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Entwicklungspolitische Bildung: Armenien heute

    

Interessierte Diskussionsrunde im Wörgler Jugendzentrum: Andrä Stigger vom Welthaus Innsbruck, ZONE-Jugendbetreuer Josef Steinlechner, Armen Martirosyan und Anna Yeghoyan aus Armenien, Dolmetscherin Katharina, Wörgls Jugendkoordinator Klaus Ritzer und Wörgls LA21- und Integrationsbeauftragter DI Peter Warbanoff (Bild links). Anna und Armen brachten landestypische Gegenstände mit - die Flagge, das armenische Alphabet, das über 39 Buchstaben verfügt, und jede Menge Bilder und Hintergrundinfos zur bewegten Geschichte des asiatischen Landes.

Der respektvolle Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturkreise ist das Ziel der Welthaus-Veranstaltungsreihe Lebensbilder, wobei die Gäste dabei aus den Schwerpunktländern der Entwicklungszusammenarbeit der Diözese Innsbruck kommen. Anna Yeghoyan aus Armeniens zweitgrößter Stadt Gyumri arbeitet seit 2 Jahren für die Caritas Armenien als Assistentin in Entwicklungsprojekten auf Gemeindeebene und für Frauen- und Jugend-Projekte. Armen Martirosyan lebt in Tashir, ist seit 7 Jahren Caritasmitarbeiter und verantwortlich für mehrere Sozialprojekte, u.a. für eine Tagesstätte für Kinder mit Behinderung sowie für ein Tageszentrum für ältere Menschen. Die Caritas Armenien betreut rund 30 Projekte mit Unterstützung ehrenamtlicher HelferInnen, wobei ehrenamtliche Arbeit in der armenischen Gesellschaft traditionell nicht verankert ist.

Armenien gilt als Knotenpunkt zwischen Europa und Asien, grenzt an Aserbaidschan, Georgien, Iran und die Türkei, zählt rund 3,2 Millionen Einwohner bei einer Fläche, die ungefähr ein Drittel von Österreich beträgt. Armenien ist inmitten islamischer Länder neben Georgien ein christliches Land, in dem 94 % der Bevölkerung der Armenisch-Apostolischen Kirche und 5 % der Armenisch-Katholischen Kirche angehören. Armenien führte das Christentum als erstes Land der Welt 301 n.Ch. als Staatsreligion ein. Die Religion prägte die Kultur und führte zur Entwicklung eines eigenen Alphabetes, um die Bibel in armenisch niederzuschreiben.

"Armenische Kinder lernen drei Alphabete - als erstes das Armenische, dann das russische und dann mit europäischen Sprachen das lateinische", gab Anna einen Einblick ins Alltagsleben ihres Volkes, das aufgrund der bewegten Geschichte in alle Welt verstreut lebt. Während des 1. Weltkrieges verübte die türkische Regierung einen Völkermord an Armeniern, dem rund 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen und der bis heute nicht als Genozid vom türkischen Staat anerkannt wird. Armenier wurden aus Anatolien vertrieben, Westarmenien verschwand von der Landkarte. Das Gebiet, in dem auch der den Armeniern heilige Berg Ararat steht, gehört heute zur Türkei. Ostarmenien wurde nach 70jähriger Zugehörigkeit zur Sojwetunion 1991 ein unabhängiger Staat.  Mit dem Zusammenbruch des russischen Imperiums brach zu Beginn der 1990er Jahre mit dem Nachbarland Aserbaidschan ein bewaffneter Konflikt um die Bergregion Karabach aus, der bis heute nicht beigelegt ist. In Karabach, das in Aserbaidschan liegt, leben vorwiegend Armenier.1988 erschütterte ein Erdbeben den Norden des Landes, bei dem 25.000 Menschen starben. Nach dem Niedergang der Sowjetunion verließen bis 1998 rund 750.000 Menschen das Land, das die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise auch zu spüren bekommt. Die Arbeitslosigkeit beträgt zwischen 20 und 25 % , in manchen Städten bis zu 40 %, was nach wie vor dazu führt, dass Menschen im Ausland, vorwiegend in Russland, Arbeit suchen. Vom armenischen Volk lebt heute nur rund ein Drittel im Staat Armenien.

Zu den sozialen Herausforderungen des jungen Staates zählt der Umgang mit Behinderten ebenso wie die Flüchtlingsthematik. Die Armenische Caritas engagiert sich für sozial schwache Familien, ältere Menschen und organisiert Gesundheitsprojekte, Essenausgaben und Sommercamps für Kinder.

Gemeindeentwicklungsprojekte in Dörfern, die Anna betreut, bieten den Menschen Hilfestellung bei der Umsetzung von Projekten auf kommunalpolitischer Ebene, von der Wasserversorgung bis zur Kinderbetreuung.