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Bericht aus dem Wörgler Gemeinderat am 8. November 2012

   

Dr. Robert Reindl von der Tiwag erläuterte die Innprofil-Messungen. 

Das Kraftwerk Kirchbichl wurde 1938 bis 1941 errichtet und verfügt mit rund 9.300 Quadratkilometern über ein relativ großes Einzugsgebiet. Die Wehranlage mit vier Wehrfeldern und einer Floßgasse weist ein Regelarbeitsvermögen von 141 GWh aus und erzeugt mit drei Kaplanturbinen Strom für die Tiwag. Wie sich der Rückstau auf das Flussbett auswirkt, wird mit 60 Profilmessungen auf einer Länge von 9 Kilometern ermittelt und seit Jahrzehnten erfasst, wobei der Profilabstand rund 150 m beträgt.

"Die ersten Profilmessungen liegen uns aus den Jahren 1947 vor", teilte Dr. Robert Reindl mit und erklärte die Vorgangsweise. Die Messwerte werden mittels Messboot, das heute mit GPS und Echolot ausgestattet ist, erhoben und mit unterschiedlichen Darstellungsformen ausgewertet. "Diese Messungen dienen zur Überwachung der Effizienz der Stauraumspülungen", so Reindl. Durch die Spülungen bei hohem Wasserstand wird das vom Inn mitgeführte und angelandete Geschiebe vom Fluss selbst abtransportiert.

"Die größten Sohlbewegungen finden auf dem Abschnitt beginnend unter der Autobahnbrücke Wörgl-Angath bis zum Wehr statt", so Reindl. Die Langzeitentwicklung der Messdaten zeigt, dass bis zu den 1980er Jahren durch gewerbliche Geschiebeentnahmen aus dem Flussbett, u.a. im Zuge des Autobahnbaues, eine Sohleintiefung erfolgte. Um diese zu stoppen, wurde in den 1990er Jahren die Schotterentnahme behördlich eingestellt, auch in der Innschleife. Dort wurde noch mit dem Naturschutz argumentiert, zum Schutz des Flussregenpfeifers. Die Sohlentiefe hob sich wieder, allerdings blieb sie im Staubereich unter der Sohlhöhe von 1947.

Aufgrund der massiven Auswirkungen des Hochwassers 2005 wurde wieder mit der Schotterentnahme begonnen. "Seit 2005 entnehmen wir wieder rund 150.000 Kubikmeter Schotter, die Sohle ist wieder auf das Niveau von 1987/88 abgesenkt und es erfolgen laufend Entnahmen, um diesen Wert zu halten", so Reindl. Zur Schotterentnahme aus der Innschleife wurde ein Kompromiss mit dem Naturschutz in Form einer eingeschränkten Bewirtschaftung geschlossen: "Es sind klare Bereiche als Rückzugsbegiet für die Vögel ausgewiesen", so Reindl.

Anders als im Staubereich habe es im Rückstaubereich im Gebiet von Wörgl von 1947 bis 2005 grundsätzliche keine Sohländerung gegeben. "Die Profilmessungen widerlegen den Verdacht, dass die Sohlenhöhe für die Überflutungen verantwortlich ist. Wir können kategorisch ausschließen, dass es zu so hohen Anlandungen gekommen ist", so Reindl, der die Ursache in der Wassermenge des Hochwasserereignisses sieht. Das Geschiebe sei durch die jährlich ein- bis mehrmals durchgeführten Stauraumspülungen abtransportiert worden. Die Häufigkeit der Spülungen hänge von der Wasserführung und damit vom Wetter ab. Einzig im trockenen Jahr 2003 habe es keines der jährlich wiederkehrenden Hochwasserereignisse gegeben, um eine Spülung durchzuführen.  In diesem Jahr sei aber auch kein Geschiebeeintrag erfolgt. "Es hat aber auch Jahre mit drei bis fünf Spülungen gegeben, je nach Dynamik des Flusses", so Reindl. Spülungen erfolgen bei Hochwasserstand und dauern meist drei bis fünf Tage, wobei außer 2003 seit 1947 mindestens einmal jährlich eine Spülung erfolgt ist.

Bei der Gemeinderatsitzung von links STR Mario Wiechenthaler, GR Ekkehard Wieser und GR Gerhard Unterberger, alle FWL.

"Wir haben die Innprofil-Messergebnisse bereits kurz nach dem Hochwasser 2005 ausführlich offengelegt", teilte Ing. Othmar Obrist nach Anfragen von Gemeinderat Gerhard Unterberger mit, der eine Reihe Fragen zu den Messergebnissen stellte. "Wer hat diese Innprofile in der Gemeinde erhalten? Wir haben sie nie gesehen", meldete sich STR Mario Wiechenthaler zu Wort. Auch Dr. Peter Egerbacher vom Bauamt teilte mit, dass die Messergebnisse nicht im Bauamt aufliegen. "Sie wurden im Stadtamt abgegeben, da müssen sie den damaligen Bürgermeister fragen", erklärte Obrist. "Da die Unterlagen nicht existent sind, werden wir sie von der Tiwag nochmals anfordern", beschloss Bürgermeisterin Hedi Wechner die Diskussion.