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Gaststubenbühne Wörgl spielt "Der Lechner Edi" von Jura Soyfer noch bis 23. November 2012
vero / 03.11.2012 14:53
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Mensch und Maschine - Gegner oder Verbündete? Der arbeitslose Lechner Edi (Daniel Kapfinger) träumt davon, dass er mit der Maschine abrechnen kann, die er für seine Misere verantwortlich macht. Die taucht dann als Elektromotor Pepi (Dominic Kainzner) tatsächlich in "seiner Gassn" auf, erweist sich aber als dienstbarer Partner - Pepi nimmt den Elektriker und seine Freundin Fritzi (Jasmine Hrdina) mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.

In der Mechanisierung ortet der Lechner Edi den Grund für seine Arbeitslosigkeit. Als ihm der Elektromotor Pepi dann eine fantastische Zeitreise in die Vergangenheit anbietet, um Erfinder und Entdecker von ihrem Weg abzubringen und damit den Fortschritt zu verhindern, sind Edi und seine Freundin Fritzi mit Begeisterung dabei. Soweit der Handlungsrahmen des Theaterklassikers "Der Lechner Edi schaut ins Paradies" von Jura Soyfer, den die Gaststubenbühne Wörgl in der Inszenierung von Michael Zangerl als Herbst-Produktion auf die Bühne des Astnersaales bringt. Die trägt ebenfalls Zangerls Handschrift - der Regisseur gestaltete und erstellte weitgehend auch das Bühnenbild.

Das durchwegs ernste Thema bereitet Jura Soyfer in der Art des Revue-Cabarets der 1920er Jahre auf und würzt es mit charmantem, aber auch bissigem Humor. Dass daraus ein kurzweiliger, unterhaltsamer Theaterabend bei der Gaststubenbühne wird, dazu tragen die ausgezeichneten Darstellerleistungen ebenso bei wie die Regie-Ideen von Mike Zangerl und deren Umsetzung durch das Ensemble bei. Lukas Riemer, der ebenso wie Jasmine Hrdina sein Bühnen-Debüt mit dem Lechner Edi gibt, spielt auf der Zieharmonika selbst komponierte Musik, zu der live gesungen wird. Kreativ bei der Bühnen- und Multimediatechnik bringen sich Christian Spielbichler, Dominic Kainzner und Johannes Simmer (Darsteller bei den Gaststubenbühne-Jugendtheaterproduktionen Klassenfeind und Christiane F) ein, der die Klaviermusik zur Zeitreise einspielte.

Hervorzuheben sind die überzeugenden, großartigen Darstellerleistungen der jungen Ensemblemitglieder, die durchwegs die tragenden Rollen verkörpern. Als Lechner Edi zeigt Daniel Kapfinger sein großes Schauspiel-Talent, als Fritzi Jasmine Hrdina und als Elektromotor ohne Herz - aber mit viel Leidenschaft dargestellt Dominic Kainzner. Dem zeitreisenden Trio begegnen in wechselnden Rollen Othmar Haller als Galvani, Galileo, Kolumbus und Gutenberg sowie Josef Theurl als Toni, Justizbeamter, Matrose und Portier des Paradieses. Musikalisch begleitet Lukas Riemer, der auch einen blinden Kriegsversehrten spielt, die Zeitreise. Mit Priska Mey als Gerichtsvorsitzende und Susanne Vikoler als Verteidigerin Galileos sind weiters zwei erfahrene Bühnenmitglieder in Sprechrollen zu sehen.

Als stimmungsvolles Ambiente erweist sich der historische Astnersaal im Hotel Alte Post, in dem noch für weitere neun Vorstellungen von "Der Lechner Edi" am Rad der Zeit gedreht wird, und zwar am 7., 9., 10., 14., 15., 16., 21., 22. und 23. November 2012. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Karten im Vorverkauf sind bei der Buchhandlung Zangerl in Wörgl erhältlich sowie online auf www.gsbw.net

Der Theaterklassiker "Der Lechner Edi schaut ins Paradies" bietet sich auch für Schulklassen als lohnendes Ziel an (ermäßigter Gruppentarif). Jura Soyfer gehört zu den wenigen österreichischen Autoren, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Er begehrte auf, engagierte sich politisch und starb 1939 im Alter von 26 Jahren im Konzentrationslager Buchenwald. Am 8. Dezember 2012 jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal. 

  

Die Zeitreise führt das Trio Edi, Fritzi und Pepi zu Galvani, Galilei und Kolumbus...

... und endet vor den Toren des Paradieses bei der Erschaffung des Menschen. Soll´s der "Herrgott" lieber bleiben lassen? Edi Lechner plädiert dafür mit einem charmanten Wienerlied. Am Ende gibt Jura Soyfer die Antwort, worauf es wirklich ankommt...

Tosenden Schlussapplaus gab´s bei der Premiere ebenso wie bei er zweiten Vorstellung am 2. November für das gesamte Ensemble - hier im Bild links von links Lukas Riemer, Othmar Haller, Dominic Kainzner, Jasmine Hrdina, Michael Zangerl, Christian Spielbichler, Daniel Kapfinger, Priska Mey, Josef Theurl und Susanne Vikoler. Gratulierten zur gelungenen Premiere: Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner mit Gattin Verena und Bastian Wiedl vom Kulturausschuss, hier im Bild Mitte mit Regisseur Michael Zangerl und Gaststubenbühne-Obmann Stuart Kugler. Bild rechts: Helmuth A. Häusler (links) freut sich mit Susanne Vikoler, Stuart Kugler und Michael Zangerl über die gelungene Aufführung am 2. November.

Weitere Bilder vom Stück "Der Lechner Edie" sowie vom 31.10. und 2.11.gibt´s hier in der Galerie...