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Besuch von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz am 19. Juli 2011 im Integrationszentrum Wörgl

  

In den beengten Räumlichkeiten des Integrationszentrums in der Anichstraße 17 in Wörgl war einfach zu wenig Platz - so wurde die Pressekonferenz ins Freie verlegt. IGZ-Obfrau Irmi Moritz (Bild links 2.v.l.) freute sich über den Besuch von Staatssekretär Sebastian Kurz, der sich mit weiteren Gesprächsteilnehmern wie Soziallandesrat Gerhard Reheis, Hannes Gstir, Fachbereichsleiter Integration vom Land Tirol, LA Paula Eisenmann, Wörgls Bgm. Hedi Wechner, Vizebgm. Evelin Treichl, Integrationsreferent Christian Kovacevic, Kulturreferent Johannes Puchleitner, IGZ-Geschäftsführer Kayahan Kaya sowie Anton Baur und Roland Kraler vom Österreichischen Integrationsfonds vor dem IGZ versammelte.

Den Sommer nützt Österreichs neuer Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz zu einer Bundesländer-Tour, die am Vortag in Vorarlberg startete. "Wien ist anders als Wörgl und ich möchte mir ein breites Bild über das Thema in den Bundesländern machen, über Probleme, Herausforderungen, Lösungsvorschläge und Projekte kennenlernen", erklärte Kurz einleitend und ließ die Bereitschaft anklingen, die Unterstützung und Zusammenarbeit mit regionalen Initiativen auszubauen.

Sebastian Kurz diskutierte in Wörgl seine "20 Maßnahmen zur Integration" (als pdf zum Download) mit Vertretern des Integrationszentrums, des Landes Tirol, der Stadt Wörgl und dem Österreichischen Integrationsfonds. Integration solle durch Leistung erfolgen, der Fokus liege bei den Maßnahmen auf Sprache, Bildung und der Förderung von Kindern. Aus diesen 20 Vorschlägen stellte er in der Pressekonferenz drei Themenschwerpunkte vor: Die Schaffung eines Forum Islam, u.a. zur Forcierung des Dialoges und zur Regelung der Religionslehrerausbildung sowie des Religionsunterrichtes und das 2. verpflichtende Gratis-Kindergartenjahr für alle Kinder mit Sprachdefiziten, zu dem Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner dem Staatssekretär umgehend eine Finanzierungszusage seitens des Bundes abringen wollte: "Bis jetzt war die Kindergartenfinanzierung Sache der Gemeinden. Dieses 2. Kindergartenjahr ist sinnvoll und soll nicht am Geld scheitern - ich nehme es als Versprechen, dass die Gemeinden dabei großzügig vom Bund unterstützt werden."

  

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz stellte drei Anliegen aus dem 20-Punkte-Maßnahmen-Katalog vor...

Was die Finanzierung des 2. Gratis-Kindergartenjahres betrifft, rechnet Kurz mit einem Aufwand ähnlich dem  des 1. bereits verpflichtenden Kindergartenjahres für alle Fünfjährigen, das der Bund mit 70 Millionen Euro subventionierte. Die Gespräche darüber, wer für die Finanzierung des 2. Jahres nun aufkommen soll, laufen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Mit einer Umsetzung rechnet er in den nächsten Jahren: "Die Einführung des 1. Kindergartenjahres dauerte 3 Jahre. Die Umsetzung ist sicher aufwändig, aber ein Meilenstein in der Integrationspolitik."

Als drittes Anliegen stellte Kurz die vermehrte Ahndung von Schulpflichtverletzungen vor: "In Österreich werden Kinder am Schulbesuch gehindert. Bis jetzt gibt es dafür Verwaltungsstrafen von 220 Euro. Das ist Zukunftsraub an den Kindern, die ohne Schulabschluss im Berufsleben keine Chancen haben. 8,5 % der Kinder in Österreich sind ohne Hauptschulabschluss - hier müssen wir ansetzen."

Positive Signale zur Einführung des 2. verpflichtenden Gratis-Kindergartenjahres für Kinder mit Sprachdefiziten gab Tirols Sozial-Landesrat Gerhard Reheis: "Wir benötigen Frühförderung für alle Kinder, um den Spracherwerb so früh wie möglich zu unterstützen." Reheis sieht in der Installierung des Integrations-Staatssekreteriates ein "gutes Zeichen" und als "Start in die richtige Richtung", um das Thema gesellschaftspolitisch aufzuwerten. Das Integrationszentrum Wörgl nehme diese Arbeit sehr ernst und das Land setze mit Aktionen wie der Wanderausstellung "Vielfalt daheim in Tirol" ebenso Initiativen zur Bewusstseinsbildung. Reheis kündigte zudem für 21. November 2011 die 2. Integrations-Enquete des Landes Tirol nach der Premiere 2010 an. Weitere Vorhaben befassen sich mit den Themen Diskriminierung am Arbeitsmarkt sowie gemeinsam wohnen und leben.

