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Pressekonferenz der Stadt Wörgl am 5.2.2014 zu den Gebäudeschäden an der Landesmusikschule
vero / 05.02.2014 19:46
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Pressekonferenz im Stadtamt - im Bild links Kulturreferent und LMS-Dir. Mag. Johannes Puchleitner (im Bild rechts mit Stadtbaumeister DI Hermann Etzelstorfer) Bgm. Hedi Wechner und Baumeister Ing. Gerd Meißl von der Wohnbaugenossenschaft Frieden.

"Die Baufirmen haben sich selbst eine Nachdenkpause verordnet und weitere Bodenuntersuchungen durchgeführt", berichtete der Wörgler Statiker DI Gerhard Wibmer, der als externer Gutachter vergangene Woche zur Beurteilung der entstandenen Risse und Schäden am Musikschulgebäude von der Stadt beigezogen wurde. "Diese und nächste Woche werden die restlichen Arbeiten durchgeführt", so Wibmer, wobei das Bauverfahren nochmals überdacht und der neuen Situation angepasst wurde: "Neu ist der langsamere Takt. Es werden größere Pausen zum Aushärten des Betons eingelegt, bevor der nächste Abschnitt begonnen wird."

Mit den Bohrungen wurde bereits Mittwoch vormittags fortgefahren, weitere folgen am Freitag dieser Woche vormittags sowie nächste Woche während der Semesterferien. "Das Gebäude ist aus statischer Sicht benutzbar, es wird aber während der Arbeiten noch im Gebälk knacksen", nimmt Wibmer an.

"Es tut uns leid, dass es so gekommen ist. Das war nicht vorhersehbar", teilte Baumeister Ing. Gerd Meißl von der Frieden-Wohnbaugenossenschaft mit. Man sei mit größter Sorgfalt vorgegangen und habe nicht versucht, Kosten zu sparen. "Das Positive daran ist, dass wir vor Beginn der Baustelle eine Versicherung abgeschlossen haben." Deren Sachverständiger habe den Schaden bereits begutachtet und ebenfalls festgestellt, dass mit solchen Setzungen nicht zu rechnen war. "Die Versicherung deckt den Schaden", so Meißl.

Mit der Reparatur wird allerdings erst in gut einem halben Jahr zu rechnen sein, wenn die Tiefgarage steht. Diese wird bis rund zwei Meter an die bestehende Musikschule herangebaut, weshalb auch die Fundierungsarbeiten im Untergrund der Schule notwendig wurden. "Das bestehende Gebäude wird dabei fünf bis fünfeinhalb Meter tief unterfangen. Mit diesem Düsenstrahlverfahren wird unter den bestehenden Fundamenten ein Erdbetonkörper erstellt. Das ist die technisch hochwertigste Methode für Unterfangungen", informierte der Geotechniker DI Hermann Lercher. Die bestehende Fundierung bei dem alten Gebäude sei nicht optimal. Die Betonunterfangung sollte Ende dieser Woche zu 60 % fertiggestellt sein.

"Das angewandte Verfahren wurde von uns Ende der 1980er Jahre eingeführt und ist setzungs- und erschütterungsarm. Bewegungen können aber nicht ganz ausgeschlossen werden", teilte Ing. Roland Veider vom Subunternehmen Keller Grundbau GmbH mit, die im Auftrag der ARGE Bodner & Rieder die Fundierungsarbeiten ausführt. "Die Firma Keller hat absolut keine Fehler gemacht", bestätigt Lercher. Begleitet werden die weiteren Baumaßnahmen durch minutiöse Messungen. Einerseits durch die ausführende Firma und nach Auftreten der Risse seit vergangenen Donnerstag von einer externen Firma, die sich auf Präzisionsnivellierungsmessungen spezialisiert hat und Veränderungen im Zehntelmillimeterbereich registriert.

 

Erläuterten die Vorgangsweise und informierten: BM Ing. Gerd Meißl, Geotechniker DI Hermann Lercher, BM Ing. Hans Feller von der Baufirma Bodner sowie Ing. Roland Veider von der Fa. Keller Grundbau Ges.m.b.H, die die Fundierungsarbeiten am Musikschulgebäude durchführt. Im Bild rechts der extern hinzugezogenen Wörgler Statiker DI Gerhard Wibmer.

"Seitens der Firmen lag keine Fahrlässigkeit vor. Das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet", erklärt Stadtbaumeister DI Hermann Etzelstorfer. "Die Sicherheit von Schülern, Mitarbeitern und Besuchern des Hauses hat oberste Priorität. Sollten bei den Messpunkten Veränderungen auftreten, muss die Lage neu beurteilt werden", betont LMS-Direktor und Gemeinderat Mag. Johannes Puchleitner. "Es wird alles getan, um verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen", sagt Bürgermeisterin Hedi Wechner. Sollte es dennoch notwendig werden, Unterricht auszulagern, so habe man dafür schon erheben lassen, inwieweit die Räumlichkeiten in den Volksschulen genutzt werden können.

In andere Schulen auszuweichen sei kurzfristig eine Lösung, nicht allerdings auf Dauer. "Damit ist die Diskussion über den Neubau der Musikschule wieder eröffnet. Das Gebäude ist nicht behindertengerecht, akustisch ungeeignet und wir brauchen mehr Platz", so Puchleitner, der am 20. Februar 2014 den Gemeinderat damit befassen will. Es gäbe fertige Pläne für den Umbau, dessen Kosten mit 2 bis 2,5 Millionen Euro beziffert werden.

Wie hoch der Schaden durch die Setzungen ist, darüber gibt es noch keine Erhebung. "Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht", so Meißl, der mitteilte, dass die Behebung der Schäden durch die Versicherung gedeckt sei. "Die Statik des Gebäudes ist in keinster Weise beeinträchtigt. Die Fundierung ist nach der Unterfangung wesentlich besser und langlebiger als vorher. Langfristig ist nicht mit einer weiteren Rissbildung zu rechnen. An einen Abriss ist garnicht zu denken", sagt Meißl. Ungeachtet der Bauarbeiten am Gebäude, die Betoninjektionen werden westlich und südlich eingebracht - läuft der Aushub für die Tiefgarage weiter. 25.000 Kubikmeter Material muss entfernt werden. Was die Lärmentwicklung im Gebäude betrifft, so wird diese nochmals verstärkt auftreten, wenn die Betonfundierung verankert wird. In diesem Fall könne man mit dem Unterricht in die Volksschule ausweichen.

Die Fundierungsarbeiten laufen weiter und werden mehrfach beobachtet - auch von LMS-Dir. Johannes Puchleitner (Bild Mitte). Am Gebäude wurden Messsonden angebracht, Veränderungen im Zehntelmillimeterbereich werden registriert.

 

Im Büro der Landesmusikschule öffnete sich vergangenen Mittwoch dieser Spalt. Die Gipsverspachtelung dient der Beobachtung.

Schäden zeigen sich in jenem Gebäudeteil, der nicht unterkellert ist. Einsturzgefahr schließen die Statiker aus. "Da würde es noch viele Vorwarnzeichen geben - bis hin zu schiefen Böden", sagt DI Wibmer.

Beim angewandten Düsenstrahlverfahren wird der bestehende Untergrund aufgebohrt, das Material mit einer Betonsuspension durchmischt und mit einem energiereichen Strahl mit 400 bar zurückgepumpt. "Das Überschussmaterial wird vor Ort gelagert und entfernt. Es sieht zwar aus wie Beton, ist aber keiner", schildert Roland Veider den Vorgang.