Kommentare (0)

vero / 13.10.2006 13:03
Bewertungen 0
Verkehr  Transit  Moreau  Bürgerinitiativen 

Erfolgreiche Veranstaltung zu 7,5 Tonnage-Limit für LKW im Ennstal


ENNSTAL – 13. OKTOBER 2006. Gestern fand auf Schloss Trautenfels wieder eine zündende Veranstaltung der Ennstaler Bürgerinitiativen für die rasche Umsetzung eines Schwerverkehrlimits im Ennstal statt. 120 Besucher von Rohrmoos bis Liezen, von Trautenfels bis Bad Ischl sowie Vertreter aus Gemeinden, Politik und Behörden waren anwesend. Kompetente Referenten waren der weltweit bekannte Verkehrsexperte Univ. Prof. DI Dr. Hermann Knoflacher von der Technischen Universität Wien sowie Bürgerinitiativenvertreter Theo Pucher vom Transitforum Naturpark Grebenzen und Zirbitzkogel an der B 317 aus dem Bezirk Murau.
Aufgrund der immer unerträglicheren LKW-Verkehr-Kolonnen auf der B 320 fordern die Ennstaler Bürgerinitiativen mit Nachdruck die rasche Umsetzung eines 7,5 Tonnage-Limits für den Schwerverkehr mit Ausnahme des Ziel- und Quellverkehrs ein. Der Durchzugsverkehr auf der B 320 liegt bei ca. 46 %, dazu kommen 10,6 % Transitverkehr am Tag (Zählung BH 2005), d.h. insgesamt 56,6 % des LKW-Verkehrs im Ennstal entfällt auf Mautflüchtlinge, in der Nacht steigt der Anteil der LKW-Durchraser auf über 90 %, die oft auch die Tempolimits überschreiten, weil sie nicht kontrolliert werden. Damit sind die Verkehrssicherheit sowie Gesundheit und Natur im Ennstal schwer gefährdet. Die Verantwortung dafür tragen an erster Stelle Bezirkshauptmann Rabl und Verkehrslandesrätin Edlinger-Ploder aber ebenso die Landtagsabgeordneten sowie die politischen Vertreter der Region und schließlich Landeshauptmann Voves.
 
Univ.Prof. H. Knoflacher zeigte erfolgreich umgesetzte Projekte in Österreich zum 7,5 Tonnage-Limit mit den umfassenden positiven Folgen für die betroffenen Wirtschaftsräume bzw. den negativen Konsequenzen bei einer Nichtumsetzung auf. In der Wachau wurde bereits vor Jahren anstatt der geplanten Schnellstraßenverbindung nach Wien aufgrund des Widerstandes regionaler Bürgerinitiativen ein 7,5 Tonnage-Limit und ein Nachtfahrverbot für LKW umgesetzt. Die Folgen waren für die gesamte Weinbauregion mehr als positiv: Die Bevölkerung ortete einen Rückgang des Schwerverkehrs um 70 %, das bedeutet eine enorme Lärm- und Abgasentlastung, gleichzeitig kommt der regionale Ziel- und Quellverkehr leichter voran, der Qualitätstourismus ist stark angestiegen, ein neu gebauter Radweg in der beruhigten Region ließ einen intensiven Radtourismus von 8000 Radfahrern/Tag wachsen, in der Region entstand eine hohe lokale Wertschöpfung, die in der Folge Zuwanderung und neue Arbeitsplätze nach sich zog. Zu alledem erhielt die Wachau aufgrund dieser Entwicklung von der UNESCO den Titel eines Weltkulturerbes.
Die Umsetzung eines 7,5 Tonnage-Limits für Langstrecken-LKW stellt eine ökologische und ökonomische Aufwertung einer Region dar, da die Kaufkraft in der Region gebunden wird und nicht durch schnelle Straßensysteme in die Großzentren abgesaugt wird. Dazu stellte Prof. Knoflacher beeindruckende Grafiken von der Entwicklung des Kaufkraftabflusses in Oberösterreich aus den Regionen in den Raum Linz vor, die dem Bau von sogenannten „leistungsfähigen“ Straßen unmittelbar gefolgt ist.
 
