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Gemeinderat Wörgl vertagte Beschluss über Altersbegrenzung für Kinderbetreuung

  

Familien- und Gesundheitsreferent Christian Pumpfer (Bild links, mit Christian Kovacevic rechts) mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht den vor 2 Jahren geänderten gesetzlichen Vorgaben entsprechend die Kinderbetreuungseinrichtungen ausgebaut zu haben und wurde von Bgm. Hedi Wechner mit dem Argument verteidigt, dass Pumpfer fürs Budget 2011 noch nicht verantwortlich war.

Wörgl wächst - angesichts des Turbo-Wohnbaues absehbar und nicht verwunderlich. Dass damit auch die Anzahl der Jungfamilien und damit die von Kindern steigt, war auch absehbar. Mit diesem Wachstum nicht mitgehalten hat offenbar der Ausbau der Kleinkindbetreuung. So lag am 23. Februar 2012 im Wörgler Gemeinderat der Antrag am Tisch, ab 1. September 2009 die Altersgrenze für neu aufzunehmende Kinder in der Krabbelstube sowie in der Kinderkrippe auf 2 Jahre hinaufzusetzen und bei der Vergabe "Eltern, die arbeiten gehen" zu bevorzugen.

Vehement gegen diese im Gesundheits- und Familienausschuss vorbereitete Beschlussvorlage sprach sich Christian Pumpfer (SPÖ) als Familien- und Gesundheitsreferent aus: "Das ist der falsche Weg und bringt nur eine Verschiebung des Problems." Zudem seien die Kriterien für "arbeitend" unklar. Was, wenn jemand am Abend arbeitet - steht dann tagsüber ein Platz in den Kinderbetreuungseinrichtungen zu? Und wer solle das kontrollieren?

Das Problem kristallisierte sich in den beiden Herbstsitzungen im September und Oktober 2011 des Gesundheitsausschusses heraus. Vizebgm. Sozialreferentin Evelin Treichl berichtete von Müttern, die nach der Karenzzeit Probleme hatten, ihre Kinder flexibel in der Krabbelstube unterzubringen, da diese an gewissen Wochentagen randvoll besetzt sei, wobei bei der Aufnahme der Zeitpunkt der Anmeldung als Kriterium gilt. Zudem erhöhen  Kinder unter zwei  Jahren den Platz- und Personalbedarf, da diese doppelt gezählt werden und pro Gruppe die Anzahl von 18 Kindern nicht überschritten werden darf, da sonst die Förderung des Landes Tirol gestrichen wird. Evelin Treichl brachte den Vorschlag ein, die Altersgrenze generell auf 2 Jahre hinaufzusetzen, um so wesentlich mehr Kindern den Besuch der Krabbelstube bzw. Kinderkrippe zu ermöglichen, und beruftstätige Eltern zu bevorzugen.

Die Erhebung in den Einrichtungen erbrachte, dass mit 1. Dezember 2011 neun Kinder unter 2 Jahren die Krabbelstube besuchten und weitere sechs auf der Warteliste standen. Von 46 gemeldeten Kindern in der Krabbelstube waren bei 30 beide Eltern beruftstätig, bei 11 Kindern jeweils 1 Elternteil, bei 4 Kindern war die Mutter in Karenz und der Vater arbeitete und lediglich bei einem Kind war kein Elternteil erwerbstätig. In der Kinderkrippe arbeiteten bei 14 Kindern 8 Eltern (beide), bei 4 Kindern der Vater (Mutter in Karenz oder Studium) und bei zwei Kindern ist die Mutter alleinerziehend und arbeitet. Das Platzproblem in der Kleinkindbetreuung setzt sich dann im Kindergarten fort - so werden derzeit 12 Kinder aus Wörgl im Kindergarten Bruckhäusl betreut.

"Es ist unser sozialer Auftrag, die Kinderbetreuung von frühester Kindheit an sicherzustellen. Viele Mütter sind darauf angewiesen. Kinder sollen auch ab frühester Kindheit die Möglichkeit zur Sozialisation haben. Hier Einschränkungen zu machen wäre ein Rückschritt", meldete sich Bürgermeisterin Hedi Wechner zu Wort. Was NR GR Carmen Gartelgruber (FWL) so nicht gelten ließ und den Ball an die SPÖ zurückspielte: "Ich habe schon vor 2 Jahren darauf hingewiesen, dass aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu wenig Plätze vorhanden sein werden. Diese Zahlen liegen nicht erst seit gestern am Tisch."

Entrüstet zeigte sich auch Grün-GR Richard Götz und warf der Gemeindeführung verfehlte Finanzpolitik in den vergangenen Jahren vor: "Das darf ja nicht wahr sein - die Zugangsberechtigung erschweren und damit einen Teil der Bevölkerung ausschließen kann nicht der Weg sein."

Wie weit mit Unternehmen Absprachen über Einrichtung von betrieblichen Kinderbetreuungseinrichtungen getroffen wurden wollte GR Christian Huter  (FWL) wissen und regte an, außer mit der SPAR auch mit anderen Betrieben darüber zu reden. Andersfalls müsse man eben selbst das Geld in die Hand nehmen und den Müttern zur Seite stehen, da es für viele auch eine existenzielle Frage sei. 

Auf die gesetzlichen Grundlagen wies nochmals UFW-GR Emil Dander hin: "Von Berufstätigkeit als Kriterium steht nichts in den Zugangskriterien. Wir sollten bis Herbst eine vernünftige Lösung herbringen." In die selbe Richtung argumentierte Grün-GR Alexander Atzl (im Bild mit GR Richard Götz und GR Herbert Pertl, v.r.) und beantragte eine Vertagung, die auch Vizebgm. Dr. Andreas Taxacher (Team Wörgl) begrüßte.

Dem Antrag auf Absetzung des Tagesordnungspunktes stimmten schließlich 16 Gemeinderäte bei vier Gegenstimmen und einer Stimmenthaltung zu. Bis zum Sommer soll nun eine praktikable Lösung gefunden werden. "Wir haben Zeit bis zum nächsten Gemeinderat. Wir sind nach wie vor verpflichtet, Kinder ab 1,5 Jahren in die Kinderbetreuungseinrichtungen aufzunehmen", merkte Bgm. Hedi Wechner abschließend an.