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Auftaktveranstaltung im Tagungshaus Wörgl: Film und Podiumsdiskussion über aktives Altern am 10.2.2012 |
vero / 12.02.2012 21:52
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Mag. Rita Hauser begrüßte zur Auftaktveranstaltung zum Themenschwerpunkt Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen das interessierte Publikum im Tagungshaus Wörgl, darunter u.a. Sozialreferentin Vizebgm. Evelin Treichl.
"Wir nehmen das Europäische Jahr des aktiven Alterns 2012 zum Anlass, das Bild des Alters zu revidieren und auch einmal die positiven Seiten aufzuzeigen", eröffnete Tagungshaus-Mitarbeiterin Mag. Rita Hauser die Nachmittagsveranstaltung am 10. Februar 2012. Den Einstieg ins Thema lieferte die 40 Minuten dauernde Doku "Und a jeds Leben is anders", die vom Bundesministerium in Auftrag gegeben und von der Forschungsgruppe Pflege und Alter(n) umgesetzt wurde. Die Filmemacher begleiten sechs 85-Jährige in ihrem Alltag und zeigen Freuden und Leiden in diesem Lebensabschnitt auf. Einsamkeit kommt dabei ebenso zur Sprache wie benötigte Betreuungsdienste und Einrichtungen. So wird u.a. das Haus der Senioren in Wels vorgestellt, in dem 76 Menschen in 10 bis 12 Hausgemeinschaften zusammenleben - ganz nach dem Motto so viel wie möglich selber machen, nur dort Hilfe beanspruchen, wo sie wirklich nötig ist.
"Alt sein ist schön, wenn man es versteht"... (Film-Zitat)
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion erörterten die Mitwirkenden die Lebenssituation älterer Menschen aus unterschiedlichen Blickwinkeln sowie Ratschläge, wie dieser Lebensabschnitt erfüllend gestaltet werden kann. Ausgehend vom Film wurde herausgearbeitet, wie wichtig Sozialkontakte und sinnvolle Beschäftigung, eine Aufgabe zu haben, auch im "vierten" Lebensalter ist: "Aktiv sein und bleiben" - was dazu konkret beitragen kann, erläuterte Klaus Walter: "Weiterbildung, Lesepatenschaften übernehmen, reisen, in Vereinen aktiv sein oder sich im Sozialbereich engagieren - es geht um Abwechslung und darum, mobil zu bleiben."
Am Podium von links: Klaus Walter, Thomas Schafferer, Bernd Obermayr, Hedi Wechner, Roland Bulla.
Für Senioren, die noch eine Aufgabe suchen, stellte Thomas Schafferer vom JUFF das Senioren-Mentoring-Programm vor, das derzeit an den Polytechnischen Schulen in Schwaz und Kufstein durchgeführt wird: "Schüler, die Schwierigkeiten bei der Lehrstellensuche haben, werden von einem Mentor über Monate begleitet. Dieser hilft bei der Lehrstellensuche und steht oft auch als Ansprechpartner für andere Themen zur Seite." Ein Projekt, das die Generationen verbindet - die 55 bis 70-jährigen Mentoren erleben dabei auch die Lebensumstände der Jugendlichen heute.
Reisen und Hobbys pflegen allein sei vielen zu wenig, meinte Roland Bulla vom Bundesministerium und wies auf die Bedeutung ehrenamtlicher Freiwilligenarbeit hin. Die Gesellschaft biete hier auch für Senioren ein großes Betätigungsfeld.
Dem steht Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner differenzierend gegenüber: "Es gibt einen Unterschied zwischen gerne aktiv sein und Aktivismus. Menschen flüchten auch aus Angst, nicht mehr gebraucht zu werden, in Freiwilligenarbeit." Der Wert eines Menschen sei aber unabhängig von seiner "Nützlichkeit" zu sehen. Wechner brachte auch die wirtschaftliche Komponente in die Diskussion ein: "Wenn ich ökonomisch abgesichert bin, kann ich viel machen. Leider müssen viele Leute im Alter ums Überleben kämpfen und können nicht Hobbys nachgehen." Erst gehe es um die Existenzsicherung, dann erst um Freiwilligenarbeit. Auch die Gesundheit hänge von der Integration in der Gesellschaft ab.
Das Problem der Einsamkeit werde oft altersbedingt wahrgenommen, betreffe aber alle Altersgruppen, insbesonders auch Alleinerzieherinnen. Für Angebote, Senioren aus der Isolation zu holen, plädierte Klaus Walter: "Das beginnt bei ein paar aufgestellten Ruhebänken an Spazierwegen oder im Stadtzentrum." Sozialkontakte seien wichtig, es sei aber auch zu respektieren, wenn sich Menschen zurückziehen und gern einmal allein sind. Wichtig sei hier, die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Wechner: "Zwangsbeglückung ist genauso schlimm wie Einsamkeit."
Rege Publikumsdiskussion
"Wie ist Alter definiert - ab wann ist man alt?" - diese Publikumsfrage eröffnete die allgemeine Diskussion. Sie blieb im Grunde unbeantwortet - denn eine Definition für das Alter gibt es nicht. Wie Pflege nicht aussehen soll (dann, wenn sie zur nicht tragbaren Belastung für Angehörige wird) wurde ebenso angeschnitten wie die Verantwortung für die eigene Gesundheit durch richtige Ernährung und Bewegung. "Richtig genießen können - auch das trägt zur Gesundheit bei", ergänzte Bürgermeisterin Wechner und erntete dafür zustimmenden Applaus.
Mehr positive Beispiele im Film wünschte sich Brigitte Gmach (Foto links), die nichts davon hält, vor dem Altern Angst zu machen: "Ich bin jetzt 69 und habe mich von Beschäftigungen gelöst - ich will frei sein." Applaus signalisierte ihr ebenso Zustimmung wie zur Wortmeldung einer weiteren Teilnehmerin: "Alt ist man erst, wenn einen nichts mehr interessiert. Ich werde jetzt 60 und bin jünger als mit 20 - es kommt auf die Lebenseinstellung an!"
Ein Thema blieb in allerdings völlig ausgespart - Sex im Alter. Ausführlich diskutiert wurde über die negative Belegung des Begriffes alt. Was allerdings nicht auf alle Teile der Welt zutreffe. In Asien oder bei Naturvölkern werden alte Menschen als Weise geschätzt. Der Erfahrungsschatz der älteren Generation ist ein Potenzial, das die westliche Gesellschaft zu wenig wertschätzt.
Auf die individuelle Wahrnehmung des Alterns ging Hedi Wechner in ihren Schlussworten noch ein: Frauen erleben das Altern anders als Männer - sie seien dem Anti-Aging-Kult ausgesetzt. Während eine Frau, die keine Kinder mehr bekommt, als alt gelte, sei es "unter alternden Greisen gerade chick, noch einmal Vater zu werden." Klaus Walter ermunterte dazu, sich Lebensqualität im Alter selbst zu geben. Da habe man wieder Zeit dafür - Zeit, die Menschen im Berufsleben durch zunehmenden Leistungsdruck fehle.
Um Angebote für mehr Lebensqualität im Alter drehen sich im Laufe des Jahres weitere Veranstaltungen im Tagungshaus Wörgl - das aktuelle Programm dazu gibt´s auf www.tagungshaus.at