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Vernetzungstreffen der Sozialvereine und Sozialeinrichtungen am 10. November 2011 in Wörgl

    

Im Tagungshaus Wörgl fand das erste Vernetzungstreffen der Wörgler Sozialeinrichtungen statt, das gegenseitiges Kennenlernen zum Ziel hatte. Auch die Pfarre Wörgl stellte dabei ihre caritativen Aktivitäten vor - im 3. Bild von links Pfarrer Theo Mairhofer und rechts am Wort Caritaszentrum-Leiterin Heidi Rißlegger.

Dichtes soziales Netz in der Stadt Wörgl

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 25 Sozialeinrichtungen folgten der Einladung von Sozialreferentin Evelin Treichl zum ersten Kennenlern-Treffen am 10. November 2011 und stellten ihre Angebote vor. Die Palette reicht von Beratung und Therapie bis hin zu Arbeitsmarkt-Initiativen und konkreten Hilfsangeboten.

Rechtsberatung mit sozialarbeiterischem Einschlag bietet die Wörgler Zweigstelle der Schuldnerberatung Tirol. "Zu den Schulden kommen meist noch andere Probleme, viele schwierige Klienten sind betreuungsintensiv", erklärte David Kahn und bedauert, dass das Budget nun zum 2. Mal in Folge gekürzt wurde. Man bemühe sich, Notfälle sofort aufzunehmen, für die Klienten stehe weniger Zeit zur Verfügung. Zudem leide die Zweigstelle unter akuter Platznot - mehr Platz für alte Akten sei ebenso gefragt wie für den laufenden Bürobetrieb. 

Die Arbeitsgebiete des Werkteam Beta stellte Oliver Rodlmayr vor. 10 Jugendliche können in der Sepp-Ganglstraße bis zu einem Jahr lang fürs Berufsleben vorbereitet werden, lernen in Werkstätten und Grünraumpflege. Erwachsene werden in der Werkbank in der Brixentalerstraße betreut.

"Der Schwerpunkt unserer Beratungstätigkeit liegt beim Thema sexuelle Gewalt", informierte Anni Lindner vom Kinderschutzzentrum Wörgl. Rita Hauser vom Tagungshaus Wörgl stellte die Selbsthilfegruppe SAMT für Eltern, die ihr Baby verloren haben, vor. Psychosoziale Beratung für Mädchen und Frauen bietet die Frauen- und Mädchenberatung Evita mit Sitz in Kufstein.

Der Verein Neustart bietet Bewährungshilfe, begleitet straffällige Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, wobei beim Tatausgleich durch gemeinnützige Arbeit in Wörgl mit dem Seniorenheim und dem Bauhof zusammengearbeitet wird. Neustart betreut auch Haftentlassene, die oft vor einer Fülle von Problemen stehen, und ist für die Bezirke Kufstein, Kitzbühel und Schwaz zuständig.


    

Stellten ihre Arbeit vor: Annemarie Duregger und Erika Eder vom Wörgler Seniorenrat, Hermann Ellmerer vom Seniorenbund (Bild links), David Kahn von der Schuldnerberatung, Oliver Rodlmayr vom Werkteam Beta und Anni Lindner vom Kinderschutzzentrum Wörgl (von links).

Sprengel-Geschäftsführerin Michaela Fabiankovits stellte das Leistungsspektrum des Gesundheits- und Sozialsprengels vor, Pfarrer Theo Mairhofer und Lotte Mair vom Pfarrgemeinderat die caritativen Aktivitäten der Pfarre Wörgl.

Bei Familienproblemen stehen als Ansprechpartner die Ambulante Familienarbeit Tirols, die im Auftrag des Jugendamtes tätig ist, das Familiensozialberatungszentrum Tiroler Unterland und die Erziehungsberatung als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Mannsbilder-Männerberatung gibt´s in Wörgl seit 2005, Schwerpunkte sind das Thema Gewalt, Vatersein und Burschenarbeit in Schulen und Jugendzentren. Auf Budgetkürzungen wird hier mit einer Begrenzung der Klienten auf 3 pro Woche reagiert.