Für den Herbst kündigte Staatssekretär Sebastian Kurz mit Top 100 eine Bundesaktion zur Bewusstseinsbildung und zum Abbau von Vorurteilen an. Präsentiert werden dabei 100 Erfolgsgeschichten von Rule-Models mit Migrationshintergrund. "Viel zu oft wird auf Religion und Herkunft geschaut anstatt auf Leistung", so Kurz, der mit der Aktion vor allem in Schulen Motivation für Integration durch Positiv-Beispiele stiften will.  

  

... und zeigte sich auch als aufmerksamer Zuhörer. Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner begrüßte ebenfalls ein 2. Gratis-Kindergartenjahr, fordert dazu aber finanzielle Unterstütztung seitens des Bundes ein.

IGZ-Anliegen für den "Rucksack" des Staatssekretärs

Vom Integrationszentrum Wörgl nahm der Staatssekretär zwei Anliegen mit: "Wir wünschen uns zum Austausch ein Treffen aller in Österreich tätigen Integrationsvereine und Unterstützung für unser neues EU-Projekt 2012, das sich in Anlehnung an die Innsbrucker Erfahrungen mit dem Thema Wohngemeinschaft befasst", erklärte IGZ-Obfrau Irmgard Moritz, die sich über den hohen politischen Besuch als Wertschätzung für die Arbeit des Vereines freute. Bewusstseinsbildung ist für das IGZ-Team neben den laufenden Projekten ein großes Anliegen: "Die Aufnahmegesellschaft hat keine Ahnung, was es heißt, auszuwandern. Die Einwanderer haben auch kein Gefühl für die aufnehmende Gesellschaft. Das ist ein hochsensibles Thema und ein lebendiger Prozess für die Bevölkerung als Ganzes, bei dem es gilt, Schmerzen, Nöte und Ängste auf beiden Seiten wahr zu nehmen", so Moritz, die Migranten gleichermaßen wie die ansässige Bevölkerung einlädt, sich ans Integrationszentrum zu wenden und Diskrimierung nicht nur Menschen mit Herkunft aus anderen Ländern betreffe, sondern auch Frauen sowie andere gesellschaftliche Minderheiten. 

Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner stellte die drei Säulen der Wörgler Integrationspolitik mit Integrationsausschuss, Integrationsbeauftragtem und Integrationszentrum vor und bezeichnete die Gründung des Integrationsausschusses unter der Leitung des Referenten Christian Kovacevic als Aufwertung des Themas Integration in der Gemeindepolitik.

  

Erinnerungsfotos zum Abschluss des Staatssekretär-Besuches: Links die Teilnehmer der Diskussionsrunde im IGZ und rechts die Übergabe der DVD "Kickflip - der Film" an Staatssekretär Sebastian Kurz - von links: Lehrer Daniel Aniser, René Strasser, NMS2-Direktor Hubert Kronberger, Staatssekretär Sebastian Kurz, Soziallandesrat Gerhard Reheis und Lidia Todorovic.

Dialogfreudiger Staatssekretär

Angesprochen wurde Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz auf die aktuelle Moscheen-Problematik in Kufstein und um Stellungnahme gebeten. Hier gab er sich zurückhaltend. Er werde seine Tirol-Aufenthalte nützen, um sich persönlich ein Bild davon zu machen, davor könne er keine Aussage treffen. Grundsätzlich seien Probleme vor Ort mit den Betroffenen zu lösen.

Die Anwesenheit des Staatssekretärs nützte die Neue Mittelschule NMS2 in Wörgl, um ihm persönlich eine DVD des von Schülern selbst produzierten Spielfilmes "Kickflip" zu überreichen. Bei der Umsetzung ihrer Spielfilm-Idee wurden die Schüler von Doris Hackl und Daniel Aniser tatkräftig unterstützt. Dass sich das Ergebnis auch im Kino sehen lassen kann, zeigte die Filmpremiere des fast halbstündigen Films am 1. Juli im Cineplexx in Wörgl, die begeistert vom Publikum aufgenommen wurde. "Kickflip" erzählt aus Perspektive der Jugendlichen eine spannende Story um Freundschaft, erste Liebe, Rivalität und das, was man fürs Leben lernt - nicht nur in der Schule. Den sehenswerten Spielfilm und das Making of dazu gibt´s übrigens jetzt auch online auf der Schulwebsite unter www.nms2.at -  und hier der Direktlink zu vimeo: http://vimeo.com/26162743

Weitere Infos zu den 20 Maßnahmen zur Integration: http://www.oevp.at/kurz/index.aspx?pageid=53525