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Ausstellung "Himmelschreiende Schattenspender" und Katalogpräsentation am 29. April 2010

 

Eine besondere Bedeutung in der bildhauerischen Arbeit des Kramsacher Künstlers Mag. Alois Schild nehmen die Titel seiner Werke ein, von denen er fünf eigens für die Ausstellung "Himmelschreiende Schattenspender" in der Hypo Tirol Zentral in Innsbruck schuf. Am 29. April 2010 erfolgte vor der Vernissage der Ausstellung, die bis Ende Mai zu sehen ist, die Präsentation des neuen Kataloges mit einer großen Werkschau von 1992 bis 2010. Hypo Tirol Direktor Werner Pfeifer (Bild rechts) freute sich über das erste druckfrische Exemplar und bei der "Improvisierten Kochplatte zur Stärkung des Wir-Gefühls" traf sich Alois Schild (Bild Mitte) mit weiteren "Kunst-Verbündeten" aus der Hypo Tirol: Ing. Peter Scoz, Verwalter des Egone-Nachlasses (links) und Herbert Waltl, Direktor des Festivals der Träume, das heuer sein 20jähriges Bestehen feiert.

28 Jahre Alois Schild - Skulpturen, Objekte, Installationen

Die bildende Kunst in Tirol ist ein hartes Brot. Darauf lässt der reich bebilderte Katalog über Alois Schilds bisheriges Schaffen allerdings nicht schließen - im Gegenteil. Er erschließt ein künstlerisches Universum mit einer derartigen Fülle an Themen, die staunen lässt. Alois Schilds Kunst ist Interaktion und bis heute blieb er seiner Philosophie, dass ein Künstler "Visionen und dann auch den Mut zur Umsetzung braucht" treu.

Der gelernte Fahrzeugtechniker, der von 1983 bis 1986 bei Bruno Gironcoli studierte, stieß in Tirol zuerst einmal auf Skepsis bis Ablehnung. So lehnte die Tiroler Künstlerschaft 1992 sein Ansuchen um Beitritt ab. Damals hätte dem jungen Künstler der Beitrag zur Sozialversicherung, der mit einer Mitgliedschaft verbunden ist, sehr geholfen. Alois Schild blieb daraufhin bis zum heutigen Tag der Tiroler Künstlerschaft fern und hat keinerlei Ambitionen, dort beizutreten.

Davon unbeirrt setzte Schild seinen autonomen Weg fort und fand seine Auftraggeber vor allem bei privaten Kunstsammlern im In- und Ausland. Sein Resumee: "95 bis 98 % meiner Auftraggeber sind kunstbegeisterte Menschen. Wenn man seinen Weg geht, findet man auch Verbündete." Doch in erster Linie zählt für Schild das künstlerische Anliegen - erst an zweiter Stelle steht für ihn, ob die Arbeit dann auch einen Käufer findet. Wobei ihm gesellschaftskritische Themen besonders am Herzen liegen. 10 Jahre arbeitete Schild an seiner Skulptur, die an die Euthanasieopfer der Nazis erinnert und mit einem begleitenden mehrjährigen Veranstaltungszyklus in Kramsach zur Geschichtsaufarbeitung einlud.

Dass ein erzielbarer Verkaufserlös sowie die üblicherweise in Ausschreibungen definierten räumlichen Begrenzungen für Alois Schild keine Maßstäbe sind, zieht sich durch sein Lebenswerk. "Hätte ich die Arche Noah, die jetzt am Kreisverkehr in Wörgl steht, nach dem gebaut, was sie finanziell einbringt oder was am Kunstmarkt gut verkäuflich ist, wäre sie ein Schiffl für die Badewanne geworden", meint Schild schmunzelnd, der sich in keiner Form beschränken lassen will.

Alois Schilds Kunst beschränkt sich aber nicht auf die Bildhauerei und das Material, das er liebend gern zu Großskulpturen formt - der verheiratete Familienvater von Zwillingstöchtern versteht es auch, auf sprachlicher Ebene die Anliegen seiner Kunst zu vermitteln und damit Verbündete zu finden. So etwa im Verein der Freunde zeitgenössischer Kunst, mit dem er seit 15 Jahren ein engagiertes, niveauvolles Kulturprogramm im Skulpturenpark an der Brandenberger Ache wie auch in der Galerie Kunstforum Troadkastn gestaltet. Dafür nützt der Künstler seine internationalen Verbindungen, die er im Lauf der Jahrzehnte auch durch die Teilnahme an Bildhauer-Symposien und Festivals aufgebaut hat. Besonders hervorzuheben ist hier die Zusammenarbeit mit koreanischen Künstlern.

