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Barbara Moser: Peaschtln laffn in Breitenbach, Mundartgruppe Angath: "Wia ma frira gsogg hod"

  

In den Medienraum der Volksschule Angerberg bat die öffentliche Bücherei Jukie aus Platzgründen zur Buchpräsentation, zu der Angerbergs Chronistin Loise Osl (Bild Mitte links) und die Büchereileiterin Sylvia Noyan (Bild Mitte rechts) begrüßten. Barbara Moser gab mittels bebilderte Präsentation einen Einblick in ihr Buch "Peaschtln laffn", das in der Edition Tirol erschienen ist.

Perchtenbrauchtum in ursprünglicher Form

"Dieses Buch hätte ich allein nicht machen können - es ist ein Gemeinschaftswerk", betonte Barbara Moser, die bei Recherche und Umsetzung ihres zweiten Buchprojektes breite Unterstützung in der Bevölkerung fand. Mit ihrem Buch "Peaschtln laffn" schildert die Autorin das Perchtenbrauchtum in Breitenbach, Angerberg und Mariastein - jenen Gemeinden, die sich im Unterland als Ursprung dieses vorweihnachtlichen Brauchtums sehen. Barbara Moser, von Beruf Marketing-Fachfrau bei Spar, befasste sich bereits in ihrem ersten Buch "Breitenbach wie´s früher war" mit der Ortsgeschichte.

Barbara Moser lässt in ihrem Buch Volkskundler ebenso zu Wort kommen wie die Brauchtumspfleger selbst. Aus volkskundlicher Sicht betrachten Dr. Gunter Bakay und Mag. Max Schneider aus dem Zillertal das seit rund 400 Jahren dokumentierte Perchtenbrauchtum im Alpenraum, das je nach Region in unterschiedlichen Ausprägungen vorkommt -  während das Perchtenbrauchtum am Rücken des Angerbergs am 5. und 6. Dezember gepflegt wird, sind die Perchten im Alpbach- und Zillertal um den Dreikönigstag im Jänner unterwegs.

Die historische Entwicklung zeigt, dass das Brauchtum auch in den Ursprungsgemeinden durchaus Veränderungen unterworfen war. Während heute in Breitenbach ausschließlich Männer ins Perchtengewand schlüpfen, waren während des Weltkrieges mangels Männern daheim auch die Frauen als Perchten unterwegs. War früher mit der Heirat mit dem Perchtenlaufen Schluss, so sind heute mit Leidenschaft alle Altersgruppen bei den Perchtengruppen vertreten. "In Breitenbach sind 48 Passen unterwegs - davon 9 Kinder-, 7 Jugend- und 32 Erwachsenen-Passen", gab Barbara Moser einen Überblick über den aktuellen Stand, dem im Buch breiter Raum gewidmet ist. "2010 waren 595 aktive Peaschtln im Einsatz", ermittelte sie und stellt alle Passen wie auch etliche der "22 Platz", an denen die Perchten ihren Tanz aufführen, im Buch vor. Porträtiert sind auch Maskenschnitzer sowie Breitenbacher "Perchtl-Originale" und Aktivitäten rund ums Brauchtum wie das Peaschtl-Fußballturnier, das seit 2006 jährlich durchgeführt wird und bisher 39.000 Euro in den Sozialfonds der Gemeinde einbrachte.

  

Neben den Breitenbacher Akteuren wie  Peter Ingruber, der über 500 Peaschtl-Larven geschnitzt hat, oder die jüngsten Perchten, wirft Barbara Moser - im Bild rechts mit Büchereileiterin Sylvia Noyan - auch einen Blick in die Nachbargemeinden Angerberg und Mariastein, wo das Perchtenbrauchtum ebenso in seiner ursprünglichen Form ohne Fellteufel und Feuerzauber gepflegt wird. Das Buch "Peaschtl laffn" von Barbara Moser in der Edition Tirol liefert fundierte und gut recherchierte Informationen über das Perchtenbrauchtum und ist um 25 Euro im Buchhandel erhältlich.

Mundart-Wörterbuch: "Wia ma frira gsogg hod"

   

Nach einer "Stärkungspause" in der Bücherei, die das 12-köpfige Bücherei-Team mit Wein, Weihnachtskeksen und "heißen Schneewittchen" versüßte, stellte die Mundartgruppe der Pfarrgemeinde Angath ihr Gemeinschaftswerk "Wia ma frira gsogg hod" vor, in dem 900 Mundartbegriffe aus der Region, bestehend aus den Gemeinden Angath, Angerberg, Mariastein, Breitenbach, Kundl, Wörgl, Kirchbichl, Bad Häring und Langkampfen erklärt werden.

Franz Lichtmannegger (Bild oben Mitte) schilderte die Entstehungsgeschichte des Mundartbuches. Gemeinsam mit Georg Posch begann er vor eineinhalb Jahren mit dem Sammeln von Mundartausdrücken und fand im Lauf der Zeit mit Loise Osl, Marianne Larch, Resi Winkelmann und Josef Bauer begeisterte Mitstreiter. In vielen Stunden wurde über Bedeutung und Schreibweisen diskutiert, zunächst alles in Listen erfasst. Die Idee, ein Buch daraus zu machen, kam erst später: "Wir hatten schon über 900 Wörter und dachten, dass wir diese mit mehr Menschen teilen sollten. Dialekt ist Kultur und uns geht es darum, alte Ausdrücke zu konservieren", so Lichtmannegger.

Auf der Suche nach Illustrationen sammelte man schließlich über 350 alte Fotos und Postkarten, von denen 100 für die Veröffentlichung ausgewählt wurden. Zwei Comic-Figuren führen durchs Buch, das dann mit Unterstützung der 9 Gemeinden beim Salvendruck in Hopfgarten mit einer Auflage von 750 Stück hergestellt wurde und bereits reißenden Absatz findet. Das Buch, dem eine Daten-CD mit allen Wörtern und Erklärungen als Hörbuch beigelegt ist, kostet 20 Euro und ist bei den Gemeindeämtern in Angath und Angerberg sowie in einigen Geschäften erhältlich.

  

Stellten ihr Buch vor:  Resi Winkelmann und Loise Osl links im Bild. Georg Posch teilte seine Gedanken über Veränderungen der Mundart mit. Bild rechts: Das Autoren-Team mit Georg Posch, Josef Winkler, Loise Osl, Marianne Larch, Resi Winkelmann und Franz Lichtmannegger.

Die Bücher gibt´s übrigens auch zum Ausleihen in der Jukie-Bücherei, die jeweils mittwochs und freitags von 16 bis 19 Uhr geöffnet hat!

Weitere Bilder von der Buchpräsentation hier in der Galerie...