Kommentare (1)

MDA-Basecamp war in Schoissis Club in Wörgl stationiert
vero / 29.11.2006 14:19
Bewertungen 0
Wörgl  Soziales  Gesellschaft  Jugend 
Thumb Thumb Thumb

Engagieren sich in Wörgl für Aufklärung über Drogen und Jugendschutz: Martin und Stefan Schoissengeier und die beiden Streetworkerinnen Bettina Steinmüller und Doris Trampitsch (Foto rechts). Die Club-Wirtsleute setzen auf Jugendschutz und forcieren alkoholfreie Getränke über den Preis - Fruchtsaft g`spritzt gibt´s um 2,20 Euro, Wasser und Soda sind gratis.

Die Botschaft des MDA-Basecamp-Teams ist klar - Drogen bleiben ein unberechenbares Risiko und sind gesetzwidrig! Wer sich trotzdem darauf einlässt, sollte dann aber Bescheid über die Risiken wissen. Drogenarbeit auf Partys funktioniert nicht als "Spaßkiller" mit erhobenem Zeigefinger - das wissen die Mitarbeiter des MDA- Basecamp, das vor rund fünf Jahren aus einer Privatinitiative aus dem Jugendzentrum Z6 in Innsbruck entstanden ist.

"Wir sind auf Partydrogen spezialisiert", berichten Christoph, Psychologe in Ausbildung und Katalin, diplomierte Sozialarbeiterin, beide  hauptamtliche Mitarbeiter des MDA-Basecamp, das viel im Hafen in Innsbruck, auf Einladung aber auf Party-Events und in Lokalen in ganz Tirol anzutreffen ist. Die Zielgruppe sind vorwiegend 18- bis 25-Jährige. Zur Aufklärungsarbeit  zählt die Information über neueste Trends und Gefahren: "Wir stellen seit zwei, drei Jahren fest, dass vor allem die Zunahme des Mischkonsums von Substanzen, aber auch neue, gefährliche Beimengungen und eine höhere Wirkstoffdosis in den Drogen problematisch sind."

So tauchte kürzlich Extasy mit M-CPP auf, das zu Krämpfen, depressiven Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Übelkeit führt. Zu den gesundheitlichen Risiken durch Beimengung solcher Stoffe kommen die Risiken der Droge an sich - Durst und Müdigkeit werden nicht mehr wahr genommen, die Folge können Überhitzung und Kreislaufprobleme bis zur Bewusstlosigkeit sein. So verteilt das MDA-Basecamp-Team einen "Night Guide for Party People" mit Hinweisen zum "Safer Use" bis zu Erste-Hilfe-Tipps, teilt Trinkwasser und Obst aus und bietet Beratung - auch völlig anonym übers Internet unter www.onlinedrogenberatung.at

Safer Use
Über "sichere Anwendung" von Drogen zu informieren bedeutet keinesfalls, diese zu verharmlosen. Im Party-Night Guide wird eindeutig vor chemischen Drogen und Mischkonsum gewarnt und darauf hingewiesen, dass Drogen aller Art die Fahrtüchtigkeit stark beeinflussen - "organisiere deine Heimfahrt entsprechend" lautet einer der Tipps. Und wer glaubt, seine Stimmung durch illegale Drogen heben zu müssen, wird klar auf die Konsequenzen hingewiesen: "Und sei dir immer bewusst - Besitz, Erwerb, Weitergabe und Verkauf von Drogen (auch Haschisch) sind strafbar!"

"Mehr Drogentote in Wörgl als in Innsbruck"
Die Initiative zur Einbindung der mobilen Drogenarbeit ins Samstagabend-Programm als "Step One"-Party ergriffen die beiden Wirtsleute Martin und Stefan Schoissengeier, auch Betreiber der Begehbar in Breitenbach, aufgrund der akuten Drogenproblematik in Wörgl. "Hier gab es im vergangenen Jahr mehr Drogentote als in Innsbruck. Wir wollen da nicht einfach zusehen, sondern aktiv etwas dagegen unternehmen", begründen sie ihr Engagement, das sich an die Zielgruppe 16+ richtet.

"Wir haben der Stadt unsere Mitarbeit bereits vor einem Jahr angeboten, es ist aber nichts  passiert. Wir wurden auch nicht zum Drogengipfel des Sozialausschusses eingeladen",  kritisieren die Club-Betreiber, die jetzt selbst initiativ werden. Sie wünschen sich eine zielgruppen-orientierte Arbeit, die allerdings viel früher - bereits bei den Kindern ansetzen und auch die Eltern einbinden soll: "Gerade bei Kindern ab 11, 12 Jahren besteht ein Mega-Handlungsbedarf!"

Seit Juli dieses Jahres arbeiten im ambulanten Bereich die beiden Streetworkerinnen Doris Trampitsch und Bettina Steinmüller. Sie wünschen sich eine Notschlafstelle für Jugendliche und orten auch ein Defizit in der "akzeptierenden Drogenarbeit", was bedeutet, für Süchtige z.B. ein Angebot für bessere Hygiene bereit zu stellen.

Prävention durch sinnvolle Freizeitbeschäftigung und Einbindung in die Gesellschaft - Menschen mit Selbstwertgefühl sind weitaus weniger suchtgefährdet. So orten alle, die sich in der Jugendarbeit engagieren, eine Verbesserung durch die Errichtung eines Jugendzentrums. Gegen die bestehende Ansicht, dass gerade Jugendlokale das Drogenproblem seien, argumentieren die "Schoissis" auch schlüssig: "Wir erreichen die Leute mit Problemen nicht, wenn sie daheim am Sofa sitzen und sich dort die Drogen reinziehen." Lokale sind nicht die Ursache des Problems - das wurzelt in der Gesellschaft.

Mehr Unterstützung wünschen sich die Club-Betreiber auch von der Exekutive - besonders bei der Überwachung des Parkplatzes und des umliegenden Areals.

Info-Postkarte des MDA-Basecamp - weitere Infos unter www.mdabasecamp.com

Bild