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Perchtenlauf 2010 in Wörgl

   

Zum zweiten Mal stellte heuer der Fohring-Bauer beim Hauserwirt in Wörgl-Boden seinen Hof als ideale Kulisse für einen Perchtentreff zur Verfügung und lud am Nachmittag des 5. Dezember 2010 u.a. die Lauda-Pass aus Itter (Bilder oben) sowie die Fluckinger Pass aus Wörgl (Bilder unten) ein. Trotz minimaler Werbung - nur die Kinder der Volksschule erhielten eine Mitteilung - fanden sich zahlreiche Besucher ein, die aufgrund des Geländes beste Sicht auf die Aufführungen hatten. "Der Platz bewährt sich bestens", freuen sich Barbara und Hubert Werlberger (Bild unten rechts) und wollen den Perchtentreff auch nächstes Jahr wieder durchführen - dann mit Einladung der gesamten Bruckhäusler Bevölkerung.

  

Am 5. Dezember 2010 organisierte Karl Binder wieder auf dem Parkplatz seines Gasthauses in der Brixentalerstraße einen Perchtentreff, bei dem auch das Team der ZONE Wörgl (Bild unten rechts) ein Standl mit heißen Getränken sowie einen Feuerplatz zum Aufwärmen anbot. Beim Einzug des Nikolaus herrschte großes Gedränge, bei dem sich leider einige Erwachsene nicht gerade positiv hervortaten - liebe Leute, falls ihr das lest: Die Nikolaus-Sackerl sind für die Kinder!! Getrübt wurde der schaurige Perchtenzauber vom allzulauten DJ-Musikprogramm des Veranstalters, das besser auf eine Aprés-Ski-Party als zu einer Brauchtumsveranstaltung gepasst hätte. Da nahmen sich die Perchtenauftritte leise aus.

   

Weitere Bilder von diesen beiden Perchtenveranstaltungen am 5. Dezember 2010 hier in der Galerie

Nikolaustag in der Innenstadt - die Perchten sind zurück!

  

Mit 2 PS, einer süßen Engelschar und ohne teuflische Begleiter zog der Nikolaus am 6. Dezember 2010 auch durch die Wörgler Bahnhofstraße zum City-Center, um dort seine Gaben zu verteilen. Die Nikolaus-Tour am 5. und 6. Dezember organisierte wieder der Verein Shopping City Wörgl. Durch den geregelten Zugang zur Bühne vor dem Einkaufszentrum verlief die Verteilung der Sackerl ganz friedlich und SCW-Obmann Hannes Mitterer freute sich mit seiner bezaubernden Engerlschar über das große Publikumsinteresse (Bild oben rechts). 

   

Nach dem Nikolaus-Auftritt zog die traditionelle Wörgler Perchtenpass vom City-Center in die Bahnhofstraße ein. Angeführt von der Hex tamperten die Wörgler Perchten nach Vorbild der Perchtentradition vom Angerberg ohne Feuerzauber, um die Winterdämonen zu vertreiben. Besonders eifrig dabei war auch der jüngste Percht Alex mit seinen gerade einmal sechs Jahren. Das Tampern wurde ihm buchstäblich schon beinahe in die Wiege gelegt - heuer war es bereits seine 3. Saison als "Beaschtl"!

   

In den Reihen der Wörgler Perchten-Pass marschierte heuer zum 2. Mal Harald Hotter (2. Bild v.l.), Mitglied im Wörgler Kulturausschuss mit. Wie sich das lebendige Perchtenbrauchtum weiterentwickelt und als Jugendkultur inszeniert, zeigte der Perchtentreff am 6. Dezember 2010 in der abgesperrten Speckbacherstraße neben dem Wörgler Stadtplatz, das von der Hauserwirt-Pass eröffnet wurde (Bild oben rechts). Das Treffen wurde in Kooperation von Wörgler Gastronomen mit dem Wirtschaftsausschuss auf die Beine gestellt.

Bürgermeisterin Hedi Wechner gab grünes Licht für die Idee aus dem Wirtschaftsausschuss und freut sich über die parteiübergreifende Zusammenarbeit aller Fraktionen bei der Umsetzung. Die Sicherheit der Besucher wurde durch Absperrungen ebenso gewährleistet wie durch Security-Leute. „Die 40 cm-Regelung bei den Hörnern ist zwar noch aufrecht, aber es gibt Ausnahmeregelungen“, erklärte Wechner und sieht in der Rückkehr des Brauchtums eine Belebung der Bahnhofstraße. Die blieb für den motorisierten Verkehr bis auf kurzfristige Absperrungen vor dem Citycenter auch befahrbar.