Die Alternative heißt daher auch aus regionalwirtschaftlichen Gründen: rasche Umsetzung eines 7,5 Tonnage-Limits. Gegenteilige Meinungen, die dazu im Vorfeld von ÖVP LAbg. Karl Lackner und Wirtschaftskammerobmann Franz Perhab geäußert wurden, wurden an diesem Abend ganz klar widerlegt. Durch ein 7,5 Tonnage-Limit für LKW in der Region wird der Wirtschaftsstandort Ennstal nicht geschwächt, sondern wissenschaftlich belegbar gestärkt. Ebenso wird der Ziel- und Quellverkehr nicht „sehr erschwert“, wie LAbg. Lackner meint, sondern im Gegenteil erleichtert, weil ja der überregionale LKW-Verkehr entfällt und der regionale LKW-Verkehr – der vom Verbot ausgenommen ist - dadurch leichter und schneller vorankommt.
 
Einen engagierten und äußerst humorvollen Einblick in die Bürgerinitiativenarbeit im Bezirk Murau lieferte Theo Pucher vom Transitforum Naturpark Grebenzen-Zirbitzkogel. Dort hat er mit der Bevölkerung vor Ort auf der B 317 zwischen Dürnstein und Scheifling die Umsetzung eines 7,5 Tonnage-Limits für LKW erkämpft, da die LKW-Langstrecken-Belastung wie im Ennstal bereits unerträglich geworden war. Er sagte ganz deutlich: „Politiker verstehen nur eine Sprache: die Straßensperre. Damit haben wir unser Ziel erreicht.“
 
An diesem Punkt sind nun auch die Ennstaler Bürgerinitiativen angekommen. „Wenn alle unsere bisherigen Bemühungen nicht innerhalb der nächsten Monate zur Umsetzung einer Schwerverkehrsentlastung im Ennstal führen, wird die nächste Bürgerversammlung auf der Straße stattfinden. Wir werden das 7,5 Tonnage-Limit mit Nachdruck einfordern. Dazu haben wir eine Postkarten- und eine Info-Kampagne gestartet“, sagte die Initiatorin der Veranstaltung Waltraud Mitteregger von der Überparteilichen Plattform STOPP TRANSITSCHNEISE ENNSTAL.
 
Als Sensation für das Ennstal wurde die gestrige Unterzeichnung des Verkehrsprotokolls der Alpenkonvention durch die EU-Verkehrsminister gewertet. Damit ist nun auch nach EU-Recht der Bau einer hochrangigen Straße für den alpenquerenden Verkehr im Ennstal nicht mehr möglich. Da der EU-Transit-Druck auf das Ennstal aufgrund des geplanten Baus der S 7 vom Raum Graz an die ungarische Grenze und von dort bis nach Rumänien ans Schwarze Meer bzw. der im Bau befindlichen Autobahnen über Slowenien und Kroatien bis nach Griechenland und in die Türkei ins Unermessliche steigen wird, ist es umso notwendiger im Ennstal die Zeichen auf Transitentlastung zu stellen, bevor wir völlig überrollt werden.
 
Alle, die Univ.Prof. Knoflacher hören wollen, können diese Gelegenheit am kommenden Dienstag um 10.00 Uhr nützen, da wird das Interview, das vor der Veranstaltung mit ihm aufgezeichnet wurde, in Radio Freequenns auf der Frequenz 100,8 nochmals wiederholt.

7.5 TONNAGE
LIMIT FÜR UNSER ENNSTAL
DIE SOFORT WIRKSAME VERKEHRSENTLASTUNG FÜR UNSER ENNSTALEine Initiative der Ennstaler Bürgerrechtsorganisationen
STOPP TRANSITSCHNEISE ENNSTAL
NETT – NEIN ENNSTAL TRANSIT TRASSE
LIEB – LIEZENER INITIATIVE ENGAGIERTER BÜRGER
BÜRGERINITIATIVE SCHÖNES IRDNING SCHLATTHAM AIGENin Kooperation mit
GRÜNE AKADEMIEund
MOREAU DIALOGPROJEKT
KONTAKT
Waltraud Mitteregger: 03685 / 22339
Moreau: 0676 / 7345890 oder 03682 / 22493-16

Text: Moreau