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Tag der offenen Tür im Seniorenheim Wörgl: Pflege erleben

   

Zu den Besuchern am Tag der offenen Tür im Seniorenheim Wörgl zählten auch Wörgler Gemeindemandatare - hier im Bild von links mit Pflegedienstleiterin Annemarie Dinkhauser (links) und Heimleiter Harald Ringer (3.v.l.): Ekkehard Wieser, Nationalrätin Carmen Gartelgruber, Vizebgm. Dr. Andreas Taxacher, Vizebgm. Sozialreferentin Evelin Treichl, Elke Aufschnaiter und Christiane Feiersinger. Bild Mitte und rechts: Eine kleine Ausstellung widmete sich der Geschichte der Pflege.

Sie arbeiten im Stillen, mit viel persönlichem Einsatz und Liebe zum Menschen - die Pflegekräfte des Seniorenheimes in Wörgl, die 124 Personen im Heim betreuen. Den Tag der offenen Tür zum Thema Pflege erleben nützten am Vormittag bereits Schülerinnen der Fachschule für wirtschaftliche Berufe, um sich über den Pflegeberuf zu informieren. Nachmittags boten die Mitarbeiterinnen eine breite Palette an Informationen und Eindrücken aus dem Pflegealltag bis hin zur Geschichte der Pflegeberufe, deren Professionalisierung im 19. Jahrhundert beginnt. Florence Nightingale gründete die erste Schwesternschule, in Österreich entstand die erste Krankenpflegeschule 1882.

Seither hat sich die Pflege stark gewandelt und unterliegt nach wie vor einer Entwicklung. Sie erfordert vom Pflegepersonal neben Know-How über Krankheitsbilder und -verläufe viel Einfühlungsvermögen und Geduld. Um für die Bedürfnisse der Bewohner zu sensibilisieren, boten die PflegemitarbeiterInnen beim Tag der offenen Tür mittels bleibehangenem Spezialanzug und Seh- und Hörbehinderungen jedem Besucher die Möglichkeit, alters- und krankheitsbedingte Einschränkungen am eigenen Leib zu erfahren. Wörgl Sozialreferentin Vizebgm. Evelin Treichl, die ebenso wie Bürgermeisterin Hedi Wechner zum Infotag gekommen war, nützte die Gelegenheit und zeigte sich nachher schwer beeindruckt: "Man glaubt garnicht, wie schwer da die einfachsten Handgriffe und Tätigkeiten wie Essen richten werden."

  

Kater Peter und Meerschweinchen Susi - hier mit ihrer Besitzerin Antonia - sind ebenso im Seniorenheim Wörgl zuhause und helfen bei der Aktivierung der Bewohner. Zur Biografiearbeit werden auch Gegenstände (rechts) verwendet.

Die Pflege im Seniorenheim Wörgl geht weit über die Abdeckung der Grundbedürfnisse hinaus und die MitarbeiterInnen sorgen mit viel Engagement für eine möglichst hohe Lebensqualität, wobei hier vor allem nach zwei Pflegephilosophien gearbeitet wird. Die Eden-Philosophie besagt, gegen Langeweile, Tatenlosigkeit und Sinnlosigkeit aktiv anzugehen und die Pflegemethode nach Böhm, dass die Seniorinnen und Senioren so viel wie möglich selbst und eigenständig tun sollen. Dazu sind Haustiere wie derzeit ein Wellensittich, ein Meerschweinchen und drei Katzen ebenso willkommen wie Biografie- und Erinnerungsarbeit anhand von Gegenständen und Gerüchen, die Menschen aus jungen Jahren kennen. Dabei geht es darum, die BewohnerInnen zu aktivieren und Tätigkeiten anzubieten, die sie aus ihrem Leben kennen: Haustier- oder Gartenpflege oder musizieren sind Aufgaben, die sie gerne übernehmen. So betreuen HeimbewohnerInnen den Teich im Park, die Terrassenbepflanzung und das Kräuterhochbeet, andere übernehmen auch kleinere Jobs wie schon einmal den Schnittlauch für die Suppe frisch aus dem Garten zu holen. Zu den vorbildlichen Maßnahmen im Wörgler Seniorenheim zählt auch die Einrichtung der Wohnstube für Demenzerkrankte, die heuer im Frühjahr in Betrieb ging.

Die Biografie-Arbeit geht ein auf die Vergangenheit und Lebensumstände der Menschen, was besonders bei Demenzerkrankungen ermöglicht, dem Patienten Wertschätzung zu zeigen, das Gefühl, angenommen und daheim zu sein zu geben. Im Seniorenheim Wörgl erfolgt diese Aktivierung mit täglich durchgeführter Erinnerungsarbeit anhand von Gegenständen - zehn Minuten in einer Gruppe von 5 bis 10 Betroffenen reichen aus, um den Geist anzuregen. Zur Aktivierung der Bewohner tragen weitere Angebote im Haus wie Bewegung nach Musik oder Gedächtnistraining bei, das von Therapeutinnen angeboten wird.

Der Einblick in den Pflegealltag bot auch Tipps für pflegende Angehörige, die dabei vom mobilen Pflegedienst des Gesundheits- und Sozialsprengel Wörgl unterstützt werden. Der Sprengel arbeitet eng mit dem Seniorenheim zusammen. In vielen Gesprächen wird versucht, für künftige Klienten und ihre Familien die beste Lösung zu finden. Sprengel-Geschäftsführerin Michaela Fabiankovits informierte über das Dienstleistungsangebot des Sozialvereins sowie die Ausbildung von Heim- und Haushaltshilfen, die ambulant im Einsatz sind. Sie wünscht sich mehr Wertschätzung für die mobilen Pflegekräfte, die sich im Kollektivvertrag durch bessere Bezahlung ausdrücken sollte. "Die mobile Pflegearbeit stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Pflegekräfte arbeiten allein und in fremder Umgebung", erklärt Fabiankovits, die ebenso wie andere Sprengel vor dem Problem stehen, keine Bewerbungen auf Stellenausschreibungen zu erhalten. Wenn man künftig mobile Pflege zur Entlastung öffentlicher Heime ankurbeln will, müsse man vorher entsprechende Anreize für das mobile Personal bieten: "Ohne Idealismus unserer Heimhilfen hätten wir keine Chance, den Bedarf zu decken."