   

Beim Perchtentreff in der Speckbacherstraße stellte sich mit der Gruab-Pass aus Wörgl-Mayrhofen eine neue, junge Wörgler Perchtenpass vor, die heuer gegründet wurde und 25 Mitglieder zählt. Das inszenierte Gruseln der Perchten und Fellteufel im Alter zwischen 12 und 24 Jahren beeindruckte auch Bürgermeisterin Hedi Wechner und Wirtschaftsausschuss-Obmann STR Mario Wiechenthaler (Bild oben Mitte), die zum Perchentreff aus dem Publikum gleichermaßen viel positives Echo wie von den Brauchtums-Akteuren ernteten. Bild rechts: Wirtschaftsreferent Mario Wiechenthaler mit den City-Pub-Wirtinnen.

    

Auftritt der 2009 als Verein gegründeten Inntal Pass (www.inntalpass.at) aus Kirchbichl beim Perchtentreff in der Speckbacherstraße.  

Der Besucherandrang beim Perchtentreff vor dem City Pub war groß beim Auftritt der sieben Passen, die ihren Tanz zur Vertreibung der Winterdämonen auch wieder mit Feuer und Rauch aufführten. Nach der Hauserwirt Pass stellte sich mit der Gruab Pass aus Mayrhofen eine neue Wörgler Perchtengruppe vor. Weiters mit dabei waren die Inntaler Pass, die Eiberg Pass, die Fluckinger Pass, Luzifers Garde und die traditionelle Wörgler Pass. Das Perchtentreffen in der Innenstadt soll´s auch nächstes Jahr wieder geben.
Disziplinierte Perchten und ein "randalierender Nikolaus" in Alpbach

Brav waren sie, die Perchten, wenn man sich die Polizeiberichte vom 5. und 6. Dezember 2010 ansieht - es lagen keinerlei Anzeigen betreffend die Perchten-Brauchtumspflege vor. Die einzige Meldung einer Sachbeschädigung im Bezirk langte aus Alpbach ein: Dort lenkte ein als Nikolaus verkleideter 25jähriger Mann mit einem "Krampus" am Beifahrersitz am 6. Dezember zwischen 1 und 2 Uhr früh seinen Allrad-Pkw taleinwärts. Er fuhr dabei auf eine steile Böschung neben der Straße und bei der Rückkehr auf die Fahrbahn eine Schneestange um. Als er die Fahrt fortsetzte, mussten noch weitere neun - diesmal absichtlich umgefahrene Schneestangen dran glauben. Ob der Mann alkoholisiert war, ging aus dem Polizeibericht nicht hervor...

... und noch ein paar persönliche Worte...

"Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche" - dieses Zitat Gustav Mahlers trifft auf viele neu gegründete Perchtenpassen zu, die sich in der Tradition sehen, diese aber mit modernen Ausdrucksmitteln umsetzen wollen. Dem Perchten-Kult liegt das Fürchten zugrunde - durch Lärm und fürchterliche Maskierung sollten Winterdämonen vertrieben und um Fruchtbarkeit der Felder fürs nächste Jahr gebeten werden. Reichte dazu früher die gnomenhafte Holzmaske, so erschrecken bei den heutigen Mediengewohnheiten Jugendliche nicht mehr beim Anblick volkskunst-historischer Masken. Dass dem Gruseln also mit entsprechender Optik Nachdruck verliehen wird, ist verständlich. Dass man Kleinkinder keine Gruselfilme ansehen lässt, ist auch verständlich. Beim Besuch diverser Perchtenveranstaltungen sollten Eltern daran denken, dass besonders kleine Kinder diese Eindrücke wohl kaum entsprechend verarbeiten können. Angst ist kein gutes Erziehungsmittel - und die Freude am Gruseln kommt erst in späteren Jahren...

Dass das Perchtenbrauchtum nicht nur bei uns auflebt, zeigt der 2008 erschienene Bildband "Wilde Jagd" von Kurt Grafschafter im Context Verlag. Das Buch beinhaltet Nikolaus-, Teufel- und Perchtenbrauchtum im Alpenraum und enthält u.a. den vero-online-Bericht über die Breitenbacher Perchten vom Dezember 2005  (Bericht hier).