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Kulturgeschichtliche Wanderung des Heimatmuseumsvereins Wörgl zum Privatmuseum Wimpissinger am 3.9.2014


Beim Heimatmuseum startete die kulturgeschichtliche Wanderung des Heimatmuseumsvereins Wörgl nach Kundl. Mag. Alois und Vater KR Manfred Wimpissinger (links und Bildmitte) führten durch die Ausstellung im privaten Urgeschichte-Museum der Familie.

Als vor 44 Jahren im Schotterwerk Kundl ein Arbeiter einen alten, verbogenen Säbel aus der Schotterbrechanlage zu seinem Chef brachte, ahnte der damals 30jährige Manfred Wimpissinger noch nicht, wie sich dadurch sein Leben verändern würde.   Der Schotterabbau legte immer mehr urgeschichtliche Fundstücke frei, deren archäologische Bedeutung der Finder erahnte und Ausgrabungen veranlasste. Mit dem Resultat,  eine der wichtigsten Bestattungsplätze Nordtirols zwischen dem 8. und 1. Jahrhundert v.Chr. sowie ein eisenzeitliches Werkstattgelände zu entdecken.

„Der Raum Wörgl-Kundl war ein Schnittpunkt der Kulturen, das ist in die lokale Handwerkskunst eingeflossen“, erklärte Mag. Alois Wimpissinger, der mit seinem Vater die Leidenschaft für Archäologie teilt und fachkundig durch die Ausstellung führte. Er studierte zwar Betriebswirtschaft, wurde aber durch die Zusammenarbeit mit den Archäologen bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung zum Hobby-Historiker aus Leidenschaft.  5.000 Funde, rund 3.000 Urnengräber gingen durch seine Hände: Keramik, Metallteile, Fibeln, Glasperlen, Kupferschlacke - besonders stolz ist man auf ein Helmfragmente und eine römische Gürtelschnalle. Die gefundenen Fibeln sind um ein Drittel bis zur Hälfte größer als Standardfibeln dieser Zeit und weisen sowohl keltischen als auch römischen Einfluss auf. „Die Vermurungen hier waren ein Glück für die Archäologie – durch eine Schlammschicht waren die Funde sehr luftdickt verpackt und dadurch gut erhalten“, erklärt Alois Wimpissinger.

 

Hauptbestandteil der Ausstellung sind Funde aus dem Schotterabbaugebiet in Kundl. Zu sehen sind auch gefundene Objekte aus Angath und Schwaz (Bild Mitte und rechts).

 

Der Fund wurde wissenschaftlich aufgearbeitet, katalogisiert und danach aufgeteilt, wobei die Hälfte das Ferdinandeum in Innsbruck erhielt und die Hälfte im Privatbesitz der Finderfamilie blieb. Die sich um fachgerechte Lagerung und Restaurierung der Ausstellungsstücke kümmert. Um die Funde vor Ort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, richtete Kommerzialrat Manfred Wimpissinger auf eigene Kosten und ohne öffentliche Förderung 2002 und 2003 ein Privatmuseum ein, in dem nun rund 1 % der Funde fachgerecht präsentiert werden. Erweitert wurde die Ausstellung um Funde des Schotterunternehmens  aus Angath und Schwaz,  wobei zum Team der archäologie-begeisterten Familie auch der Angather Baumeister Albert Kofler zählt.

Das Privatmuseum öffnet seine Pforten für ein Fachpublikum auf Anfrage sowie im Rahmen einer Schulpartnerschaft mit der Volksschule Kundl für alle dritten Klassen, reguläre Öffnungszeiten gibt es nicht. Dass bei der Heimatmuseums-Exkursion auch zwei seiner Geschichtelehrer am Wörgler Gymnasium dabei waren, freute Mag. Alois Wimpissinger besonders . Schließlich tauchten die ersten Fundstücke im Zuge der Aufschüttung des Sportplatzes beim Bau des Wörgler Gymnasiums 1970 auf.

Lebendige Lokalgeschichte, zu der auch prähistorische Funde aus dem Wörgler Gräberfeld zählen, kann man auch während der regulären Öffnungszeiten im Heimatmuseum Wörgl jeden Dienstag und Samstag von 10 bis 11:30 Uhr mit Museumsführer Hans Gwiggner erleben. „Wir beteiligen uns auch heuer wieder an der Langen Nacht der Museen am 4. Oktober“, kündigt Obmann Mag. Markus Steinbacher  an.

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