Mit versteckter Obdachlosigkeit Jugendlicher sind Wörgls Streetworker vom Achterbahn-Team ebenso konfrontiert wie mit vielen anderen Problemen, die sie bei aufsuchender Sozialarbeit im öffentlichen Raum im Rahmen mobiler Jugendarbeit erfahren. "Unsere Hauptaufgabe ist Vermittlung, aber auch Unterstützung Jugendlicher bei der Umsetzung ihrer Ideen", schilderten Sabrina Widmoser und Tobias Muster ihre Arbeitsweise.

Suchtberatung für Betroffene und Angehörige bei Spielsucht, Alkohol und Drogen bietet der Verein BIN im Citycenter Wörgl, Suchtberatung für illegale Substanzen die "Suchtberatung Tirol" als Nachfolger des Vereins BIT. Seit 2003 besteht in Wörgl die Drogenambulanz, die drei Mal wöchentlich geöffnet ist und neben Beratung die Drogenersatztherapie, Drogenkontrollen, Harntests und gerichtliche Kontrollen nach dem Suchtmittelgesetz durchführt. Klienten werden auch zur Entzugstherapie ins Krankenhaus Kufstein sowie zu Therapieeinrichtungen wie dem Haus Seespitz in Maurach am Achensee vermittelt. Die Anonymen Alkoholiker bieten Selbsthilfegruppentreffen im Tagungshaus Wörgl an.

Um psychisch kranke ältere Menschen kümmert sich der Verein VAGET und Carmen Schwinghammer stellte das Einsatzgebiet des PSP - Psychosozialen Pflegedienstes vor, der ebenfalls im Citycenter untergebracht ist. Der PSP bietet Einzelbetreuung im aufsuchenden Dienst, aber auch Tagesstruktur mit Beschäftigungs- und Arbeitsinitiativen und betreut auch im Zuge der psychischen Erkrankung straffällig gewordene Klienten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei der Betreuung junger Mütter, die Schwierigkeiten haben, ihr Kind anzunehmen.

Die ARTIS-Betriebe begleiten psychisch Kranke beim Wiedereinstieg ins Berufsleben und führen in Wörgl seit 10 Jahren vier Werkstätten, nehmen auch Arbeitsaufträge an. Die Betreuungsdauer ist ein Jahr, der Vermittlungserfolg danach mit 80 % sehr hoch.

Zu den ältesten Sozialvereinen zählt der vor 120 gegründete Vinzenzverein, den Hans Gwiggner vorstellte: "Der Vinzenzverein errichtete den ersten Kindergarten in Wörgl und heute helfen wir bei versteckter Not." Fünf Jahre nach dem Vinzenzverein gründete sich der Anna-Bund. "Wir sind der Pfarre eingebunden und helfen bei Notfällen", erklärte Obfrau Resi Hundsbichler.

Freizeitaktivitäten für Senioren organisiert der Seniorenbund und der Wörgler Seniorenrat kümmert sich als Bindeglied zur Gemeinde um Anliegen älterer Menschen.

"Das Rote Kreuz betreibt in Wörgl einen Kleiderladen, eine wöchentliche Lebensmittel-Ausgabe und organisiert betreute Reisen und Besuchsdienste", stellte LA Paula Eisenmann den Dienstleistungssektor der Rettungsorganisation vor. Der Wörgler Kleiderladen unter Leitung von Sabine Praschberger ist der größte im Bezirk, weitere bestehen in Kufstein und Rattenberg. Im Kleiderladen arbeiten 23 Leute mit, bei der Lebensmittelausgabe 28 freiwillige Helferinnen und Helfer. "Wir leben von den Kleiderspenden", erklärte Sabine Praschberger, die Einnahmen würden zweckgebunden verwendet und nicht für den Rettungsdienst eingesetzt. Die Lebensmittel-Aktion versorgt zwischen 50 und 60 Kunden mit Gratis-Lebensmittel.

