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Umweltlandesrat Hans Lindenberger legt Maßnahmenpaket vor |
„Wir haben das ‚Aktionsprogramm Luft’ entwickelt, um die Luftbelastung in unseren Ballungsräumen des Inntals zu verbessern. Dazu gehört ein ganzes Aktions-Paket - vom Fahrverbot für schadstoffreiche LKW, die räumliche Ausdehnung des LKW-Nachtfahrverbots, das sektorale Fahrverbot und ‚Tempo 100’ für PKW zwischen Kufstein-Süd und Zirl auf der A12“, erklärt Tirols Verkehrs- und Umwelt-Landesrat Hans Lindenberger.
„Ab 1. Jänner 2007 gilt ein Fahrverbot für die ältesten LKW, das sind die Motorenklassen Euro 0 und 1, auf der Inntal-Autobahn A12 zwischen Kufstein-Süd und Zirl.“ Vom Verbot betroffen sind zunächst nur LKW mit Anhänger und Sattelkraftfahrzeuge, somit der schwere Güterverkehr.
„Mit 1. November 2008 wird das Fahrverbot für LKW mit Anhänger und Sattelkraftfahrzeuge auf die Euro-Klasse 2 erweitert. Und mit 1.11.2009 wird das Fahrverbot dann auch auf die restlichen LKW über 7,5 t der Klassen Euro 0 und Euro 1 ausgedehnt. Die zeitliche Staffelung ist durch die unterschiedliche Fahrleistung der Güterfahrzeuge und, daraus resultierend, durch den ungleichen Beitrag an Schadstoffen begründet.“
LKW-Nachtfahrverbot von Kufstein-Süd bis Zirl
„Das seit dem Jahr 2002 geltende LKW-Nachtfahrverbot zwischen Wörgl und Hall von 22 bis 5 Uhr Früh (im Winter-Halbjahr von 20 bis 5 Uhr Früh) wird mit 1. Jänner 2007 räumlich auf Kufstein-Süd bis Zirl ausgedehnt“, gibt LR Hans Lindenberger bekannt. Für die bisher vom Nachtfahrverbot ausgenommenen LKW der Euro-Klassen 4 und 5, das sind die neuesten auf dem Markt, endet diese Ausnahme mit 31. Oktober 2008 – wieder sind zunächst nur LKW mit Anhänger bzw. Sattelkraftfahrzeuge betroffen. Mit 31. Oktober 2009 endet die Ausnahme vom Nachtfahrverbot dann für alle LKW über 7,5 t.
Sektorales LKW-Fahrverbot ab 1. November 2007 in Vorbereitung
Mit 1. November 2007 soll auf der Strecke Kufstein-Süd bis Zirl ein sektorales LKW-Fahrverbot wirksam werden. Dieses Fahrverbot wird zunächst jedoch mit der EU-Kommission besprochen. „Eine solche Übergangsfrist bis zum Inkrafttreten hatte der Europäische Gerichtshof verlangt, damit sich die Wirtschaft auf das sektorale Fahrverbot einstellen kann“, erklärt Verkehrs- und Umwelt-Landesrat Hans Lindenberger.
Durch das sektorale Fahrverbot dürfen Güter, die sich besonders für den Bahntransport eignen, nicht mehr per LKW transportiert werden. „Dazu zählen für uns Massengüter, die in der Regel lange Transportstrecken aufweisen“, bemerkt LR Lindenberger. Dabei geht es um Transporte mit z. B. Abfall, Schrott, Rundholz, Steinen, Baustahl, Nichteisen- und Eisenerzen, Fliesen, Marmor und Fahrzeuge. „Die Reduktion der LKW-Fahrten führt zu einer entsprechenden Verringerung der Emissionen.“
Vom sektoralen Fahrverbot (siehe auch Präsentations-Grafik oben im Anhang!) ausgenommen sind
· LKW, die in der Kernzone be- oder entladen werden
· LKW, die in der erweiterten Zone sowohl be- als auch entladen werden
· Fahrten im Vor- und Nachlauf zu Bahnterminals
Sektorales LKW-Fahrverbot EU-konform
„Im nunmehr geplanten sektoralen LKW-Fahrverbot wird den Kritikpunkten des Europäischen Gerichtshofs an der ursprünglichen Verordnung Rechnung getragen“, stellt LR Hans Lindenberger fest. „Das Fahrverbot ist Teil eines Maßnahmen-Programms, als Transport-Alternative wird das Angebot der ‚Rollenden Landstraße’ am Brennerkorridor erweitert, es gibt eine ausreichende Vorlaufzeit für die Umstellung der Transport-Wirtschaft sowie eine umfassende Information der Interessensvertretungen und der europäischen Dienststellen.“
„Tempo 100“ für PKW vom 1. November 2006 bis 30. April 2007 zwischen Kufstein-Süd und Zirl
„Vorläufig weisen wir mit Verkehrsschildern darauf hin, dass vom 1. November 2006 bis 30. April 2007 auf der Inntal-Autobahn A12 zwischen Kufstein-Süd und Zirl ‚Tempo 100’ für PKW gilt. Diese Verordnung basiert rechtlich auf dem Immissionsschutzgesetz Luft (IG-L) und soll die Stickoxide im luftbelasteten Winter-Halbjahr senken helfen, parallel dazu wird auch der PM10-Feinstaub reduziert“, gibt Verkehrs- und Umwelt-Landesrat Hans Lindenberger bekannt.
