Kommentare (0)

Ab dem Schuljahr 2010/2011: Modulare Handelsakademie in Wörgl

"Vor zweieinhalb Jahren begannen wir mit der Vorbereitung der Modularisierung der Handelsakademie", erklärte Dir. Harald Chesi (im Bild links) am 19. Jänner 2010 bei der Präsentation des Schulversuches, der im Herbst dieses Jahres startet. Das Ziel: "Die Eigenverantwortung der Schüler wird dadurch gestärkt und man kann individueller auf Stärken und Schwächen der Schüler eingehen."

Was unterscheidet die Modulare Handelsakademie von der bisherigen Tagesschule? Der gewichtigste Unterschied liegt wohl darin, dass es ab der 3. Klasse kein Sitzenbleiben mehr gibt. "Das Schuljahr wird in Semester mit abgeschlossener Beurteilung unterteilt. Damit ist die Schulnachricht auch ein Zeugnis. Bei negativer Beurteilung kann der Schüler bis vier Wochen nach dem Zeugnis eine Prüfung im betreffenden Gegenstand absolvieren. Wenn er diese nicht besteht, werden individuell mit dem Schüler Fördermaßnahmen vereinbart. Danach kann die Prüfung wiederholt werden", schilderte Dir. Chesi das neue Reglement.

"Dazu haben wir ein Coaching-System entwickelt, vier Kollegen befinden sich dafür derzeit in Ausbildung", so Chesi. Gleich bleibt die Schuldauer - auch mit der Modularen Handelsakademie bleiben 5 bis maximal 7 Jahre Zeit, um die Schule mit der Matura abzuschließen. Wie bisher kann man mit einer Negativ-Beurteilung im Abschlusszeugnis dazu antreten. Auch ein freiwilliges Wiederholen eines Schuljahres - etwa im Krankheitsfall oder bei besonderen Ausnahmen - ist weiterhin möglich.

Dir. Harald Chesi: "Sitzenbleiben ist nicht mehr zeitgemäß"

Hinter der Neuorganisation steht der gesamte Lehrkörper, der dem Schulversuch ebenso wie Eltern- und Schülervertreter zugestimmt haben. "Wer einmal die 3. Klasse erreicht hat, hat die Fähigkeiten und Voraussetzungen für einen positiven Schulabschluss. Klassenwiederholungen sind demotivierend, aus volkswirtschaftlicher Sicht gesehen teuer und es hat sich gezeigt, dass die Schüler deshalb nicht bessere Leistungen in den anderen Fächern erbringen", begründet Dir. Chesi die nun vorgenommene Modularisierung auf Semester. Was zudem dem folgenden Bildungsbetrieb entgegenkomme: "So arbeiten auch Fachhochschulen. Sitzenbleiben ist nicht mehr zeitgemäß."

In Tirol ist die Handelsakademie Wörgl mit der Neustrukturierung des Unterrichtes ziemlich allein auf weiter Flur. Den Erfahrungsaustausch pflegt man mit Partnerschulen in Wien, Steyr, Klagenfurt und Salzburg, wo ähnliche Modelle umgesetzt werden. Die Fördermaßnahmen werden den Schülern im Rahmen des kostenlosen Unterrichtes zur Verfügung gestellt. Chesi: "Wir haben einen Fonds für Förderungen und arbeiten schon lang nicht mehr mit der herkömmlichen Förderungskursen von 8 x 2 Nachmittagsstunden." Stattdessen gibt´s für gezielte Vorbereitung jeweils einen Nachmittag dauernde "Crashcurse" und Online-Kurse übers schuleigene Intranet, mit denen den Schülern individuelle Aufgaben gestellt werden können.

Die Umstellung bedeutet auch fürs Lehrpersonal einen Umdenkprozess. "Die Modularisierung wurde in vielen Fachkonferenzen besprochen. Dabei musste festgelegt werden, welcher Lernstoff in welchem Semester verbindlich durchgeführt wird und welche Mindeststandards gelten. So macht die erste Prüfung der Klassenlehrer, die 2. im Wiederholungsfall wird von einem Kollegen abgenommen", erläutert Schulkoordinator Werner Seebacher. Damit sei man einen Schritt näher an der "Zentralen Reifeprüfung", die ab 2015 an den Berufsbildenden Höheren Schulen Standard sein soll.

Die Abendschule der Handelsakademie Wörgl arbeitet übrigens seit Jahren mit einem ähnlichen System wie jetzt die Modulare Handelsakademie. An der Schule unterrichten derzeit 68 Lehrkräfte 550 Schüler in der Tagesschule und rund 130 in der Abendschule. Reinschnuppern kann man übrigens am Tag der offenen Tür, der am Freitag, 22. Jänner 2010 von 9 bis 13.30 Uhr stattfindet. Weitere Infos zudem unter http://www.hak-woergl.tsn.at/