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Beschluss aus dem Wörgler Gemeinderat am 27. September 2012 |
vero / 02.10.2012 22:11
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Engagieren sich für Wörgls Energie-Wende: DI Othmar Frühauf und Geschäftsführer Reinhard Jennewein von den Stadtwerken Wörgl (Bild links von links). Das Heizhaus für das Mikrowärmenetz Winklweg ist am Gelände des Oberkrumbacher Bauern südlich des Bauernhofes geplant. Von hier aus können die Straßenzüge Winklweg, Grömer-Weg (Bild rechts) und Solothurner Straße mit Fernwärme versorgt werden.
Mikrowärmenetz Winklweg - ein weiterer Schritt zur Energieunabhängigkeit
Die Planungen und Gespräche mit Anrainern laufen und das Projekt Mikrowärmenetz Winklweg ist soweit fortgeschritten, dass sich die Stadtwerke für die weitere Vorgangsweise und Realisierung die Zustimmung des Wörgler Gemeinderates am 27. September 2012 einholten. "Sorglos Wärm" heißt der Geschäftszweig der Stadtwerke, die sich die Dienstleistung der Wärmelieferung an Wörgls Haushalte zur Aufgabe gemacht hat.
Auf die Notwendigkeit attraktiver Angebote zum Umstieg auf erneuerbare Energie wies Stadtwerke-Geschäftsführer Mag. Reinhard Jennewein zu Beginn seiner Präsentation hin: "Der Anteil der Ölheizungen im Westen Österreichs ist noch sehr hoch, in Wörgl werden 51 % der Wohnungen noch mit Öl beheizt." Um das zu ändern, setze man nicht auf ein zentrales Heizwerk, sondern kleinräumige Lösungen in kleineren Einheiten. "Die Tirol Milch hat die Absicht, die Käseproduktion zu vergrößern - hier können wir die Abwärme nützen", stellt Jennewein als weiteren Baustein des Wärmenetzes in Aussicht.
Das Mikrowärmenetz Winklweg sieht vor, vom neuen Heizhaus beim Oberkrumbacher Bauern bis zu 25.700 Quadratmeter Wohnfläche mit jährlich 2,2 GWh Wärmeenergie zu versorgen. "Derzeit wird hier mit 80 % Gas, 15 % Öl und 5 % Wärmepumpen und Öfen geheizt", so Jennewein, was einen jährliche CO2-Ausstoß von 570 Tonnen verursache und 220.000 Liter Heizöl-Verbrauch bedeute. Der neue Energiemix sieht als Energiequelle 82 % Wärme aus Erdwärmepumpen aus Grundwasser sowie 18 % aus Waldhackgut aus der Region vor.
"Die Heizanlage besteht aus zwei Kreisläufen und ist so konzipiert, dass sie schrittweise in Betrieb genommen werden kann. Sie besteht aus zwei Pumpen zu je 400 kW und zwei Hackschnitzelöfen zu je 200 kW", erklärt Jennewein. Für die Lieferung des Hackgutes gäbe es einen Vertrag mit dem Bauern, in dem Qualität und Preis von den Stadtwerken festgesetzt sind. Das Hackgut wird nicht am Hofgelände, sondern bereits im Wald hergestellt, für die Anlieferung rechnet man mit 19 Traktorfuhren jährlich.
"Die Kosten für die erste Ausbaustufe betragen 933.000 Euro, für die zweite 288.000 Euro, insgesamt also 1,23 Millionen Euro", so Jennewein. Die Finanzierung erfolge aus eigenen Liquiditätsreserven der Stadtwerke, zudem sei eine Förderung vom Bund in der Höhe von rund 366.000 Euro bereits in Aussicht gestellt. "Das ist eine sinnvolle Investition in die Region, die Wertschöpfung bleibt hier", betont Jennewein und verweist auf Vorteile für die Wärmekunden: reduzierte Energiekosten mit Rund-um-die-Uhr-Service und Versorgungssicherheit.
Bedenken hinsichtlich der Hackschnitzeltrocknung sowie der Verkehrsbelastung durch das Heizwerk äußerte FWL-GR NR Carmen Gartelgruber. "Die Hackschnitzeltrocknung erfolgt mit modernster Technik im Heizwerk und was den Verkehr betrifft, so bringt das Nahwärmenetz eine Verringerung, da Ölanlieferungen, Servicefahrten und Kaminkehrerbesuche wegfallen", erklärte Jennewein.
Im Grundsatzbeschluss für die Realisierung des Nahwärmenetzes Winklweg stehen als Voraussetzung die Förderzusage, die noch nicht vorliegende wasserrechtliche Bewilligung für den Betrieb der Wärmepumpenanlage sowie eine Anschlussdichte von 35 % der gesamt zu versorgenden Wohnfläche durch schriftlichen Auftrag.
Als "gut durchdachtes, sehr innovatives und umweltschonendes Projekt" lobte Bürgermeisterin Hedi Wechner das Konzept, das auf breite Zustimmung im Gemeinderat stieß. Vizebgm. Evelin Treichls Begeisterung dafür ging soweit, dass sie auch ohne Bundesförderung nicht auf das Projekt verzichten wolle.