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„Energiekreis 2006" versammelte Experten an der FH Kufstein |
Ob Biomasse oder Sonne – erneuerbare Energieträger liegen quasi vor unserer Haustür – wir müssen sie nur tatsächlich nutzen. Tun wir das in ausreichendem Maß? Tun wir das effizient genug? Und wie viel Potential schlummert denn da wirklich noch ungenutzt vor unserer Haustür? Um diese Fragen drehte sich die Tagung, zu der der Studiengang „Europäische Energiewirtschaft“ am 20. und 21. November nach Kufstein geladen hatte. Entscheidungsträger aus der Politik, der Wirtschafts- und Finanzwelt sowie Experten aus der Wissenschaft und Praxis diskutierten auf neutralem akademischen Boden.
FH-Obmann Prof. KommR Walter J. Mayr und Studiengangsleiter Dekan Dr. Egon Haar freuten sich über regen Zuspruch – und über eine sehr kontroversielle Aufarbeitung des brennenden Themas. Mit der Nutzung erneuerbarer Energieträger wird ein wertvoller Beitrag zur Schonung der Umwelt geleistet. Darüber waren sich die Referenten einig. Diskussionen entspannen sich aber um ökonomische Auswirkungen.
Landesrat Mag. Hannes Bodner machte den Auftakt und berichtete u.a über die Tiroler Energiestrategie und Installierung des neuen Technologiezentrums für erneuerbare Energien. Landes- und Bundespolitiker präsentierten sich dann als glühende Verfechter von Biomasse & Co. „Die Förderung erneuerbarer Energien ist eine landespolitische Herausforderung“, meinte etwa Landesrat Anton Steixner, für den das Konzept der Zukunft klar ist: „Wärme aus Biomasse, Strom aus Wasserkraft“. Der Bauer selbst sei bereits am Weg zum „Energiewirt“. LA Josef Hechenbichler stieß ins selbe Horn: „Wir streben eine deutliche Erhöhung des Anteils erneuerbarer heimischer Energieträger an. Bis 2020 könnte dieser Anteil von derzeit 36 auf knapp 60% anwachsen!“ Und NR Fritz Grillitsch, Präsident des österr. Bauernbundes, sieht die erneuerbaren Energie nicht zuletzt aufgrund der regionalen Wertschöpfung als klare Chance für das ganze Land. Grillitsch: „Diese Energieversorgung macht keine Schulden bei unseren Kindern!“
Kritische Töne kamen von den Vertretern der Holzverarbeitungsindustrie. „Das österreichische System der Ökostromförderung gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der Zellstoff- und Papierindustrie“, warnte DI Dr. Kurt Schloffer von der Zellstoff Pöls AG. Einer der Gründe: „Die Förderung der energetischen Nutzung von Biomasse führt zu Eingriffen in den Holzmarkt und zu empfindlichen Erhöhungen der Holzpreise!“ Die Holzversorgung der Industrie sei nicht mehr gesichert, diese müsse zusätzlich auf teure Importe ausweichen. Auch Dr. Michael Steinwender von der Fritz Egger GmbH beklagte negative Auswirkungen der thermischen Holznutzung auf die Plattenindustrie. Nicht zuletzt seien durch die aktuelle Politik tausende Arbeitsplätze wegen des Rohstoffmangels gefährdet.
DI Andreas Neff, wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH KufsteinTirol, machte deutlich, dass erneuerbare Energien noch zu wenig effizient genutzt würden: Es sei höchste Zeit, verstärkt in die Entwicklung zu investieren. Neff: „Scheuklappen weg, es gibt riesigen Forschungsbedarf!“ Auch DI Erwin Smole von Pricewaterhouse Coopers, Hauptsponsor der Tagung, will Biomasse, Solarsysteme etc. „mehr Schwung geben“.
Die FH KufsteinTirol schloss mit dieser Veranstaltung an das Energie-Symposium 2006 an und stärkte ihre die Position als Energiekompetenzzentrum. Dekan Dr. Egon Haar: „Wir wollen das Alpbach der Energie werden – und wir sind auf dem besten Weg dazu!“ Die nächsten Termine sind bereits fixiert: Im März, Mai und November nächsten Jahres wird die Fachhochschule mit verschiedenen Tagungen wieder zum Energie-Brennpunkt des Landes werden.
Text: hn media/Nageler