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Stadtteilgespräch in Wörgl am 6. Oktober 2011
Zunächst stellte das Bauamt den aktuellen Stand der Verbauung des Gradl-Areals dar. Nach stattgefundener Bauverhandlung steht nun der Baubeginn mit 2012 fest, da auf dem Areal vorhandene Leitungen vorher noch verlegt werden müssen. Im Zuge des Wohnbaues wird in Verlängerung der Pfarrgasse bis zur Friedhofsgasse ein neuer Radweg angelegt. Die Tiefgarage mit 144 Stellplätzen erhält getrennte Zu- und Abfahrten, wobei die Einfahrt von der Landesmusikschule aus erfolgt und die Ausfahrt westlich in die Wildschönauerstraße mündet. Auf dem Areal errichtet die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft Frieden 72 Wohnungen, geplant ist auch ein Café.
 

    

Konfrontiert mit vielen Bürgeranfragen: Bürgermeisterin Hedi Wechner und für Verkehrs-Themen am Podium STR Mario Wiechenthaler (Bild links und Mitte). Manfred Egger (Bild rechts) ärgert sich über den Durchzugsverkehr auf der Federer Straße.

 

Anfragen betrafen die Latreinbachverbauung sowie das geplante Wellness-Hotel beim Badl. Ob daraus noch was wird, steht in den Sternen. „Seit Juni 2010 haben wir von den Betreibern nichts mehr gehört“, erklärte Bürgermeisterin Hedi Wechner. Für die Latreinbach-Verbauung sind die Chancen auf Bundesfördermittel aufgrund einer negativen Kosten-Nutzen-Analyse gering. Jetzt warte man noch auf Gespräche mit dem Land, sonst müsse die Stadt dafür selbst in die Tasche greifen.
In der Diskussion dominierten Verkehrsprobleme im Stadtteil südlich der Bundesstraße von Wörgl West bis zur Brixentalerstraße. „Beim Bau der Bruckhäusler Umfahrung wurde ein Rückbau der Brixentalerstraße angekündigt. Warum wird dieses Versprechen nicht gehalten? Und warum geht der Radweg nur bis zum Autohaus Bernhard?“ lautete eine Anfrage. Dass kein genereller Rückbau erfolge, liege am nach wie vor hohen Verkehrsaufkommen auf der Brixentaler Straße, erklärte Stadtbauamtsmitarbeiter DI Dietmar Günther. Die Fahrbahn könne nicht schmäler als 6 Meter werden und zur Weiterführung des Radweges würde bei anstehenden Bebauungen ein drei Meter breiter Radwegstreifen eingeplant.
 
„Tempo 70 auf der Brixentalerstraße ist ein Wahnsinn – die Kreuzung Birkenweg liegt im 70er“, meldete sich Josef Pfeiffer und will stattdessen durchgehend Tempo 50. Womit die Gemeinde bei der Bezirkshauptmannschaft allerdings schon abgeblitzt ist: „Wir haben den Antrag auf 50 eingebracht, aber die Bewilligung dafür bisher nicht erhalten mit dem Hinweis, dass man Wert auf fließenden Verkehr lege“, teilte DI Günther mit.
 
Federerstraße als "kleine Südumfahrung"
Zu den neuralgischen Punkten zählt die Verkehrsentwicklung auf der 2010 eröffneten Federer-Straße, die als „kleine Südumfahrung“ von der Salzburgerstraße zur Wildschönauerstraße genutzt und entgegen des 7,5 Tonnen-Limits auch von Bussen und Lkw befahren werde.  Die Anrainer wünschen mehr Geschwindigkeitskontrollen sowie ein verschärftes Tonnage-Limit mit 3,5 Tonnen, das nach bereits erfolgter Ablehnung nun nochmals im Verkehrsausschuss behandelt werden soll. Das Stadtbauamt wird zudem neuerlich eine Verkehrszählung an der Federer-Straße durchführen.
Auf gefährliche Kreuzungen wiesen Anrainer der Albrechtice-Straße sowie der Loinger-Straße hin – die Einmündung in die Brixentalerstraße sei bei beiden Nebenstraßen unzumutbar. In der Loinger-Straße sorgen parkende Autos für Behinderungen, bei der Albrechtice-Straße eine privat errichtete Mauer, die die Sicht nimmt. „Wir prüfen eine Verlegung der Ampel“, stellte Bauamtsmitarbeiter DI Dietmar Günther in Aussicht.
 
„Wann kommt endlich die Unterführung beim Bundesschulzentrum?“ wollte Klaus Walter wissen. Hier werde besonders häufig das rote Ampel-Signal missachtet oder aufgrund des Abbiege-Ampelsignals aus der Pacherstraße das Rotlicht auf der Hauptstraße übersehen. Eine Unterführung könne man aus Kostengründen nicht errichten, eine bessere Ampelregelung werde nun geprüft.
 