In einem zweiten Schritt soll „Tempo 100“ dann über die Verkehrsbeeinflussungsanlage (VBA), das sind die orangen Überkopfportale an der Autobahn, angezeigt werden. Die Tempobeschränkung gilt dann nur noch bei großer Luftbelastung. Die Installierung dieses Systems läuft derzeit. Die VBA wird mit den Luftmess-Stellen in Vomp und Kundl gekoppelt. „Eine europaweit technisch einzigartige Sache“, freut sich LR Lindenberger über diese Weiter-Entwicklung und Verfeinerung der Reaktions-Möglichkeiten bei hoher Schadstoffbelastung.
Sobald die Vorarbeiten und Tests abgeschlossen sind, wird die flexible Temposteuerung durch die VBA die Tempo-100-Schilder ersetzen.
Weniger Geschwindigkeit = weniger Schadstoffe
„Bei höheren Fahrgeschwindigkeiten nimmt der Schadstoff-Ausstoß sowohl von Stickoxiden als auch von Feinstaub erheblich zu. Bei 130 km/h wird um 46 Prozent mehr NOX pro Kilometer ausgestoßen als bei 100 km/h“, weiß Dr. Jürg Thudium von der Schweizer Firma Ökoscience, der mit Untersuchungen für das Land Tirol beauftragt war.
Dies hat in erster Linie physikalische Gründe: Der Luftwiderstand der Fahrzeuge steigt mit der Fahrgeschwindigkeit massiv. Dadurch nimmt nicht nur der Treibstoffverbrauch deutlich zu, sondern auch der Schadstoff-Ausstoß.
„Dieses Tempolimit bewirkt eine Harmonisierung des Verkehrsflusses. Zusätzlich zur Schadstoff-Abnahme sinkt auch der Verkehrs-Lärm, die Unfall-Gefahr und der Treibstoff-Verbauch“, betont LR Lindenberger. „Das Tempolimit bringt eine Treibstoff-Ersparnis von ca. 12 Prozent. Dies entspricht im Unterinntal bei der geplanten Steuerung einer Reduktion von rund drei Millionen Liter Treibstoff im Jahr und somit einer Kosten-Ersparnis von zumindest drei Millionen Euro.“
Realer Zeitverlust zwischen Kufstein und Innsbruck nur 4,1 Minuten
Bei höherem Verkehrsaufkommen kann auf der Inntal-Autobahn die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h schon jetzt nicht durchgehend gefahren werden. Die durchschnittliche PKW-Geschwindigkeit liegt derzeit deutlich unter 130 km/h, nämlich bei etwa 117 km/h. „Bei Tempo 100 beträgt deshalb der reale Zeitverlust auf der Gesamtstrecke zwischen Kufstein und Innsbruck insgesamt lediglich 4,1 Minuten“, rechnet der Verkehrs-Landesrat vor. „Sämtliche Maßnahmen werden nach dem Winter einer Bewertung unterzogen“
„So viel Zeit muss uns der Schutz der Umwelt und unserer eigenen Gesundheit schon wert sein“, ersucht LR Hans Lindenberger alle TirolerInnen um Verständnis für das „Aktionsprogramm Luft“: „Jeder von uns muss einen Beitrag leisten!“
Text: Landespressedienst/Rainer Gerzabek