"Die Kunst soll ein Bestandteil des Alltags sein. Deshalb sind meine Arbeiten fast ausnahmslos ohne Sockel - das ist mir wichtig", erklärt Schild. Seine Skulpturen sind Reibungsflächen, wollen provozieren, um in den Köpfen etwas zu bewegen. Diese im öffentlichen Raum aufzustellen stieß deshalb auch immer wieder auf Hindernisse und Ablehnung, wie der Skandal um die 1995 vor der Jesuitenkirche in Innsbruck aufgestellte Herz-Jesu-Plastik zeigte. Sie sollte als "Dialog zum Schützenaufmarsch" im Rahmen des Volksgarten-Projektes auf einem eigens um 30.000 Schilling angemieteten Parkplatz installiert werden und stand gerade einmal 8 Stunden. Verständnislosigkeit herrschte bei Bischof Stecher ebenso wie beim Landeshauptmann Weingartner und bei Bürgermeister van Staa. Nachdem eine Verlegung der Feier in eine andere Kirche aufgrund der geplanten ORF-Übertragung ebenso ausgeschlossen wurde wie der Auszug über den Hinterausgang, montierte die Feuerwehr kurzerhand die Skulptur ab und verfrachtete die 50 Einzelteile auf den Bauhof, wo sie Alois Schild wieder einsammeln durfte.

Das Zerwürfnis mit der Kirche hatte dann noch ein Nachspiel, als das neue Krematorium in Innsbruck errichtet wurde. Die Leiterin schlug Schild als Künstler für die Herstellung eines neuen Metallkreuzes vor. Als sie den Vorschlag unterbreitete, hieß es "jeder andere Künstler, aber nicht der Schild!"

Die Dimensionen des Normalen überschreiten...

"Alois Schild schafft Kunstwerke, die inhaltlich wie Größen mäßig Dimensionen des Normalen überschreiten", würdigt die Hypo das Schaffen Schilds. "Er hat sich damit am Kunstmarkt in einer schwierigen, nicht sehr kommerziellen Nische positioniert." Die Tiroler Landesbank lädt zur Auseinandersetzung mit Schilds Werk nicht nur anhand des Kataloges. "Wir wollen unsere Kunden animieren, sich mit den Arbeiten auseinanderzusetzen und sie aus dem täglichen Trott herausholen und damit den Dialog auf der Kunst-Ebene forcieren", erklärte Direktor Werner Pfeifer bei der Katalogpräsentation.

Der Katalog Alois Schild - Skulpturen - Objekte - Installationen" zeigt fast 30 Jahre der künstlerischen Entwicklung des Kramsacher Bildhauers, der heuer seinen 50. Geburtstag feiern kann. Textbeiträge vom Kunsthistoriker Mag. Günther Moschig, dem Journalisten und Museumsdirektor vom Haus der Völker Gert Chesi und dem Schriftsteller und Philosoph Helmut Schönauer befassen sich mit Alois Schilds Werk und Kunstbegriff. Der bei Druck 2000 in Wörgl hergestellte Katalog ist unter ISBN 978-3-9813021-2-7 beim Verlag für zeitgenössische Kunst und Theorie, Berlin, erschienen.

 

Anekdoten und Hintergrundgeschichten zu im Katalog kommentarlos abgebildeten Kunstaktionen lieferte Alois Schild bei der Katalogpräsentation in der Hypo Tirol Zentrale.

Noch bis Ende Mai sind Alois Schilds für die Hypo-Ausstellung gefertigten Arbeiten zu sehen: Im Bild links "Majestätischer Rastplatz für erschöpfte Nullsummenspieler", Bild Mitte: "Endlose Dauerwelle", Bild rechts: "Sichtbares Zeichen eines machtvollen Wortwechsels."

Bild links: "Ausreichend frankierte Hiobsbotschaften", Bild Mitte: "Improvisierte Kochplatte zur Stärkung des Wir-Gefühls". Bild rechts: Der "Hinterhofprophet" entstand bereits 2008. Weitere Bilder von der Katalogpräsentation hier in der Galerie...