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Südamerikanische Gemüsesorten gedeihen auch im rauen Klima Tirols auf der "Schattleit" in Wörgl-Boden |
Die beachtliche Höhe von etwa 2,50 Metern - und das trotz Nordhang - erreichten heuer die Yakon-Pflanzen auf dem Acker von Thomas Gasteiger in Wörgl-Boden. Nachdem der Wetterbericht einen Wintereinbruch mit Schneefall bis in Tallagen ankündigte, erntete der Hobbygärtner noch vor dem ersten Bodenfrost am 24. Oktober 2012 das Knollengemüse, das sogar an einigen Stängeln Blüten angesetzt hat. Die Vermehrung der Pflanze erfolgt durch die dunkelhäutigen Wurzelansätze (Bild rechts), die im Sandbett überwintert, dort im Frühjahr austreiben und ausgesetzt werden.
Yakon - das Inka-Gemüse
Im vergangenen Sommer pflanzte Thomas Gasteiger auf seinem Acker in Wörgl-Boden erstmals eine Yakon-Pflanze an. Das Knollengemüse Yakon ( Polymina sonchifolia (Syn. Smallanthus sonchifolia) ) aus der Familie der Korbblütler stammt aus Peru und gilt als "Inka-Gemüse", das von den Indianern als wertvolles Nahrungsmittel genutzt wurde.
Die Yakon-Knolle kann roh wie gekocht gegessen werden und gilt als gesunde Alternative, die sich auch besonders für Diabetiker eignet. Ein fördernder Einfluss auf die Darmflora wird ebenso angenommen wie eine positive Wirkung auf das Gehirn (siehe u.a. http://www.zeit.de/1998/48/Das_Inka-Gemuese). Die Yakon, auch Yacon geschrieben, gilt aufgrund ihrer wertvollen Inhaltsstoffe als "superfood" (siehe http://www.authenticnutrients.com/DE/service_sonstige.html)
Nachdem die erste Ernte 2011 rund 10 kg Knollen aus einer Pflanze erbrachte und auch die kulinarischen Qualitäten der "Super-Knolle" überzeugten, weitete Thomas Gasteiger die Yakon-Anbaufläche heuer auf drei Exemplare aus. Mit dem gleichen Erfolg - pro Pflanze konnte er zehn und mehr Kilogramm Knollen aus dem Boden holen - allerdings mit entsprechender Vorsicht, um sie nicht zu verletzen, da das die Haltbarkeit mindert.
Und die sollte zumindest noch drei Wochen nach dem Ausgraben gegeben sein, denn die Knollen reifen nach und entwickeln ihre Süße erst richtig durchs Lagern.
Das großräumige Freilegen der Yakon-Wurzelstöcke macht Sinn - so wird eine Verletzung der Knollen möglichst vermieden. "Die Pflanze ist pflegeleicht und wird weder von Schädlingen noch von Pflanzenkrankheiten befallen", stellt Thomas Gasteiger fest und freut sich über den ausgiebigen Ertrag.
Kürbisernte 2012 auf der Schattleit: Butternuss, Muskat-Kürbisse, Rote von Etampes und Lange von Neapel...
Kürbis, Chayote, Cranberries & Co...
Zu den botanischen Schätzen im Garten auf der Schattleit zählen weitere exotische "Einwanderer", die unter normalen Witterungsbedingungen in Tirol gut gedeihen. Heuer verwüsteten allerdings drei Hagelunwetter den Acker, was u.a. einen großen Teil der Kürbis-Ernte zunichte machte. Nicht alle Kürbissorten schmecken gleich gut, und so baut Thomas Gasteiger vor allem besonders aromatische Kürbisse wie Butternuss, Lange von Neapel und Muskat-Kürbisse an.
Ihren Premieren-Auftritt auf der Schattleit hatte heuer mit der subtropischen Chayote eine weitere Pflanze, die aus Amerika stammt - genauer gesagt aus Mittelamerika, wo sie von den Atzeken und Maya schon genutzt wurde. Die Chayote, bei uns auch Stachelgurke genannt, ist ein Rankgewächs aus der Familie der Kürbisgewächse (weitere Info http://de.wikipedia.org/wiki/Chayote)
Als autodidakter Garten-Experte kultiviert Thomas Gasteiger nebst einer Vielzahl heimischer Gemüse weitere "Exoten" wie die Chayote, auch genannt Stachelgurke. Die zwei Rankpflanzen aus der Familie der Gurkengewächse breiteten sich am zur Verfügung gestellten Klettergerüst stattlich aus und brachten reichlich Früchte - über 50 reife Früchte, die roh wie im Wok kurz angebraten, mit Paprika- und Pfefferonischoten gemischt, köstlich schmecken.
Ebenfalls zu den "superfood"-Pflanzen zählen die Cranberries (Bild oben rechts) aus der Familie der Heidekrautgewächse, deren Heimat die Hochmoore des östlichen Nordamerika sind. Auch diese großfruchtige Moosbeere gedeiht auf der Schattleit. Gemischt mit Birnen lässt sich aus den Vitamin C-reichen Beeren eine fruchtig-herbe Marmelade herstellen, die ähnlich wie Preiselbeermarmelade auch zu Fleisch oder ausgebackenem Gemüse bestens schmeckt.
Richtige Bodenbehandlung ist für Thomas Gasteiger oberstes Gebot. Kein Umgraben mehr, keine offene Erdoberfläche und natürlich kein Kunstdünger, auch kein Mist. Für die Abdeckung wird Gründüngung wie Phacelia (oben rechts) ebenso verwendet wie selbst hergestelltes Bokashi (fermentierter Grasschnitt) im Sommer und im Herbst wird nach der Ernte die gesamte Fläche mit Grünschnitt oder mit dem gehäkselten Grünabfall vom Acker bedeckt. Die Abdeckung schützt das Bodenleben vor Frost und UV-Strahlung, von den Mikroorganismen bis hin zu den Regenwürmern. Das Bodenleben produziert im natürlichen Kreislauf den Dünger für den Acker.
Gesunde heimische Vitamin- und Spurenelement-Lieferanten sind Brokkoli und Kohlrabi. Wenn Broccoli-Pflanzen nach der ersten Ernte im Sommer nicht abgeschnitten werden, treiben sie neue "Rosen" an, die laufend bis zum Frost geerntet werden können - und so spät im Jahr sind auch keine Schmetterlinge und somit keine Raupen mehr unterwegs... Die Riesenkohlrabi-Sorte wächst zwar langsam, dafür bringt sie ein Kilo und mehr auf die Waage, ohne holzig zu werden.
Frisches Gemüse vom Acker liefert im Winter der Grünkohl (Bild oben rechts) - der Frost lässt den Zuckergehalt in den Kohlblättern ansteigen und verbessert dadurch wesentlich dessen Geschmack!
Mangold-Spinat (links) und Himbeeren (Bild Mitte) bot der Schattleit-Acker noch nach Mitte Oktober 2012. Im Glashaus, das im Frühjahr zur Anzucht von Pflanzen ebenso zum Einsatz kommt wie für den ersten Salat, gedeiht neben unterschiedlichen Basilikum-Sorten, Gurken, Tomaten, Paprika und Pfefferoni auch das Süßkraut Stevia (Bild rechts).
Weitere Bilder von der Yakon-Ernte gibt´s hier in der Galerie...