundheitsjahres - da sei nichts übrig geblieben.
Nicht zufrieden ist er auch mit dem Resultat der 2005 von der Stadtführung ausgerufenen "Luftoffensive": "Das war reine Ankündigungspolitik - einzig das Thema Energie wurde angegangen." Wobei die Grünen die Initialzündung dazu in ihren Reihen sehen - einerseits durch den Antrag auf Energieförderung und andererseits durch den von den Grünen veranstalteten Info-Abend über das Energie-Vorbild Güssing. Was die Umsetzung des Projektes Wörgl ist unsere Energie betrifft, sieht Götz ebenso Defizite: "Es ist nicht richtig, Solar- und Fotovoltaik-Förderungen zu kürzen. Hier besteht ein Interessenskonflikt. Die Stadtwerke wollen Energie verkaufen. Das einzige, was Bürger wirklich energieautark macht, ist die Sonnenenergienutzung mit einer Fotovoltaik-Anlage am Dach sowie die Nutzung von Geothermie."
Auf dem 3. Listenplatz kandidiert Christine Mey, die im Jugend- und Schulausschuss mitwirkte. "Die Grünen brachten 2005 den Antrag auf Durchführung einer Jugendoffensive im Gemeinderat ein, die von allen Fraktionen mitgetragen und bei der bestens zusammengearbeitet wurde. Dieselbe Unterstützung erhoffe ich mir beim nächsten Jugendprojekt, der Landesmusikschule. Dort werden großteils Kinder und Jugendliche unterrichtet. Die Musikschule ist absolut wichtig", erklärt Mey, die bisher für die Grünen auch administrativ tätig war und die Gründung des Jugendbeirates initiiert und gemeinsam mit Jugend-Koordinator Klaus Ritzer ein Jahr lang begleitet hat.
Ebenfalls auf Gemeinderats-Erfahrung - allerdings noch zu Zeiten der Liste Miteinander - kann Eva Gillinger zurückgreifen. Die pensionierte Lehrerin ist mit der Pflegeproblematik sehr vertraut: "Mir tut das Herz weh bei der Doppelbelegung im Seniorenheim. Die Stadt hat kein Geld für die Erweiterung. Das muss sich ändern, darauf lege ich großen Wert."
Um die "Baustelle Kultur" will sich künftig der Fotograf David Steinbacher bei den Grünen kümmern und übernimmt dieses Resort damit von Michael Zangerl. "Im Kulturbereich sind die Anliegen seit Jahren die gleichen - was wird aus dem Heimatmuseum, dem Stadtarchiv und der Galerie?" Als vorrangig sieht auch er die Lösung des Musikschul-Problems, nachdem "die Stadt die Chance beim Gradl vertan hat."
Für Integration und Jugend engagiert sich die 22jährige Jus-Studentin Özlem Harmanci bei den Grünen: "Ich arbeite seit vielen Jahren in Migrantenvereinen mit und kenne die Probleme der Jugendlichen, die in zwei Kulturen aufwachsen."
Das Hauptanliegen von Thomas Gasteiger, der auf dem 7. Listenplatz kandidiert, ist Bruckhäusl. Gasteiger ist Obmann der Bürgerinitiative Bruckhäusl aktiv, Leiter des LA21-Arbeitskreises und im Ortsausschuss tätig und kennt die Probleme der Bevölkerung im geteilten Dorf. Die Unterstützung der Grünen schätzte er sehr beim Kampf gegen die Mülldeponie Riederberg, die trotz Stilllegung weiter ein Thema im Dorf bleibt. Einerseits durch nach wie vor immer wieder auftretende Geruchsbelästigungen, andererseits als Umwelt-Altlast, die im Lauf der Zeit zum Sanierungsfall werden könnte. Dringend anstehende Themen sind die Dorferneuerung sowie das Wege- und Straßennetz. "Die Gemeindestraße ist in einem katastrophalen Zustand. Die längst fällige Sanierung wurde nie durchgeführt, obwohl die Stadt vom Land Tirol 300.000 Euro für den Rückbau erhalten hat", so Gasteiger.
Wahlkampfmotto: "Erhaltung beziehungsweise Wiedererlangung von Lebensqualität"
Die Grünen wollen eine Umverteilung finanzieller Mittel und kritisieren die Ausgaben fürs Wave sowie für Wirtschaftsförderungen und den Bau der Nordumfahrung. "Wörgl ist landesweit die einzige Gemeinde, die sich die Umfahrungsstraße selbst zahlt", so Atzl, der dafür wie andernorts auch Landesgelder anzapfen will. Anliegen der Grünen sind die Erhaltung von Naherholungsgebieten und Wanderwegen, Parkanlagen, das Ende des "Fachmarktzentrumswahnsinns", der Um- bzw. Ausbau der Musikschule sowie der Ausbau des Seniorenheimes. Außerdem wolle man sich dafür einsetzen, dass "die Stadtwerke ihr wirtschaftliches Ergebnis als Gebührensenkung an die Bürger weitergeben und nicht in einen unwirtschaftlichen Badetempel stecken."
"3 Mandate und der Einzug in den Stadtrat"
... so definiert Bürgermeister- und Spitzenkandidat Alexander Atzl das Wahlziel und erhebt als erste Forderung im laufenden Wahlkampf die "Transparenz und Offenlegung der Wahlkampfsponsoren. In den letzten sechs Jahren wurde die Stadt tatsächlich von diversen Innenstadt- und Randlagen-Investoren regiert." Bürgermeister Arno Abler habe die letzten sechs Jahre wie ein Puppenkönig an den Fäden agiert. Weitere Fachmarktzentren würden keinen Sinn mehr machen und nur Belastungen bringen. Atzl: "Der Gipfel der schwarz-roten Investorenhörigkeit war wohl die Weigerung, eine Volksbefragung zum Tiroltower abzuhalten. Tatsache ist, wer `zahlt schafft an´. Wir fordern daher sämtliche Fraktionen, die sich dem Gemeinderatswahlkampf stellen auf, ihre Wahlkampffinanzen bzw. ihr Wahlkampfbudget offen zu legen, sodass jeder Bürger weiß, wen oder was er wirklich wählt." Für die Grünen steht das schon fest: 9.634,40 Euro aus der Parteienförderung und keinerlei Spenden. Landesweit.