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Anne-Frank-Verein in Wörgl für erhielt Auszeichnung von der Stadt Bozen

        

Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner freute sich über die hohe Auszeichnung für den Anne Frank Verein und für den Wörgler Aaron Peterer, der "federführend in Projekten engagiert ist, jungen Leuten die Geschichte des Holocaust nahe zu bringen". Carla Giacomozzi, Mitarbeiterin im Bozner Stadtarchiv, Aaron Peterer und Hannes Obermair, Leiter des Stadtarchives Bozen bei der Übergabe der Martin Niemöller-Friedenstaube, die in der Galerie am Polylog erfolgte.

Die Martin Niemöller-Friedenstaube ist eine Auszeichnung für Menschenrechtsarbeit, die immer nur auf Zeit, maximal ein Jahr, an einem Ort verweilt. 30 davon – für jeden Artikel der Menschenrechtserklärung von 1948 eine – zirkulieren um den Erdball, wobei Teil der Auszeichnung die Entscheidung über die Weitergabe ist. Die Stadt Bozen reichte die Taube auf Anregung des Stadtarchives an den Anne Frank Verein in Wörgl weiter. Bozen sei aufgrund seiner durch zwei faschistische Diktaturen vorbelasteten Geschichte besonders bemüht, diese mit Jugendlichen aufzuarbeiten und die Erinnerung daran wach zu halten.

 „Jugendliche sind das Erinnerungskapital der Zukunft“, erklärte Hannes Obermair, Leiter des Stadtarchives Bozen bei der Übergabe der Friedenstaube und begründete die Auswahl des Anne Frank Vereins mit der Durchführung der grenzüberschreitenden Wanderausstellungstour „Anne Frank – eine Geschichte für Heute“ mit Jugendlichen aus Innsbruck, Bozen und Rosenheim von Herbst 2012 bis März 2013: „Das ist ein Projekt mit europäischer Strahlkraft.“

Das der Wörgler Aaron Peterer mit dem Folgeprojekt „Connecting Borders Österreich Deutschland Italien“ fortführt und Details zum ausgezeichneten Projekt erläutert: „Wir organisierten eine grenzüberschreitende, deutsch-italienischsprachige Wanderausstellung über Anne Frank und bildeten dazu neun SchülerInnen als BegleiterInnen aus. Sie haben gelernt, die Ausstellung aufzubauen, darüber und über den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust zu reden, aber auch über die Relevanz der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heute.“ Die Ausstellung wurde eineinhalb Monate in Innsbruck gezeigt, dann in Bozen und Rosenheim und von über 3000 Jugendlichen besucht, wobei mit den Schulen noch Rahmenprogramme organisiert wurden.

Das Projekt „ConnectingBorders Österreich Deutschland Italien“ schließt daran an und wendet sich an Jugendliche aus der offenen Jugendarbeit. „Am 19. und 20. April 2013 findet in Brunneck der nächste Workshop statt, an dem elf Jugendliche aus Wörgl, vier aus Grafing in Bayern und neun aus Brunneck teilnehmen“, erklärt der 31jährige Wörgler, der zweisprachig aufwuchs, 2001 in Kufstein am Gymnasium maturierte und nach Amsterdam übersiedelte, wo er 2002 und 2003 im Anne Frank Haus den Gedenkdienst als Zivilersatzdienst leistete und bis 2010 in der internationalen Abteilung des Anne Frank Hauses arbeitete. 

Seither fühlt sich der freiberufliche Trainer für die Durchführung von Workshops und Seminaren, der für internationale Organisationen weltweit tätig ist, dem Anne Frank Haus verpflichtet und ist  auch im 2004 gegründeten Anne Frank Verein Österreich aktiv. Dieser wurde von ehemaligen Gedenkdienern ins Leben gerufen, um einerseits die Erinnerung an Anne Frank und ihre Zeit aufrecht zu erhalten und andererseits für Menschenrechtsverletzungen heute Bewusstsein zu schaffen. Vorzeigeprojekt dafür sind dreitägige Workshops mit Jugendlichen, in denen sie sich mit den Menschenrechten in der Erklärung der UNO von 1948 auseinandersetzen und lernen, anhand aktueller Menschenrechtsverletzungen Kurzfilme zu erstellen. Dabei geht es um Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung Jugendlicher, wobei immer anhand praktischer Beispiele gearbeitet wird: „Soll man einem Künstler verbieten, schwulenfeindliche Texte zu singen? Dürfen Neonazis vor Synagogen demonstrieren? Oder wie weit darf freie Meinungsäußerung am Beispiel der Südtiroler Rockband Freiwild gehen?“ erklärt Peterer konkrete Fragestellungen, die von Jugendlichen aufgegriffen werden. Peterer, der selbst die Workshops leitet, setzt dabei auf peer education und arbeitet mit Holocaust Gedenkstätten zusammen. So organisiert der Anne Frank Verein von 8. Bis 10. April 2013 in Bozen den Filmworkshop „Memory Work“, bei dem Jugendliche Monumente, die an die Opfer des Holocaust erinnern, und ihre Gedanken dazu filmisch festhalten.

   

Nach der Übergabe trugen sich die Gäste im "Goldenen Buch der Stadt Wörgl" ein, in dem die Auszeichnung für den Anne Frank Verein dokumentiert wird. Aaron Peterer arbeitet weiterhin mit der Stadt Bozen zusammen. Die Übergabe der Friedenstaube hielt sein Vater mit der Kamera fest - im Bild rechts mit Vizebgm. Evelin Treichl.

Besonders wichtig ist Aaron Peterer der Brückenschlag von damals zu heute: „Hitler wurde in einer Demokratie gewählt. Die Diktatur war nicht von einem Tag auf den anderen da, das war eine Entwicklung.“ Und hier gelte es auch heute wachsam zu sein.

Von 24. April bis Mitte Mai 2013 zeigt der Anne Frank Verein die Wanderausstellung für Jugendliche in der Galerie am Polylog in Wörgl inklusive des Dokumentarfilms „Das kurze Leben der Anne Frank“. Im Unterschied zur Anne Frank Ausstellung, die 1998 im Komma Wörgl zu sehen war,  wird diese Ausstellung von Jugendlichen selbst begleitet. 

Die Martin-Niemöller Friedenstaube wird Wörgl allerdings bald wieder verlassen und im Kufsteiner Gymnasium landen – in Würdigung jener bereits verstorbenen Lehrerin, die die Weichen zu Aaron Peterers weiterem Lebensweg in der siebten Klasse gestellt hat: „Sie war mein Klassenvorstand und hat mich auf die Idee gebracht, den Gedenkdienst im Anne Frank Haus zu leisten.“ Dem Anne Frank Verein bleibt dann bis zu einem Jahr Zeit, den nächsten Landeplatz der Friedenstaube aufzuspüren.