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Gedenkabend für Werner Pirchner:

  

Einen Abend ganz im Sinn von Werner Pirchner zu inszenieren nahm sich Joch Weißbacher vor und erhielt Unterstützung von Elfie Pirchner (Bild links), die Bilder und Begebenheiten aus Werner Pirchners Leben erzählte, sowie von Pirchners langjährigen musikalischen Weggefährten, dem Duo AkkoSax mit Hannes Sprenger am Sax und Siggi Haider am Akkordeon (www.akkosax.com).

Gesamtkunstwerk - dieses Wort gibt Werner Pirchners Schaffen, das sich in keine Schublade stecken lässt, wohl am besten wieder. Originell, schräg, schelmisch - persönliche Erinnerungen, Bilder, Filme und Pirchners Musik zeigten eindrucksvoll die vielen Facetten des 1940 in Hall in Tirol geborenen Musikers, der sich mit Klängen und Rhythmen ebenso spielte wie mit Worten und bildlichen Metaphern. Sein Vater war Roßknecht, Werner lernte Schriftsetzer und brachte sich so nebenbei die Musik und das Spielen unterschiedlicher Instrumente selbst bei. Die Verbindung in die Wildschönau reicht in seine Kindertage zurück. Sein Onkel "Hansä" entdeckte das Talent des Buben und ließ ihn auf der Zugin Jazz-Schallplatten nachspielen anstatt ihn zur Feldarbeit mit zu nehmen.  

    

Die Antoni-Sänger aus Oberau stimmten das Volkslied "I mag net Küah hüatn" an (Bild links), dessen Melodie Werner Pirchner in seinem Streichquartett für Bläserquintett einfließen ließ. Den Lebensweg Werner Pirchners schilderte Felix Mitterer (2. Bild v.l.). Konrad Steiner aus Wörgl erklärte verwandtschaftliche Zusammenhänge - Pirchners Mutter Anna ist seine Cousine (3. Bild v.l.) und an die Zusammenarbeit mit Österreichs Kultursender Ö1, für den Pirchner in den 1990er Jahren das neue akustische Design der Signations schuf, schilderte Richard Goll im Gespräch mit Joch Weißbacher (Bild rechts v.l.).

"Und wenns koa Volksmusik is, is a andere Musig - a guade Musig" - Zitat von Werner Pirchner

Werner Pirchners Originalität und Humor spricht aus seinem musikalischen Schaffen gleichermaßen wie aus seinem Umgang mit der Sprache. Eine tiefe Freundschaft verband ihn mit dem Tiroler Autor Felix Mitterer, der Pirchners Kompositionen zu vielen seiner Theaterstücke und Filme hoch schätzt und seine persönlichen Erinnerungen an den Freund mit der vor 10 Jahren gehaltenen Grabrede lebendig werden ließ. Mit elf Jahren sei der Werner aus dem Kirchenchor ausgetreten, weil er es nicht geschafft habe, die Frühmesse auf den Abend zu verlegen. Mit 14 Jahren trat er die Lehre als Schriftsetzer bei der Tyrolia an, dem "katholischen Bleibergwerk", wie sie Pirchner bezeichnete. "Den Jazz liebte er, weil da keiner was anschafft und jeder was zu sagen hat", erinnert sich Mitterer und auch daran, dass Pirchner zunächst Tanzmusik spielte, um sich den Jazz leisten zu können.

1973 erschien mit dem "halben Doppelalbum" sein erster Tonträger, der dem "anarchistischen Pazifisten" Rundfunkverbot einbrachte. Der nächste Paukenschlag war 1974 Pirchners Zusammenarbeit mit Christian Berger für den Film "Der Untergang des Abendlandes" (hier auf youtube online: http://www.youtube.com/watch?v=Lb-YE45RW6s). 1982 komponierte Pirchner erstmals für die Tiroler Volksschauspiele in Telfs, schuf die Musik zu Mitterers Stück "Stigma" und in der Folge die Filmmusik zur "Verkauften Heimat", zu Mitterers Jedermann, Die wilde Frau und Das wunderbare Schicksal.

Werner Pirchner verband Volksmusik mit Jazz und E-Musik. "Seine Musik war nie trocken und synthetisch, mit ihm fegte ein frischer Wind durch die Konzertsäle", so Mitterer. "Die Musiker lieben ihn - auch wegen seines Witzes, aber vor allem wegen seiner Begabung", die immer ohne "akademische Hochnäsigkeit geblieben ist." Und dass die Wertschätzung für den Komponisten weit über seine Zeit und Österreichs Grenzen hinaus reicht, zeigt u.a., dass Jean-Luc Godard zu Pirchners Musik den Film Nouvelle Vague schuf. Der "Feuerkopf Preisegott Werner Pirchner" werde nie vergessen, schloss Mitterer seine Hommage an den jahrzehntelangen Weggefährten.

"I bin der beste meiner Art" - Zitat von Werner Pirchner

Dass die Zusammenarbeit mit dem kompromisslosen Künstler nicht immer einfach, aber spannend und fruchtbar war, ließ Richard Goll von Ö1 in seinen persönlichen Erinnerungen anklingen. Trotz Rundfunkverbotes sei das "halbe Doppelalbum" gespielt worden und als der Sender neue Signations suchte, rückte Pirchners Talent ins Blickfeld. Aus dem Auftrag für einzelne Kennmelodien wurde schließlich ein völlig neues akustisches Sound-Design für den Sender. Pirchner komponierte rund 100 Signations und raufte sich für die Umsetzung, die den Musikern höchste Exaktheit und Können abverlangte, mit dem Rundfunkorchester des ORF zusammen.

    

Wildschönaus Bürgermeister Rainer Silberberger bedankte sich bei den Gästen aus nah und fern fürs Kommen (Bild links). Darunter waren auch Maria Knoll-Madersbacher und Prof. Friedrich Madersbacher, Gründer und tragende "Säulen" der Academia Vocalis in Wörgl und die Grazer Künstlerin Lia Rigler, Tochter des Wörgler Freigeld-Bürgermeisters Michael Unterguggenberger (Bild rechts von links). Friedl Madersbacher erinnert sich noch gut und gern an die Zusammenarbeit mit Werner Pirchner: "Wir wünschten uns von ihm eine Festfanfare anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Academia Vocalis. Als wir mit unserem Anliegen bei ihm zu Besuch waren, kam Werner bei der zweiten Flasche Wein dann aufs Wörgler Freigeld." 1998 wurde die Komposition, dirigiert von Werner Pirchner selbst, in Wörgl uraufgeführt. Weitere Aufführungen durch die Academia Vocalis erfolgten im Rahmen des 50jährigen Stadtjubiläums 2001 wenige Tage nach dem Tod des Komponisten sowie im Rahmen des Wörgler Freigeldjahres mit dem Orchester der Tiroler Festspiele in Erl (weitere Info hier).  

Weitere Fotos vom Gedenkabend hier in der Galerie... sowie zu Werner Pirchner auf www.wernerpirchner.com