Günstige Lebensmittel für Menschen mit wenig Einkommen bietet auch der Carla-Sozialmarkt des Caritaszentrums Wörgl in der Brixentalerstraße im Parterre des Tagungshauses. "Der Sozialmarkt ist drei Tage in der Woche, einkaufen können Menschen mit Berechtigungskarte. Die Einkommensgrenzen liegen bei 800 Euro bei Einzelpersonen, 1.200 Euro bei zwei Leuten im Haushalt und pro Kind werden weitere 100 Euro angerechnet", informierte Heidi Rißlegger, Leiterin des Caritaszentrums Wörgl, das für die Dekanate Wörgl, Reith i.A. und Zell am Ziller zuständig ist. Die Caritas biete Menschen in Not unabhängig von der Religionszugehörigkeit Hilfe, etwa wenn Stromabschaltungen drohen.

Weniger Geld - immer mehr Arbeit... 

„Immer mehr Menschen geraten in Not“, wies Wörgls Stadtpfarrer Theo Mairhofer auf die bedenkliche Entwicklung hin, die die Sozialeinrichtungen angesichts gekürzter öffentlicher Subventionen vor Herausforderungen stellt. Dass die Sparpolitik bereits erste Opfer fordert, zeigte Heidi Rißlegger, Leiterin des Caritas-Zentrums Wörgl auf: „Die Familienhilfe musste ersatzlos gestrichen werden, weil das Land dafür seinen Finanzierungsanteil nicht mehr zur Verfügung stellt.  Das sind 6,90 Euro pro geleisteter Stunde. Das betrifft sehr viele junge Mütter, immer wieder fragen Sozialarbeiter aus den Krankenhäusern an, wohin sie sich hinwenden können.“ Sozialsprengel haben für die ganztägige Mithilfe in Haushalten nicht die Kapazität, können höchstens drei Stunden am Tag helfen.
 
   
Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle Evita wies auf einen Burnout-Vortrag am 24. November 2011 hin (Bild links). Wörgls Streetworker Tobias Muster und Sabrina Widmoser (Bild Mitte), rechts im Bild Mitarbeiter von der Männerberatung Mannsbilder, der Ambulanten Familienarbeit Tirol sowie des Vinzenzvereines.
 
Neben dem Wunsch nach ausreichender finanzieller Unterstützung formulierte Sabine Praschberger, Leiterin der Rot-Kreuz-Kleiderladens ein weiteres gemeinsames Anliegen: „Für uns wäre es hilfreich, wenn die Stadt eine Informationsbroschüre mit allen Einrichtungen und Ansprechpartnern erstellen würde – so können wir Hilfesuchende besser weitervermitteln.“ Sozialreferentin Evelin Treichl nahm die gute Idee gern auf und ersucht nun alle Sozialvereine, entsprechende Informationen an die städtischen Mitarbeiterinnen des Sozialreferates Angela Pecherstorfer und Karin Moser zu übermitteln.
Beeindruckt vom vielfältigen, professionellen Beratungs- und Hilfsangebot im Sozialbereich zeigte sich Wörgls Sozialausschuss und Bürgermeisterin Hedi Wechner, die sich bei allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Sozialvereine bedankte. Landtagsabgeordnete Paula Eisenmann zeigte sich überrascht vom breitgefächerten Angebot in der Stadt und gratulierte dazu.  
 
 
   

Die städtischen Mitarbeiterinnen des Sozialreferates Karin Moser und Angela Pecherstorfer sowie Sozialausschussmitglieder und Bürgermeisterin – Ekkehard Wieser, Hedi Wechner, Elke Aufschnaiter, Evelin Treichl und Herta Bräuer (von links) zeigten sich von der Leistung der Sozialeinrichtungen tief beeindruckt. Bild Mitte: Stellten die beiden ältesten Sozialvereine vor: Hans Gwiggner den Vinzenzverein und Resi Hundsbichler den Annabund. Bild rechts: Hans Gwiggner mit Sabine Praschberger und LA Paula Eisenmann beim Small-Talk.

Weitere Bilder vom 1. Vernetzungstreffen der Sozialeinrichtungen hier in der Galerie...