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Wörgler Heimatmuseum eröffnete Ausstellung zur Zementindustrie |
Zur Langen Nacht der Museen am 1. Oktober 2011, an der sich das Wörgler Heimatmuseum heuer erstmals beteiligte, stieß die Eröffnung der Ausstellung "Kink - Kraft - Saulich - Egger-Lüthi" zu den Anfängen der Zementindustrie im Tiroler Unterland und damit zur regionalen Industriegeschichte auf großes Publikumsinteresse. Obmann Markus Steinbacher bedankte sich in seiner Begrüßungsansprache besonders bei Kustos Rudi Pardon, der über Jahrzehnte Artefakte gesammelt und sich intensiv mit der Geschichte der Zementindustrie befasst hat und damit die Sonderausstellung ermöglichte und gemeinsam mit dem Kunsthistoriker und Kurator Günther Moschig zusammenstellte.
Bei der Ausstellungseröffnung: DI Heinrich Rodlmayr, Vizebgm. Dr. Andreas Taxacher, Ing. Rudi Pardon und Museumsobmann Mag. Markus Steinbacher. Bild Mitte: Im Vortragssaal der Musikschule führten Egon und Astrid Frühwirth die Film-Doku über Wörgls historische Kraftwerke Einöden und Pinnersdorf vor. Bild rechts: Die neue Ausstellung bringt trotz des begrenzten Platzangebotes eine Fülle von Informationen.
"Zement ist einfach gesagt der billigste Kleber der Welt", leitete DI Heinrich Rodlmayr, Geschäftsführer der Eiberg-Zementwerke und in Rohrdorf tätig, seine Einführung in die Anfänge der Zementindustrie ein. Die Geschichte des Zementes beginnt bei den Römern, die gebrannten Kalk - Romanzement - als Bindemittel bei ihren Bauwerken verwendeten. Die Eigenschaften des besseren Portlandzementes wurden erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England entdeckt. Portland-Zement entsteht durch Brennen bei höherer Temperatur - 1500 Grad Celsius - eines Kalkstein-Mergel-Gemisches. In der Geschichte Österreichs nimmt die Zementproduktion im Raum Wörgl-Kufstein eine besondere Rolle ein. DI Rodlmayr: "Die Wiege der österreichischen Zementindustrie steht in dieser Region."
Schwoich hieß im 19. Jahrhundert "Russland" aufgrund der brennenden Kalk- und Zementöfen. Der erste Hersteller von "Wassermörtel" war Kink in Kufstein, wobei die Jahresproduktion 1842 bei 1400 Kilogramm lag und damit noch verschwindend gering. Für den Raum Wörgl begann die Zementgeschichte mit den beiden Schachtöfen des Waldschönauer Bauern Josef Mayr in der AG in Bad Häring 1857. Drei Jahre später entstand das Saulich-Werk in Kirchbichl, 1872 schlossen sich Kink und Saulich zu den Perlmooser Zementfabriken zusammen. 1882 erwarben der Schweizer Fabrikant Joachim Lüthi und der Kufsteiner Zementherstellter Michael Egger die Anlagen des Waldschönauer Bauern und errichteten das Zementwerk Bruggermühl in Bruckhäusl, zu dem die Roman-Zementmühle in Bruggermühl sowie die Neue Fabrik in Bruckhäusl gehörten. Für den Energiebedarf dieser Anlagen errichteten die Zementwerke vier Wasserkraftwerke entlang der Brixentaler Ache, die Zementproduktion steigerte sich auf eine Jahresproduktion von 30.000 Tonnen Romanzement und 60.000 Tonnen Portlandzement.
1909 übernahm Perlmooser alle Anlagen von Egger-Lüthi, baute sie aus und führte sie weiter, bis 1931 aufgrund des Nachfrageeinbruches während der Weltwirtschaftskrise das Zementwerk Bruggermühl für immer geschlossen wurde.
Zur Ausstellung gratulierte Wörgls Vizebgm. Dr. Andreas Taxacher, betonte die Fülle der Informationen und freute sich über die "gute Zusammenarbeit des Heimatmuseums mit der Musikschule".
Die Filmpremiere im Vortragssaal (Bild links) wurde wiederholt, da nicht alle Besucher Platz fanden. Bild Mitte: Die Filmautoren Egon Frühwirth und Veronika Spielbichler mit Museumsobmann Markus Steinbacher und Museumsführer Hansi Gwiggner, der hier im Bild rechts die Wörgler Kerbhölzer erläuterte.
Filmdokument über Wörgls historische Kraftwerke
Den zweiten Höhepunkt der Langen Nacht im Museum bildete die Premierenvorführung der Filmdokumentation über die historischen Kraftwerke Einöden und Pinnersdorf von Egon Frühwirth und Veronika Spielbichler vom Wörgler Filmclub Wöfa. Die beiden Wasserkraftwerke wurden für den Energiebedarf der Zementwerke errichtet und gingen 1903 sowie 1913 in Betrieb. Die Tiwag, die die Anlagen im Jahr 2000 erwarb, ersetzte die alten Kraftwerke durch das Kraftwerk Bruckhäusl, das am 21. Oktober 2011 feierlich offiziell in Betrieb genommen wird. Die Filmdokumentation, entstanden als Gemeinschaftsprojekt von LA21 Bruckhäusl aktiv, dem Heimatmuseumsverein und der Wöfa, stellt ein Andenken an dieses Kapitel Industrie-Kultur in der Wörgler Geschichte dar.
Rudi Pardon stellte die Exponate der Ausstellung aus seiner Sammlung zur Verfügung und erläuterte anhand der Exponate die Zementgeschichte und Produktionsstufen (Bild Mitte), wie aus einem Kalk-Mergel-Gemisch nach mehreren Bearbeitungsschritten Zement entsteht. Bild rechts: Der Werburger "freut" sich schon auf die nächste Lange Nacht im Heimatmuseum...
... und weitere Bilder von der 1. Langen Nacht im Heimatmuseum Wörgl gibt´s hier in der Galerie...