Kommentare (0)

Nachrauf auf DI Dr. Jörg-Dieter Oswald

So kennen ihn hunderte HobbygärtnerInnen und Permakultur-Fans: "Dieter Pflanzen Beratung" - sein großes Wissen über Botanik teilte DI Dr. Jörg-Dieter Oswald auch beim heurigen Pflanzenmarkt in Rotholz gern mit Interessierten.

Sein Engagement für Naturschutz und Ökologie war so groß wie seine Hilfsbereitschaft und sein schier unerschöpfliches Wissen über Pflanzen - mit Jörg-Dieter Oswald  starb am 27. Mai 2012 ein liebenswerter Vordenker, Umwelt- und Permakultur-Aktivist. Das Herz versagte dem 73jährigen Familien- und Großvater seinen Dienst.

Die Geheimnisse der Natur und der Pflanzenwelt begeisterten den gebürtigen Salzburger seit seiner Jugendzeit, in der er zunächst eine Gärtnerlehre im Zierpflanzenbau in Salzburg absolvierte. Sein Wissensdurst war geweckt und Jörg-Dieter Oswald studierte nach Abschluss der HBLA für Gartenbau in Wien an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, wo er 1970 promovierte. Seine Dissertation am Reaktorzentrum Seibersdorf befasste sich mit dem Gebiet der Mutationszüchtung und Wuchsstoffe bei Gerste.

Vor Eintritt in die Biochemie Kundl 1967 hatte er als Gartenbautechniker und im Landschaftsbau im Ruhrgebiet gearbeitet. Im Kundler Pharmaunternehmen engagierte er sich über drei Jahrzehnte in der Forschung, war u.a. verantwortlich für die Einführung der EDV sowie für das Patentwesen und arbeitete sich bis an die Spitze der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, wo er unter anderem auch als Leiter der Abteilung Bioanalytik tätig war, ab 1983 als Leiter der Forschung- und Entwicklungsabteilung  und Prokurist. Die Wertschätzung seiner beruflichen Arbeit zeigt seine Mitwirkung in renommierten Forscherkreisen wie bei der American Microbiology Society, Vorstandsmitglied der Österreichischen Biotechnologiegesellschaft, Fachbeirat im Froschungszentrum Seibersdorf und Mitglied im Arbeitskreis für Forschung und Entwicklung der Österreichischen Industriellenvereinigung.

Jörg-Dieter Oswald ließ sich in Breitenbach nieder, wo er ein Haus baute und mit seiner Frau Friederike drei Kinder großzog, die den Familienkreis mittlerweile um drei Enkelkinder erweitern. Sensibel für die Bedürfnisse seines Umfeldes gründete Jörg-Dieter Oswald in den 1970er Jahren das Kinder-und Erwachsenenturnen in Kundl, das er selbst über 10 Jahre hinaus leitete. „Da war ich natürlich auch immer dabei – es hat viel Spaß gemacht“, erinnert sich sein Sohn Harald Oswald, als Extrem-Ausdauersportler an der Weltspitze beim Ultratriathlon und anderen Langdistanzen. Gesunde Bewegung praktizierte Jörg-Dieter, solange es seine angeschlagene Gesundheit zuließ - jahrelang in der Wörgler Tai Chi-Gruppe.

2009 bei der Vereinsauflösung der Ökologiegruppe Wörgl - der Vorstand von links Heinrich Wachauer, Manfred Loner, Albert Dander, Stefan Widauer, Jörg-Dieter Oswald und Elisabeth Widauer.

Der tiefe Einblick in biologische Zusammenhänge und die Verwurzelung im Gartenbau  ließen Jörg-Dieter Oswald zum engagierten Pionier für Ökologie, Naturschutz und Permakultur werden. 1989 war er unter den Begründern der Ökologiegruppe Wörgl, deren Arbeit unter anderem die Erhaltung und der Schutz des Wörgler Feuchtbiotopes Filz zu verdanken ist. Im Jahr 2000 absolvierte  Dieter den ersten Permakulturkurs in Österreich, gehalten von Joe Polaischer und arbeitete seither regelmäßig an den Permakulturstammtischen in Innsbruck mit. Auch im Verein Urkorn, einem Ableger der Arche Noah, war er von Beginn an treibende Kraft.  Sein äußerst profundes, umfangreiches Wissen und seine reiche Erfahrung  gab er großzügig und bereitwillig in Ausbildungskursen ebenso weiter wie in Internetforen und persönlichen Kontakten, wobei er auch  Pflanzen und Samen verschenkte und Führungen im eigenen Garten anbot. Seine Ratschläge und sein Wissen wurden über Österreichs Grenzen hinaus geschätzt. „Mit ihm verliert die Permakulturbewegung  in Tirol einen ihrer Impulsgeber“, formuliert es Helmut Sieberer von PermaKultur Tirol. Gastfreundschaft und Freigiebigkeit zählten wie sein unermüdlicher Forschergeist zu Jörg-Dieters Charaktermerkmalen, er lebte die Prinzipien der Kooperation auch als Mitglied im Talente-Tauschkreis.  

 

Beim ersten Anlauf zum Permakulturprojekt Freigarten Wörgl 2007: Dr. Jörg-Dieter Oswald beim Aussäen von Blumensamen, wobei ein I-MOTION-Mädchen mithalf. Aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen wurde das Permakulturprojekt vorzeitig beendet und startete als Freigarten Wörgl erst 2010 auf Initiative des Wörgler Umweltreferenten Richard Götz und einer Gruppe engagierter freiwilliger HelferInnen neu durch.