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Gaststubenbühne Wörgl spielt Max Frisch - Biedermann und die Brandstifter |
vero / 25.04.2011 11:58
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Zu Max Frischs 100. Geburtstag und 20. Todestag wählte die Gaststubenbühne Wörgl dessen zeitloses und immer noch brandaktuelles Drama "Biedermann und die Brandstifter" für die Frühjahrs-Theatersaison. "Frisch wehrt sich permanent gegen Kleingeist und Spießertum. Ein Thema, das offensichtlich nie an Aktualität verliert", erklärt Thomas Kraft, der mit dieser Inszenierung zum 2. Mal als Regisseur für die Gaststubenbühne auftritt, seine Faszination für das Stück: "Frisch zeigt den unter dem Mantel des weltmännischen Industriellen versteckten kleinen Spießer als Wegbereiter zerstörerischer Kräfte, die aus ihren bösen Absichten nie einen Hehl machen."
Zum Gelingen der Theaterproduktion tragen auch Licht- und Tontechnik bei - im Bild links Regisseur Thomas Kraft mit Mathilde Egitz und Josef Theurl, in der Bildmitte mit Markus Steinbacher. Bild rechts: Premierenapplaus fürs gesamte Team.
Max Frisch wirft einen entlarvenden Blick auf die "Gutmensch"-Fassade des Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann, der immer auf seinen eigenen, vermeintlichen Vorteil bedacht ist. Schmeichelei öffnet den Brandstiftern die Tür, die als obdachlose Ringer und Kellner sich im Dachboden einnisten und vor den Augen Biedermanns dort Fässer mit Benzin, Zündschnur und Zündkapseln verstauen. Anstatt sie aus dem Haus zu werfen, glaubt Biedermann, sie "einkaufen" zu können und hofft verschont zu bleiben, wenn er sich mit ihnen verbündet, seine Freundschaft anbietet.
Brandstifter Eisenring: "Die beste und sichersteTarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand."
Max Frischs Bühnenstück hat seit der Uraufführung 1958 nichts an Aktualität verloren, im Gegenteil. Angesichts von Atomkatastrophe und Finanzkrise stellt sich jeden Tag die Frage neu, wo heute Biedermänner und Brandstifter am Werk sind und wie weit wir bereit sind, unangenehme Wahrheiten lieber bequem zu verdrängen als aktiv zu handeln.
Zur Meisterleistung Max Frischs zählt bei Biedermann und die Brandstifter der hintergründige Humor und die Situationskomik, die das Ensemble der Gaststubenbühne mit tollen Darsteller-Leistungen auf die Bühne bringt. Vor allem überrascht der Theater-Nachwuchs, der erstaunlich routiniert agiert: der 17jährige Maximilian Mauracher gibt souverän den Brandstifter Eisenring, Dominic Kainzner (16) überzeugt als Polizist und Chorführer mit Valentina Zangerl (16) und den beiden Theaterneulingen Othmar Haller und Eva Panzenböck im beeindruckenden Chor der Feuerwehrleute, die beide ebenso in Doppelrollen zu sehen sind: Eva als Witwe Knechtling und Othmar als "ideologischer Brandstifter" Dr. phil.
Auf der Bühne stehen weiters Michael Zangerl als Biedermann, Priska Mey als Babette, Susanne Vikoler als Hausmädchen Anna und Stuart Kugler als Ringer und Brandstifter Schmitz.
Bei der Premiere im Astnersaal waren unter den Gästen u.a. mit Hildegard Reitberger die Obfrau des Theaterverbandes des Bezirkes Kufstein sowie Plakat-Designer Alexander Mey (Bild rechts), hier mit dem Wörgler Fotografen David Steinbacher, der ab 29. April 2011 im neuen Ausstellungsgebäude des Höfemuseums in Kramsach Fotografien unter dem Motto "Innen und Außen" ausstellt.
Ließen sich die Premiere nicht entgehen: Wolfgang Niedermayr, selbst langjähriges Bühnenmitglied und für seine Darstellung als Michael Unterguggenberger mit dem Kulturpreis der Stadt Wörgl ausgezeichnet, Bühnenbauer Otto Gartelgruber sowie Anni und Helmut A. Häusler, Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters (Bild links v.l.) sowie "Gaststubenbühnen-Urgestein" Mag. Irene Turin (Bild rechts 2.v.l.).
Gespielt wird wieder im Astnersaal, den Bühnenbauer Otto Gartelgruber mit zwei Spieletagen ausstattete. Weitere Aufführungen sind am 28. und 30. April sowie am 1.,5.,6.,8., 13., 14., 15. und 20. Mai 2011 auf dem Spielplan. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Da „Biedermann und die Brandstifter“ vielfach Unterrichtsstoff ist, lädt die Gaststubenbühne Wörgl vor allem auch Schulen zum Theaterbesuch ein! Weitere Info und Kartenreservierung auf www.gsbw.net
Weitere Bilder von der Premiere sowie Probefotos hier in der Galerie...