(0)
Bio-Weidegänse von Elisabeth und Thomas Resch |
Elisabeth und Thomas Resch in ihrer Bio-Weidegänseschar.
30.000 Weidegans-Gössel werden in Österreich von einer Brutanstalt für das gesamte Bundesgebiet ausgebrütet – 170 davon holten sich am 26. April dieses Jahres Elisabeth und Thomas Resch vom Erbhof Schwoicherbauer in Wörgl Mühlstatt. Gerade einmal 100 bis 150 Gramm wiegen die einen Tag alten Kleinen, die nach der Startphase im beschützenden Stall ihre Zeit tagsüber unter freiem Himmel verbringen und über ein Gelände von rund zwei Hektar verfügen.
Bis zur stressfreien Schlachtung am Hof am Anfang November werden sie so zwischen sieben und acht Kilogramm auf die Waage bringen. „Die Gänse fressen vorwiegend Gras - Spitzwegerich und Ampfer lassen sie aber stehen. Abends erhalten sie Biogetreide von einem oberösterreichischen Bauern“, erklärt Elisabeth Resch und weist auf die gesunden Aufzuchtbedingungen hin: „Die Tiere werden nicht gemästet und haben kein Antibiotika erhalten.“ Die einzigen verabreichten Medikamente waren homöopathische Globoli – als frisch geschlüpfte Gössel zur Stärkung und einmal nach einem Hagelunwetter. „Wir versuchten noch, sie in den Stall zu treiben – aber sie scheuten vor der Lautstärke der Hageleinschläge am Dach“, schildert Thomas Resch die dramatischen Minuten, die für den Schwiegervater mit einem blauen Auge endeten. Der Hagel war zu laut, der Wind zu stark – und so wehte der orkanartige Sturm die jungen Gänse zurück auf die Wiese. Sie überstanden das Unwetter etwas zerrupft und mit einigen blauen Flecken und bekamen Arnika und Aconitum-Globoli gegen den Schock.
Bei den folgenden Hagelunwettern – diesen Sommer fegten noch drei weitere über den Schwoicherhof und richteten beträchtliche Schäden an – trieb man die Gänse frühzeitig in den schützenden Stall. Sie schlafen auf Stroh, wachsen und gedeihen und führen seit einigen Wochen auch Flugversuche durch. Trotzdem reicht ein niedriger elektrischer Weidezaun. „Zum Wegfliegen sind sie zu schwer, außerdem sind sie Herdentiere und bleiben beisammen“, erklärt Elisabeth.
Ob ab und zu doch eine richtig abhebt und das Weite sucht? „Nicht auszuschließen“, meint Thomas, da jedes Jahr zwei bis drei Tiere im Herbst nicht mehr da sind. Für den Schwund könnte aber auch ein vierbeiniger Räuber verantwortlich sein: „Im ersten Jahr probierte ein Fuchs, einen Tunnel in die Halle zu graben. Aber das vier Meter tiefe Fundament hat er nicht geschafft.“
Das Beobachten der Gänseschar gehört zur täglichen Routine wie das morgendliche Auslassen und abendliche Eintreiben in den Stall bei Sonnenuntergang. Wobei sich die Herde heuer anders verhält als im Vorjahr: „2011 waren sie von klein auf gesellig, heuer werden sie erst jetzt zutraulicher und sie schnattern mehr“, erzählt Elisabeth und erinnert sich an die lustigen Fernsehaufnahmen mit Erhard Berger. Die Gänse zupften ihr einen Ohrring aus dem Ohr, öffneten die Schuhbänder des Moderators und trieben allerlei Schabernak, weshalb das Kamerateam sieben Mal mit dem Dreh beginnen musste, bevor der Wetterbericht im Kasten war.
Auch wenn die Bauernfamilie das Federvieh ins Herz geschlossen hat, das Ende rückt mit dem Martini-Tag näher. Kurz und schmerzlos, dafür sorgt ein mobiler Schlachter am 7. und 8. November, der Verkauf erfolgt dann ab Hof und am Brixlegger Bauernmarkt nach Vorbestellung. Die Kunden kommen aus dem gesamten Tiroler Unterland, aber auch aus Bayern und sind bereits zu zwei Drittel Stammkunden.
Kontakt-Mailadresse: info(at)schwoicherbauer.at