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Bericht aus dem Wörgler Gemeinderat am 13. Dezember 2012

"Der Polylog wurde um viel Geld gerichtet und ist wieder seit längerem nicht in Betrieb. Der Polylog ist nur mehr ein Stecken, dafür prangt eine Leucht-Laufschrift jetzt über der Galerie", meldete sich am 13. Dezember 2012 im Wörgler Gemeinderat FWL-GR Ekkehard Wieser zu Wort und wollte Informationen, wer dafür nun verantwortlich sei und ob es da eine Haftung gäbe.

Stadtwerkegeschäftsführer Reinhard Jennewein gab Auskunft. Nachdem der Gemeinderat im Mai dieses Jahres beschlossen hat, dass der Polylog stehenbleiben soll, sei die LED-Anzeige von den Stadtwerken selbst repariert worden. Die Module wurden ausgebaut, gelötet und wieder installiert, worauf die rote Leuchtschrift eine zeitlang auch funktioniert hat. Dann sei allerdings das "Extremszenario" eingetreten, vor dem er auch schon gewarnt habe. Die LED-Anzeige ist defekt, eine neue wurde auch schon bestellt und kostet 15.000 Euro, für den Einbau werden nochmals 5.000 Euro gerechnet. "Es war ein politischer Auftrag, den Polylog am Leben zu erhalten, und dem kommen wir nach", erklärte Jennewein.

"Diese 15.000 Euro hat niemand beschlossen", ärgerte sich GR Wieser und meinte, dass das "nicht ohne Beschluss der Kosten geht". "Wir haben die kleine Variante mehrheitlich beschlossen. Aber Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro - da bin mir nicht sicher, ob das so geht", meinte auch Bürgermeisterin Hedi Wechner. Doch was ist die Alternative? "Sollen wir den Polylog als Ruine stehenlassen? Wir werden uns weiter damit befassen."

Kulturreferent Puchleitner will Wortkunst am Polylog

Wenig zufriedenstellend ist nicht nur die "Hardware" des Polyloges, auch die Aussage der "Viele Wörter"-Säule, die auch nach der Reaktivierung im Sommer 2012 eher wortarm ausfiel und vorwiegend Terminankündigungen und Werbung beinhaltete. Ein schlüssiges Nutzungskonzept stellte Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner schon bei der Beschlussfassung im Frühjahr in Aussicht, wobei er sich "Wortkunst" am Polylog wünscht und dafür auch schon einen Oberländer Künstler im Auge hat. Das Konzept gibt´s noch nicht, man habe jetzt einmal darauf gewartet, dass der Polylog wieder funktionstüchtig ist. Das sei Aufgabe der Stadtwerke, da diese Besitzer des Medienkunstwerkes seien, so Puchleitner, nach der Gemeinderatsitzung darauf angesprochen. Deshalb habe es auch keinen Auftrag der Stadt für die neuerliche Reparatur gegeben. Mit dem Nutzungskonzept beschäftigt sich der Kulturausschuss, Kosten dafür sind nicht bekannt.

Kommentar:

Angesichts der Argumentation knapper Kassen verwundert den einfachen Steuer- und Gebührenzahler, wie beim Polylog mit öffentlichen Geldern umgegangen wird. Ob die Mittel von den Stadtwerken oder aus der Stadtkasse kommen, spielt für den Bürger keine Rolle. Fakt ist, dass hier in Salamitaktik um sehr viel Geld (gemessen am Kulturbudget von 130.000 Euro für 30 Vereine) vollendete Tatsachen geschaffen werden, ohne über die Sinnhaftigkeit diskutiert zu haben. Für den Polylog hat sich vor dem "politischen Miniskandal" um dessen Entfernung kein Mensch gekümmert, die wenigsten WörglerInnen haben überhaupt gewusst, was das ist. Ins öffentliche Bewusstsein drang er nach zehn Jahren erst durch den Stadtratsbeschluss zur Demontage, der durch das folgende "Kulturlobbying" vom Gemeinderat rediviert wurde. Ein Pyrrhussieg, wenn man sich das Ergebnis ansieht. Kunstwerke sind Kinder ihrer Zeit. Und der Polylog hat sich überlebt. Was die Technik betrifft ebenso wie die Funktion. Wer braucht heute noch eine öffentliche Wortplattform für "liebe Grüße zum Geburtstag und Bussi an mein Schatzi" oder andere Botschaften? Wir haben längst Facebook & Co. zur Vernetzung, fast jeder schleppt seine gesamte Online-Verwaltung schon am Handy mit sich herum. Sollte bei einer inhaltlichen Diskussion (auch am Kulturstammtisch der Stadt) dann wirklich herauskommen, dass Wörgl den Polylog braucht, sollen auch die Kosten für den Betrieb offen auf den Tisch gelegt und dann wie bei jedem anderen Projekt darüber abgestimmt werden, ob man es will oder nicht. Und wenn´s nur um die öffentliche Aufmerksamkeit geht: dafür gibt´s auch schon jede Menge Ideen aus allen möglichen Ecken - von der Ausstattung mit Wasserhahn als Brunnen bis zum Einstricken und Begrünen. Oder man erinnere sich an den hinter vorgehaltener Hand im Gesundheitsjahr 2005 schon propagierten Vorschlag, ein Riesenkondom als Aids-Kampagne drüberzustülpen. Auch eine Intervention. Als Kunst geht heutzutage ja viel durch. Spaß beiseite. Und sonst? Einfach schwarz stehen lassen. Als "landmark", denn mehr war er bislang auch nicht.

Veronika Spielbichler