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Kritik von Hugo J. Bonatti
vero / 18.09.2010 00:41
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Kultur  St.Johann  Puchleitner  Liederabend  Schubert  Müllerin  Briem 

Schubertiade in St. Johann

 Johannes Puchleitner, Tenor, und Walter Briem, Gitarre, interpretierten "Die schöne Müllerin". Es ist wenig bekannt, dass schon zu Lebzeiten Franz Schuberts und noch mehr nach seinem Tod einem Teil seiner Lieder - und zwar nach dem Muster der Klaviersätze - Gitarrebegleitungen unterlegt wurden. Im Fall der "Schönen Müllerin", waren es zuletzt (Ende der 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts) die beiden Gitarristen Konrad Ragossnig und John W. Duarte, welche einen weiteren Versuch - einen, wie man den Eindruck hatte, äußerst gelungenen Versuch - unternahmen, die Lieder in diesem Sinn zu arrangieren.

Was ihnen zweifellos gut tat, weil die Gitarre den Hammerklavierklang von damals besser trifft als der moderne Konzertflügel. Aber Klavier oder Gitarre: wie Schubert diese einfachen Texte des deutschen Romantikers Wilhelm Müller kongenial umsetzte, erregt doch immer wieder Erstaunen, und man kann und darf sagen - nach diesem Überraschungskonzert in der Alten Gerberei, dass Puchleitner mit seiner Interpretation sowohl den müller´schen als auch den schubert´schen Grundton dieser, fast möchte man sagen "keuschen Liebeslieder" bestens getroffen hat. Sein heller Tenor strahlte stellenweise wie ein Licht in diese eher traurigen Verse.

 
Gelungene Umsetzung

Das Ungekünstelte in seiner Art, die Natürlichkeit also in der Diktion, die Umsetzung von Ernst in den Texten und zugleich romantischer Ironie, tat wohl.Und was Walter Briem in der (teils recht schwierigen) Gitarrebegleitung leistete, sein bescheidenes und doch so gekonntes im Hintergrund Agieren, vor allem aber seine Technik am Instrument, war wie ein Geschenk.

Authentischer Abend

Eine authentische Interpretation von großer Einheit, eine Schubertiade im kleinen, welche man da erleben durfte. Weitergabe empfohlen!

Von Hugo J. Bonatti (Kitzbüheler Anzeiger, 16. September 2010)