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Beschluss aus dem Wörgler Gemeinderat vom 19.5.2011
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Einen Antrag auf den Verzicht von Ankauf von Atomstrom durch die Stadtwerke stellte die SPÖ Wörgl im März-Gemeinderat mit dem Ziel, die Stadt solle innerhalb von längstens fünf Jahren den Atomstromanteil auf null setzen. Groß war die Überraschung für die Mandatare, als am 19. Mai 2011 Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Jennewein (Bild links) mitteilte, dass man bereits 2010 „atomstromfrei“ geliefert habe.
Kommt also kein Atomstrom mehr aus der Steckdose? Hier unterscheidet man zwischen zwei Ebenen – der physikalischen, die das aufgrund des gemeinsamen Stromnetzes nicht verhindert, und der einkaufstechnischen Ebene: Durch den Kauf von Ökostrom-Zertifikaten, die am freien Markt erworben werden können, lässt sich die Stromherkunft kennzeichnen. Das Zertifikatsystem gilt als Ausdruck politischer Willensbildung zur Förderung erneuerbarer Energien.
Die Stadtwerke Wörgl erzeugen rund 38 % des Stromverbrauches in Wörgl selbst und beziehen den darüber hinausgehenden Bedarf von der Tiroler Wasserkraft. „Durch den von der Tiwag zugelieferten Strom waren im Stadtwerke-Strommix bis 2009 13 Prozent Atomstrom-Anteil“, teilte Jennewein mit. Ausrechnen lässt sich damit auch, wieviel Atommüll Wörgl 2009 indirekt produziert hat: 22 Kilo.
Rechnerisch reduzierte Wörgl den Atommüll 2010 auf null: „Wir haben im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten Zertifikate im Nachhinein erworben und damit die atomstromfreie Herkunft jeder Kilowattstunde belegt. Das kostete rund 7.500 Euro“, so Jennewein, der darauf hinwies, dass die Entwicklung der Zertifikatspreise derzeit nicht abgeschätzt werden könne, die Tendenz aber steigend sei und bei Verteuerung der Zertifikatspreise auch der Endkunden-Energiepreis angepasst werden müsse. Ein diesbezüglicher Antrag landet dann im Wörgler Gemeinderat, der dieser Vorgangsweise zustimmte und die Stadtwerke beauftragte, auch weiterhin Strom ohne Atomstromanteil zu liefern und die entsprechenden Herkunftsnachweise zu kaufen.