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TT-Forum am 13. April 2011 in Wörgl: "Mülldeponie Riederberg - wann ist Schluss mit dem Gestank?"

  

In der gut gefüllten Gaststube diskutierten DI Martin Rottler, Bürgermeisterin Hedi Wechner und Ortsvorsteher Korbinian Auer unter der Leitung von TT-Chefredakteur Mario Zenhäusern rund eineinhalb Stunden über Maßnahmen und Probleme bei der Stilllegung der Faulgasdeponie Riederberg, die seit 2008 vom Land Tirol betreut wird. Projektleiter Martin Rottler erläuterte anhand einer Powerpoint-Präsentation ausführlich Zahlen, Daten und Fakten (mehr dazu hier in der Fotogalerie).

Das TT-Forum kam aufgrund einer neuerlichen Zunahme der Geruchsbelästigung in den vergangenen Wintermonaten zustande, die vor allem  auf eine Pannenserie bei der Sickerwasserbehandlung zurück zu führen war. Folge war der stufenweise Austausch der gesamten Anlage, nachdem im Februar mit dem Ausfall der Steuerrung und damit dem Totalausfall der Sickerwasserreinigungsanlage für die betroffenen Anrainer eine Belastung ähnlich der zu Zeiten des aktiven Deponiebetriebes gegeben war.  

Die bisherigen Stilllegungsmaßnahmen zeigen messbare Wirkungen, die DI Rottler anhand von Sickerwasseranfall und Deponiegasverwertung aufzeigte: Während der Sickerwasseranfall durch Optimierung der Deponieoberfläche beständig rückläufig ist, konnte die Deponiegas-Absaugung soweit verbessert werden, dass nun wieder zwei Blockheizkraftwerke betrieben werden und nur mehr wenig Gas austrete. Die abgesaugte Gasmenge wurde seit Schließung der Deponie verdreifacht. Gasaustritte werden mit FID-Messungen überwacht. Ursache sind meist Setzungen in der Deponie, die bei Entdecken durch Überschüttung abgedichtet werden.

Eine Geruchsquelle ist der Biofilter der Sickerwasserreinigungsanlage, besonders bei Wechsel des Filtermaterials, wobei die Geruchsbelastung vor allem durch die Schwefelbeigabe bei der Abwasserbehandlung durch die Umkehrosmose zustande kommt. Um hier auftretende Emissionen zu verringern wurde der Wechsel des Filtermaterials von jährlich auf vierteljährlich umgestellt, zudem prüfe man die Einsetzung eines Schwefelwäschers. Zur Verbesserung der Wartung installierte das Land für die gesamte Anlage eine Überwachungssystem mit Fernwartung übers Internet, womit schneller auf Störfälle reagiert werden kann.

Die Sickerwasserbehandlung soll ab 1. Jänner 2012 durch eine vollkommen neue Anlage erfolgen. Das Ausschreibungsverfahren dazu wurde bereits vom Land abgewickelt, wobei derzeit vor der Auftragsvergabe die Angebote auch auf ihre technische Tauglichkeit geprüft werden.

    

Fragen der Bevölkerung - hier am Mikro Thomas Gasteiger, Obmann der Bürgerinitiative Bruckhäusl aktiv (Bild links), der ehemalige Feuerwehrkommandant Hermann Ellinger (Bild Mitte) und Rudi Oppacher (Bild rechts) - betrafen auftretende Probleme ebenso wie die Zukunft.

Sorgen der Anrainer betreffen die Standsicherheit der Deponie, die in einem Hang oberhalb der Ortschaft errichtet wurde, ebenso wie deren Dichtheit. DI Rottler beruhigte in beiden Fällen: Die Standortsicherheit liege ober der Normsicherheit und die bisherigen Messungen würden keinerlei Beeinträchtigungen des Grundwassers zeigen. Im Fall eines Sickerwasserstaues würde auch sofort reagiert. Die Gefahr einer "Müll-Lawine" schließt Rottler zu 100 % aus. Auf die Frage, warum bei Starkregen der Dornhäuslgraben-Bach "nach Mülldeponie" stinke, konnte Martin Rottler nicht nachvollziehen: Es gäbe keinerlei Ableitungen in den Bach.   

Natürlich interessierte im Saal die Frage, wie es mit der Geruchsbelastung weitergeht. Völlig geruchsfrei wird die Deponie auch in den nächsten Jahrzehnten nicht sein, ließ DI Martin Rottler anklingen. Es sei zwischen der noch laufenden Stilllegungsphase, in der im Deponiekörper Abbauprozesse stattfinden, und der danach eintretenden Nachsorgefrist zu unterscheiden. Durch Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten der Anlagen zur Sickerwasserbehandlung und Gasentsorgung während der Stilllegung würde es phasenweise weiter zu Belastungen kommen, wobei man diese so gering wie möglich halten und darüber auch vermehrt im Vorfeld der Arbeiten informieren wolle.

 

Der Ärger darüber, dass die privaten Betreiber erst das Geschäft mit dem Müll machten, dann in Konkurs gingen und nun die teure Nachsorge dem Steuerzahler überlassen, kam ebenso zur Sprache wie die Höhe der millionenschweren Nachsorgekosten. Bisher gab das Land dafür 8 Millionen Euro aus, heuer kalkuliert DI Rottler mit 2 Millionen Euro. Wie sich diese Kosten in Zukunft entwickeln, lasse sich schwer vorhersagen, wobei bei einem weiteren Rückgang des Sickerwasseranfalls auch der Kostenaufwand sinke.

Eines steht für die Bevölkerung ebenso fest wie für Bürgermeisterin Hedi Wechner und Ortsvorsteher Korbinian Auer: Einsparungen zulasten der Anrainer dürfe es bei der Weiterbetreuung der Deponie nicht geben.

Einen Live-Mitschnitt der gesamten Diskussion gibt´s übrigens online auf youtube: http://www.youtube.com/watch?v=MtdA0562jjY