      

 

Klaus Walter, hier im Bild links mit Helmut Lengerer (sitzend und Bild Mitte), erntete Applaus für die Feststellung, in die er auch die nicht anwesenden Vizebürgermeister explizit einbezog:  "In keiner Gemeinderatsperiode hat es so viel Wadlbeißerei wie in dieser gegeben. Die Bevölkerung dankt das niemandem. Ihr habt den Auftrag, 6 Jahre zu arbeiten, nicht um Kleinigkeiten zu streiten." Bild rechts: Herr Sulzenbacher schilderte die gefährliche Lage bei der Einmündung der Albrechtice-Straße in die Brixentaler Straße: "Einen Totalschaden hat es schon gegeben."

Eine Entlastung fordern nach wie vor Anrainer der Wildschönauerstraße, die eine weitere Verkehrszunahme bei einem Zusammenschluss der Skigebiete in Wildschönau und Alpbach befürchten. „Ein vorliegendes Gutachten geht von einer Verkehrszunahme von 5 bis 7 Prozent in Alpbach und von 2 bis 3 % auf der Wildschönauerstraße aus“, teilte STR Mario Wiechenthaler mit, wobei diese Zahlen allerdings nur auf dem kalkulierten Nächtigungszuwachs beruhen. Dass hier aber vor allem Tagesfahrten ins Gewicht fallen, wandte Helmut Lengerer ein, der als Anrainer der Wildschönauerstraße seit Jahren Verkehrszählungen durchführt und sich über den Radarkasten ärgert – weil er zu wenig in Betrieb sei. Die Betriebszeiten schreibe an der Landesstraße das Land vor. Was die Radarmessungen in der Stadt generell betrifft, sieht Wörgl 2012 wieder einkunftsträchtigeren Zeiten entgegen. Derzeit werfen die aufgestellten Geräte nur wenig für die Stadtkasse ab: „Die Bezirkshauptmannschaft hat weitere Radarstationen mit den Hinweis auf Abzocke abgelehnt und aus Personalmangel Anzeigen nicht mehr bearbeitet. Ab 1. Jänner 2012 fallen Radarmessungen wieder in Gemeindekompetenz“, erklärte Bürgermeisterin Hedi Wechner.
 
„Woran liegt es, dass überall woanders das Land die Umfahrungen baut und Wörgl das nicht zustande bringt?“ brachte Armin Schneck aus der Loingerstraße vor und wollte wissen, ob es ein Verkehrskonzept für Wörgl gibt. „Die Grundlage bildet das Stickler-Gutachten von 1993, das 2005 angepasst wurde. Aber das Konzept hält dem Ausbau von Wörgl nicht stand“, erklärte DI Günther und lieferte ein aktuelles Beispiel: „Vor eineinhalb Jahren hat noch keiner gewusst, dass es ein M4 plus geben wird.“
 
Den Wunsch der Bevölkerung nach elektrisch betriebenen Citybussen kann die Stadt aus technischen Gründen nicht erfüllen: „Es gibt noch keinen Elektrobus, der den Stop & Go-Verkehr aushält – die Batterien machen da nicht mit“, informierte DI Günther.
 
ATIB: Anrainergespräch zur Konfliktlösung
Thematisiert wurde beim Stadtteilgespräch auch der schwelende Nachbarschaftskonflikt betreffend den türkischen Kulturverein ATIB. Das Verfahren zur Feststellung, ob der Bestand flächenwidmungs-konform ist, läuft noch. In der kommenden Woche lade die Stadt zu einem Anrainergespräch mit ATIB . „Ich lasse diesen Konflikt nicht ins religiöse Eck drängen. ATIB ist ein Kultur- und Sozialverein und Kermes ist kein kirchliches Fest. Jeder Verein muss Veranstaltungen anmelden, und das wurde nicht gemacht“, erklärte Bürgermeisterin Hedi Wechner, die sich auch für die Fernsehberichterstattung rechtfertigen musste. „Ich bin Anrainerin der Unterguggenbergerstraße und habe vom ATIB-Problem erst aus den Medien erfahren. Da heißt es immer – die Anrainer. Aber nicht alle! Wir merken nichts. Was mich wundert ist Ihr Ausspruch, dass nur die türkische Community in Wörgl Probleme mache“, meldete sich eine Bewohnerin der Unterguggenbergerstraße zu Wort. „Das Zitat wurde aus dem Kontext gerissen“ , erklärte Wechner. Dass die Stadt eine Überprüfung der Flächenwidmung vornehme, begründete STR Mario Wiechenthaler: „75 Prozent der Bewohner der Unterguggenbergerstraße haben bei einer Unterschriftenaktion auf Initiative von Anrainern unterschrieben, dass sie sich belästigt fühlen.“