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Veranstaltung im Tagungshaus Wörgl am 17. September 2010 |
Hedi Wechner erzählte beim Frühstückscafé am 17. September 2010 im Tagungshaus Wörgl über ihren Werdegang und aus ihrem Alltag. Die Hauptschullehrerin, geboren in St. Johann, kam erstmals in Angath in Berührung mit der Politik. Bei einer Geburtstagsfeier habe sie - damals noch Grün-Sympathisantin, sich spontan bereit erklärt, für den Angather Gemeinderat zu kandidieren. Und da nicht etwa hinten auf der Liste, sondern vorn - worauf sie den Einzug ins Dorfparlament auch schaffte, das Mandat aber durch die Übersiedelung nach Wörgl abgeben musste.
1992 kandidierte Hedi Wechner dann erstmals in Wörgl für den Gemeinderat - auf der SPÖ-Liste. Es folgten Jahre als Gemeinderätin, Stadträtin, Vizebürgermeisterin und seit der Neuwahl im März 2010 übt sie das Bürgermeisteramt in Wörgl aus. "Dass ich aus einer Außenseiterposition Bürgermeisterin geworden bin macht mit stolz, aber nicht eitel", so Wechner, die ihre Aufgabe nun darin sieht, nach Jahren des massiven Wachstums Wörgl "eine Atempause" zu verschaffen. Der massiv vorangetriebene soziale Wohnbau habe auch Probleme bei der Infrastruktur gebracht und nun gelte es, wieder ein Gleichgewicht zu finden.
Der Alltag bestehe nun vor allem aus Terminen, wobei sie dabei trotzdem bürgernah bleiben will. "Ich brauche jetzt für meine Einkäufe doppelt so lang wie früher", stellt die Bürgermeisterin fest und kalkuliert sich diese Zeit schon ein: "Der Kontakt zu den Menschen ist mir wichtig."
Was Frauen von den Männern in der Politik unterscheide, hakte Moderatorin Rita Hauser nach. "Frauen haben da weniger Vorbilder und gehen da mehr ihre eigenen Wege. Frauen legen auch weniger Wert auf äußere Statussymbole. Ich fahre zum Beispiel gern mit dem Fahrrad ins Amt und zu Terminen. Deshalb wurde ich schon gefragt, ob es denn keinen Dienstwagen gäbe." Aufgrund der derzeitigen politischen Konstellation - Hedi Wechners Liste hat nur drei von 21 Sitzen im Gemeinderat - verstehe sie sich als Mediatorin und wolle eher beschwichtigen und Wind aus aufgeheizten Themen herausnehmen als noch Gas zu geben.
Und wie sieht die verbleibende Freizeit nach Lehrer- und Bürgermeister-Job aus? "Hobbies habe ich mittlerweile abgeschrieben. Ich bemühe mich aber um Auslauf, gehe viel zu fuß, fahre mit dem Rad und gehe 2 bis 3 mal pro Woche Laufen", verriet Wechner. Am Abend mit ihrem Mann auf ein Glaserl Wein zusammensitzen habe sie sich auch angewöhnt und freue sich über seine Unterstützung. Seit 1. August sei er in Pension und stehe ihr nun öfter bei Abendterminen als "Chauffeur" zur Seite. Sofern Hedi noch Zeit fürs Bücherlesen findet, greift sie zu Krimis: "Je blutrünstiger, desto lieber", meint sie schmunzelnd.
Ein Hobby jedoch beschäftigt die neue Bürgermeisterin auch weiterhin: Als Reptilienfan genießt sie die Gesellschaft ihrer Riesenschlangen-Dame "Lady Python". Das 3,5 m lange und 30 kg schwere Reptil ist 23 Jahre alt und hatte über Jahre eine Boa als "Mitbewohnerin". Die Boa ging mittlerweile aus Altersgründen in die "ewigen Jagdgründe" ein. "Reptilien gelten zu unrecht als teilnahmslos - unsere Schlange will Gesellschaft", erzählt Wechner. Und so kann die Python die ganze Wohnung als ihr Revier durchstreifen und ist nicht in ihrem Terrarium gefangen. Gefüttert wird sie übrigens nur alle fünf Wochen - mit frisch geschlachtet angelieferten Kaninchen. Sie habe schon alle möglichen Haustiere gehabt - Katzen, Hunde, Eichhörnchen, Marder, Echsen und sogar eine Eule - aber ihre besondere Liebe gilt den Schlangen: "Es ist diese stille Eleganz und Ruhe, die sie ausstrahlen. Außerdem können sie etwas, was man sich auch manchmal wünscht - die alte Haut abstreifen und in neuem Glanz erstrahlen." Trotzdem empfiehlt Hedi Wechner Schlangen nicht als Haustiere: "Schlangen sind wilde Tiere, das muss man sich bewusst machen. Unsere Riesenschlange können wir keinem anderen anvertrauen - das heißt kein gemeinsamer langer Urlaub. Wir können maximal vier Tage wegfahren."
Der anschließende Small-Talk an den Tischen verriet auch noch einige interessante Seiten von Wörgls Bürgermeisterin. Dass sie beispielsweise die Jagdprüfung abgelegt hat, jetzt aber nicht aktiv die Jagd ausübt. Und dass sie in den 1990er Jahren als Rettungssanitäterin beim Roten Kreuz in Wörgl Dienst versah und öfter noch an den heikelsten Einsatz ihrer Dienstzeit zurückdenkt - eine Hausgeburt unter widrigen Umständen in der Wildschönau.
Rita Hauser vom Tagungshaus Wörgl (im Bild rechts) moderierte das Frühstücksgespräch und bedankte sich bei Bürgermeisterin Hedi Wechner mit Blumen.