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Im Ennstal regt sich Transit-Widerstand
vero / 12.10.2006 01:18
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Verkehr  Transit  Moreau 
Vortrag und Diskussion mit Univ. Prof. DI Dr.
HERMANN KNOFLACHER
(TU Wien, Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik)

DONNERSTAG, 12. OKTOBER 2006, 19.30 UHR, SCHLOSS TRAUTENFELS

Diese Veranstaltung mit dem weltweit gefragten Verkehrsexperten Univ.Prof. DI Dr. Hermann Knoflacher ist der Auftakt für unsere 7.5 TONNAGE LIMIT-Kampagne.

PERSÖNLICHE ANMERKUNG

In der heutigen Kleinen Zeitung sprechen sich der Landtagsabgeordnete Karl Lackner und der Wirtschaftskammerobmann Bundesrat Franz Perhab (beide VP) klar für mehr Transitverkehr im Ennstal aus. Folgerichtig erteilen sie einem 7.5 TONNAGE LIMIT FÜR DAS ENNSTAL eine Absage. Im Sinne der Meinungsfreiheit steht es den beiden natürlich frei, “Politik” für mehr Abgase und für mehr Feinstaub im Ennstal zu machen. Der Einladung zum morgigen Termin mit Hermann Knoflacher wird das Duo infernal der so genannten Ennstaler Wirtschafts- und Verkehrspolitik darum wohl eher nicht nachkommen. Wie Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, verweigern die sonst lautstark zu vernehmenden “Verantwortungsträger” immer dann die Diskussion, wenn es mit hochkarätigen, allerdings jenseits aller Kaufkraft angesiedelten Experten öffentlich vertiefend zur Sache geht.   

Kurz bevor Hermann Knoflacher das letzte Mal ins Ennstal kam, war ich mit Stephan Brückl (“Arbeitsplätze oder Straßenbau”) vom Süddeutschen Institut beim so genannten “Regionalen Planungsbeirat” in Liezen. In der Diskussion forderte der Rohrmooser Bürgermeister Peter Pilz die anwesenden Bürgermeister und Interessenvertreter auf, den damals kurz bevorstehenden Knoflacher-Termin in Gröbming wahrzunehmen. “Hören wir uns das doch einmal an”, sagte Pilz. Der Ex-Landtagsabgeordnete Bgm. Kurt Tasch schüttelte nahezu entsetzt den Kopf und rief: “Des hauma uns jetz scho dreissg joa augheat, des wissma eh scho ois.”

Wann immer ich diese Anekdote erzähle, wird darüber gelacht. Beim zweiten Hinhören ist diese Geschichte allerdings weniger lustig. Ich habe auch gar kein Interesse daran, mich über Kurt Tasch lustig zu machen. Ich halte seine Aussage nicht bloß für die Einzelmeinung eines in die Jahre gekommenen Abgeordneten. Taschs Worte scheinen mir vielmehr symptomatisch für weite Teile der politischen Klasse und deren augenfällige Unfähigkeit zur tieferen Selbstreflexion, ja deren offensichtlichen Widerwillen, sich den veränderten Voraussetzungen in einer komplexer gewordenen Welt als Lernende zu nähern. Wer von sich glaubt, wenn schon nicht alles, so zumindest doch das Richtige zu wissen, stellt sich geistig tot. Dass die jüngeren Nachfolger alternder Politiker kaum klüger agieren, liegt wohl an den Grundprinzipien herrschaftshierarchischer Strukturen, wie sie in Parteien gang und gäbe sind. In Herrschaftshierarchien kommt man eben nur nach oben durch perfekte Anpassung an die Altvorderen, die noch immer viel zu sagen haben. Wer allzu weit ausschert in seinem Denken und Handeln, springt dann karrieremäßig ins Leere.

In der Praxis passiert das allerdings kaum. Wer sich zum Parteisoldaten berufen fühlt, hat die entsprechende Sozialisation längst hinter sich, seine Lektionen brav eingeübt und weiß sich zu benehmen. So fällt es sich leichter nach oben. Aus den Soldaten werden Generäle – in Parteizentralen, im Landtag, im Nationalrat, im Bundesrat ... Vertreten werden Ansichten, die dem Erkenntnisstand von vor 50 Jahren entsprechen – und in vielen Fällen nicht einmal das. Mit Politik im ursprünglichen Sinn – Gesellschaftsgestaltung FÜR DIE MENSCHEN, Abwehr von drohenden Schäden für die Allgemeinheit inklusive – hat das freilich nur mehr dem Namen nach zu tun. Wie könnte ich solchen Leuten, die mehr auf die LKW-Lobby und die Bauwirtschaft hören statt auf meine Bedürfnisse, die sich nicht scheren um meine kleine Anna, die gerade das sprechen lernt, die Politik überlassen?

Martin Hochegger hat mich heute “mutig” genannt. Aber ich bin nicht “mutig”. Mut setzt Angst voraus. Ich habe keine Angst. Als Kind hatte ich Angst vor dem Nikolaus. Als der mit Krampussen im Gefolge kam, erkannte ich hinter dem Bart meinen verhassten Religionslehrer, der in seinen Stunden gerne handgreiflich wurde und uns Schüler mit Gegenständen bombardierte. Der Schläger als Nikolaus, als “Respektsperson”. Seitdem schaue ich sehr genau hin. Ich habe die Ent-Täuschung kultiviert. Die heutigen Nikoläuse kommen ohne Krampusse. Die heutigen lieben Onkel wollen bloß mehr Transitverkehr. Sie wollen unser Bestes. Geben wir es ihnen nicht.

Herzliche Grüße
MOREAU