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Wörgler Pfarrvikar H. Peter Reiserer schrieb 1779 ein bisher unbekanntes Mozart-Klavierstück auf |
Auf den Seiten 12 bis 14 des Klavierbuches Sterzing 1780 entdeckte die Musikwissenschaftlerin Univ.Doz. Dr. Hildegard Herrmann-Schneider dieses "Allegro molto" von Wolfgang A. Mozart, handschriftlich festgehalten von Johannes Reiserer (Foto: Repro ITMf)
Funde wie dieser sind selten, dafür umso Aufsehen erregender: Bei der Räumung eines Dachbodens im Lechtal wurde die vollkommen in Vergessenheit geratene Notensammlung aus dem Nachlass eines Tiorler Blaskapellmeisters, Kirchenchorleiters, Organisten und Schuldirektoren aus dem Außerfern entdeckt. Zur Beurteilung des Fundes zog man die Musikwissenschaftlerin Hildegard Herrmann-Schneider vom Institut für Tiroler Musikforschung in Innsbruck bei, der sofort ein handschriftliches Klavierbuch mit über 160 auffiel, betitelt "Sterzing 1780".
Und in diesem findet sich das Allegro Molto "Del Signore Giovane Wolgango Mozart". Das nicht im Köchelverzeichnis und auch sonst nirgends belegte Werk Mozarts dürfte dieser den Recherchen der Musikforscherin zufolge im Alter von elf Jahren komponiert haben. Doch wie glaubwürdig ist die Niederschrift? Hier begab sich Hildegard Hermann-Schneider auf die aufwändige Spurensuche durch Archive. Auf der Rückseite des Umschlagsblattes der Handschrift unterzeichnete der Kopist mit Johannes Reiserer, Sterzing. Dieser wurde 1765 in Rattenberg als Sohn eines Arztes geboren, besuchte erfolgreich das Universitätsgymnasium in Salzburg und war 1778 bis 1780 dort Kapellknabe und erhielt intensiven Musikunterricht im Kapellhaus, damit im unmittelbaren Umfeld von Wolfgangs Vater Leopold. Johannes Reiserer unterlag bei seiner Abschrift des Stückes als Schüler strenger fachlicher Aufsicht, was zur Annahme führt, dass die Handschrift korrekt ist.
Dieser Johannes Reiserer sei jener Geistliche, der von 1815 bis 1823 in Wörgl als Pfarrvikar tätig war, so Wörgls Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner, der sich dabei auf eine Auskunft der Musikforscherin beruft. "Hier ruhet der Hochwürdige H. Peter Reiserer" beginnt die Inschrift, die den Todestag des Pfarrvikars am Chiemsee mit 23. August 1823 ausweist. Ob der Notenkopist wohl wusste, dass der 13jährige Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Vater Leopold auf der Durchreise nach Italien in Wörgl 1769 übernachtet hatte?
Am 13. Dezember 1769 brach der ehrgeizige Vater mit seinem Sohn zur Bildungsreise in den Süden auf, die über den Brenner führte und 15 Monate lang dauern sollte. In Wörgl bezogen die Beiden erstmals Quartier auf Tiroler Boden und dürften den Nachforschungen von Herrmann-Schneider zufolge möglicherweise im "Heiligenhaus", heute Friedhofstraße 21, oder im "Baßlerguat", dem heutigen Stadtamtsgebäude, übernachtet haben. Grund für die Quartierwahl war die persönliche Bekanntschaft der Familie Mozart zur Besitzerfamilie dieser Häuser: "Beide Anwesen gehörten Barholomäus Eder, einem Stiefschwiegersohn des Malers Adam von Mölk. Eder bewohnte das Heiligenhaus selbst, das Baßlerguat hatte er sein 1761 mit seiner Gattin Juliana Kain in Besitz", schreibt Herrmann-Schneider in ihrem Beitrag im Wörgler Heimatbuch über "Wörgls Mozart-Premiere und Haydn-Schwank". Und weiter: "Wolfgang Amadé Mozart war mit Anton von Mölk, einem Sohn des Salzburger Hofkanzlers Franz Felix Anton von Mölk befreundet, der seinerseits Mozarts ältere Schwester Maria Anna, allseits liebevoll Nannerl genannt, verehrte (sie ihn nicht), und Anton von Mölks Schwester Anna Maria Barbara hatte es später Mozart angetan."
Der Wörgl-Aufenthalt ging nur durch die Korrespondenz von Vater und Sohn mit den Daheimgebliebenen in die Musikgeschichte ein. Leopold Mozart schilderte in seinem Brief nach Hause den bisherigen Fahrverlauf und Wolfgang schwärmt im Brief an seine "liebste Schwester" Nannerl von der Bequemlichkeit in der beheizten Kutsche und dass "das Reisen auf diese Weise recht vergnüglich ist". Über Wörgl selbst steht nichts in den Briefen, die in voller Länge im Wörgler Heimatbuch nachzulesen sind. Wolfgang endet sein in italienisch verfasstes Schreiben mit "Ich bekomme Hunger, habe große Lust auf Essen. Lass es Dir mittlerweile gut gehen, leb wohl!" Ob ihm das in Wörgl kredenzte Essen dann geschmeckt hat, ist leider nicht überliefert.
Weitere Inforamtionen zum Fund des unbekannten Klavierstückes wird es im Mozart-Jahrbuch 2012 geben, das die Stiftung Mozarteum Salzburg im September 2012 herausgibt. Details dazu gibt´s zudem online auf der Website Musikland Tirol unter http://www.musikland-tirol.at/forschung/unbekanntesklavierstueck/index.php. Dort findet sich auch eine Hörprobe, die von Florian Bisak am originalen Mozart Hammerklavier eingespielt wurde.