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Frühstücks-Café mit Stadtpfarrer Theo Mairhofer im Tagungshaus Wörgl |
Stadtpfarrer Theo Mairhofer im Small-Talk mit Tagungshaus-Mitarbeiterin Mag. Rita Hauser beim Frühstücks-Café.
Theo Mairhofers "Markenzeichen", sein herzhaftes lautes Lachen, stand auch gleich im Mittelpunkt der ersten Small-Talk-Frage von Tagungshaus-Mitarbeiterin Mag. Rita Hauser. Das habe zwei Seiten, räumte der humorvolle Geistliche ein: "Für die einen ist es ansteckend, für die anderen abschreckend." Es sei ihm als Wesenszug sozusagen in die Wiege gelegt worden, auch sein Vater habe so gelacht.
Zur Welt kam Theo als jüngstes von vier Geschwistern in Thiersee. Der Vater selbständiger Tischler, die Mutter führte einen kleinen Kramerladen. "Gearbeitet wurde viel in unserer Familie und ich habe gelernt, nur das auszugeben, was man verdient hat", erinnert sich Theo Mairhofer. Den Glauben erlebte er ganz selbstverständlich, ohne Druck, Tischgebet und Sonntagskirchgang waren Alltag. Zum Priesterberuf kam Theo nicht sofort nach der Matura - diese Wahl sei das Ergebnis vieler Mosaiksteine - beginnend in der Familie, im lebendigen Pfarrleben und Ministrantendienst. Zunächst wollte Theo im sozialen Bereich arbeiten, kam aber als Physiotherapeut in den knappen Ausbildungsplätzen nicht unter.
Theo übersiedelte nach Salzburg, sammelte Erfahrungen mit Ergo-Therapie und wusste nach einem halben Jahr, dass das nicht seine Zukunft wird. Schon einmal in Salzburg blieb er auch dort, stieg ins Theologiestudium ein. Aber Priester werden? Um darüber Klarheit zu bekommen, ging er mit einer Jesuiten-Bibelschule ein halbes Jahr nach Israel und Ägypten, bereiste die historischen Stätten und wusste danach: "Die Motivation ist nicht nur mein Freundeskreis." Nach der Priesterweihe stieg er als Diakon in Brixlegg in die kirchliche Laufbahn ein, die ihn als Kooperator drei Jahre nach Kuchl und ein Jahr als Pfarrprovisor nach Vigaun führte, bevor er 10 Jahre lang Pfarrer in Schwarzach war und 2003 das Amt des Stadtpfarrers von Wörgl antrat.
"Hat es in deinem Leben auch Zweifel am Lebensentwurf gegeben?" wollte Rita Hauser wissen. "Glaubenskrisen habe ich nie gehabt. Es braucht für diesen Beruf zwei Berufungen - zum Ersten die zum Priester und zum Zweiten die zum Zölibat. Wenn man die nicht hat, Finger weg vom Priesterberuf - da wirst du nur frustriert", antwortete Theo Mairhofer offen und schilderte seinen Alltag, den er als sehr bunt und ausgefüllt erlebt. Besonders die Begegnung mit den Menschen, Gespräche, Sitzungen und Besprechungen, der Religionsunterricht in der Volksschule und die Feier der Sakramente machen Freude: "Ich bin sehr gern bei den Leuten - Verwaltungsarbeiten mag ich weniger gern. Aber ich stelle mich diesen Dingen. Jeder Arbeiter muss sich auch um die Dinge dieser Welt kümmern, das erdet."
Die knappe Freizeit verbringt Theo Mairhofer am liebsten mit sportlicher Betätigung: Radfahren, Bergsteigen, Skifahren, Schwimmen. Wobei er sich dabei auch gern eine "Auszeit von Wörgl" gönnt, wo er ja immer in der Öffentlichkeit steht.
"Welche Veränderungen in der Kirche stehen an - wie siehst du die Zukunft?" fragte Rita Hauser. "Das war ein wichtiges Thema auf der Dekane-Konferenz in Kärnten. Niemand weiß, was genau sein wird", so Mairhofer, der es als positiv sieht, dass Pfarreien nicht aufgelöst und Pfarrverbände gegründet werden. Seine Wünsche für die Zukunft teile er mit Seelsorgamtsleiter Sieberer, der sie anlässlich seines 70. Geburtstages formulierte. Die Kirche der Zukunft solle eine "tief glaubende Gemeinschaft mit einer lebendigen Gottesbeziehung sein" und "mit beiden Füßen am Boden stehen." Die Kirche solle eine vertrauende, aber auch eine lernende sein: "Die Kirche kann von der Gesellschaft lernen. Der Heilige Geist wirkt auch außerhalb der Kirchenmauern. In der Frauenfrage oder beim Umgang mit wieder verheirateten Geschiedenen ist die Gesellschaft schon ein ganzes Stück weiter wie die Kirche." Auch in Fragen der sozialen Gerechtigkeit könne man lernen. Theo Mairhofers Zugang: "In jedem Menschen begegnet uns der lebendige Christus, jeder hat mir etwas zu sagen."
Die Kirche solle weiters eine "demütige Kirche sein. Keiner hat die absolute Wahrheit." Das heiße, auch zu Fehlern zu stehen, aber daraus zu lernen. Der fünfte Wunsch sei "eine dem Menschen zugewandte Kirche. Die Frage ist, was hilft konkret in dieser Situation, damit er Leben erfährt und findet. Das ist der Maßstab, nicht das Kirchengesetz." Konkrete Erfahrungen seien das, was die Bibel erfahrbar mache. Sehr viel Gutes bewege die Pfarre im Stillen, was auch wahrgenommen werde - ob im Vinzenzverein, der Menschen in Notsituationen hilft, oder den vielen caritativen Einsätzen bis hin zum Carla-Sozialmarkt.
Ob denn der Pfarrer Wünsche an seine Pfarrgemeinde habe, wollte Rita Hauser abschließend wissen. "Ja, bleibt mir so wohl gesonnen wie bisher", lautete die Antwort, die auch prompt einen Lacher an den Frühstückstischen erntete. So wie einige geschilderte lustige Erlebnisse aus dem Berufsalltag wie jene mit einem kleinen Ministranten, der das Sakrament der Erstkommunion noch nicht empfangen hat: "Nach der Messe beim Umziehen ist er zu mir gekommen und hat gefragt, ob er denn jetzt auch einmal so einen nicht geweihten heiligen Leib Christine probieren dürfe."