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Bio-Yaks in Wörgl: Hoamfahrfestl in Pinnersdorf am 11. 10.2014

Vernissage in der Scheune - v.l. Vizebgm. Dr. Andreas Taxacher, der Maler Pepi-Huber, Kunstschmied Herbert Gwercher, Bio-Yak-Bäuerin Gabi Brunner und Wörgls Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner. Bild Mitte: Gabi Brunner und Herbert Gwercher engagieren sich gemeinsam in der Yak-Zucht. Ihre 13 Tiere sind seit der Rückkehr von der Alm in der Kelchsau wieder am Biohof Pinnersdorf zuhause und wurden erhielten am Futtersteg Besuch von den Festgästen.

Mit 63 Tieren von sieben Bauern zog Gabi Brunner im Frühsommer erstmals auf die Alm im Langen Grund in der Kelchsau - darunter 20 Yaks, 6 schottische Hochlandrinder vom Lindnerbauern in Angerberg, weiters Pinzgauer, Tuxer, Angus-Rinder und Haflinger. "Es war eine Robinsonade", sagt sie heute, glücklich über die neuen Erfahrungen als Sennerin und dankbar für die gesunde Heimkehr. Was nicht selbstverständlich ist, wie die Sportlehrerin und Nebenerwerbsbäuerin einräumte: "Leider haben wir einen Stier verloren - aber das ist eben Hochgebirge." Dass das verregnete Sommerwetter für die Arbeit im Freien nicht optimal war, ist für sie zweitrangig: "Das war ein Super-Wachswetter - und darauf kommt´s an." 

Herbert Gwercher mit dem selbst entwickelten Hightech-Griller, mit dem man mit Holz kochen, grillen, braten, garen, backen und räuchern kann.

Wörgls Kulturreferent Mag. Johannes Puchleitner sieht in Gabi Brunners Engagement die Verbindung ihrer Liebe zur Kultur mit der Landwirtschaft - Kultur, Esskultur und Nahrungsmittelproduktion gehöre zusammen. "Mit großer Freude stelle ich zwei Künstler vor, denen gute Speisen und regionale Produkte mindestens ebenso am Herzen liegen", sieht Puchleitner die Gemeinsamkeit mit dem Rettenschösser Künstler Pepi Huber und dem aus Brandenberg stammenden Wahlwörgler Kunstschmied Herbert Gwercher.

Der gebürtige Niederndorfer Pepi Huber erwarb 1979 den im 15. Jahrhhundert erbauten desolaten Stadlerhof am Miesberg in Rettenschöss, erweiterte und restaurierte das Anwesen, das er seither zum Wohnen und als Werkstatt und Atelier nützt. "Als äußerst kreativer Zeitgeist kann Pepi Huber nach zahlreichen Ausstellungen und Beteiligungen in Wien, München, Basel, Baden Baden, Salzburg, Innsbruck, Kufstein und Wörgl auch auf erfolgreiche Symposien verweisen", so Puchleitner über den freischaffenden Künstler, der zu den Symposien KünstlerInnen aus nah und fern nach Rettenschöss einlud und themenbezogen zu Holz, Malerei, Stein, Keramik und Beton arbeiten ließ. "Pepi Huber macht nicht nur für Gabis Eigenbedarf Yakspeck und Carpacio, sondern hält auch Turobolje-Schweine, die in Kürze auch im Biohof Pinnersdorf einziehen werden.

Herbert Gwercher stammt aus Brandenberg und absolvierte eine Lehre als Kunstschlosser, legte die Schlossermeisterprüfung ab und ist seit 1982 mit Schlosserei und Kunstschmiede selbständig. 1990 gründete er die Firma Laserschnittcenter, erhielt 2001 den Staatspreis für Design in der Kategorie Räumliche Gestaltung und gründete durch die Yakzucht, die er mit Gabi Brunner im Nebenerwerb seit 2010 betreibt, ein weiteres Unternehmen, die Firma Simonson in Kundl. "Simon hieß mein Vater", erklärt Herbert die Namensgebung und erläuterte gern den erstmals der Öffentlichkeit präsentierten  Herdgriller Simonson. Zwei Jahre Entwicklungsarbeit stecken in dem Hightech-Holzofen, mit man kochen, grillen, braten, garen, backen und räuchern kann - und das mit fast keiner Rauchentwicklung. Vier Prototypen tüftelte Herbert mithilfe der Tipps eines Koches aus, der nun Namensgeber des marktreifen Herdgrillers Gerhard ist. Der erste Griller, einem Kanonenofen nachempfunden, hieß Natascha. Die zweite Komfortausführung - allerdings mit Holzkohle als Brennstoff - Gabriele, die dritte Holzgrillstation Hermann. Mit dem 4. Entwurf, den Herbert Gwercher wie alle vorherigen auch in Handarbeit selbst anfertigte, kann auf Vorbestellung die Serienproduktion beginnen. Zum Hightech-Gerät gehört nicht nur eine Temperaturanzeige, sondern auch eine eigens entwickelte Verbrennungstechnik, mit der der Rauch mitverbrannt wird. Beheizt wird die mobile Herd-Grillstation am besten mit Buchenholz, aber auch anderes Laubholz eignet sich.

 

Die vorbeiziehende Kuhherde beim Hoamfahrfestl war kein Almabtrieb - der Lechnerbauer trieb sein Jungvieh auf die Weide. Pepi Huber mit dem selbst hergestellten Turobolje-Speck. Besonders freute sich Gabi Brunner über ein Geschenk ihrer "Godl" - einen aus Yakwolle gefilzten Teppich. Fleißige Helfer beim Hoamfahrfestl waren  auch Gabi Brunners Sohn Serafin (rechts im rechten Bild) und sein Freund Felix.

"Im Leben geht es um Werte", sagte Puchleitner und zitierte den englischen Philosophen Roger Scruton: "Kunst und Kultur vermitteln dem Menschen Heimat und die Vision eines höheren Lebens. Der ästhetische Zugang zur Welt eröffnet einen Zugang zu Werten und zur Erfahrung von Sinn". Auch das "Hoamkemman" habe einen hohen Wert, wie die Wörgler Mundartdichterin Anna Hausberger in ihrem 2011 erschienenen Gedichtband "Unt fangts uh" ausdrückte, woraus Puchleitner ein Gedicht vortrug und feststellte: "Gabi Brunner ist ein Musterbeispiel dafür, dass die Landwirtschaft zusehends femininer wird."

Über die "Lebensqualität durch Handwerk" wird übrigens auch am Samstag, 18. Oktober 2014 bei einem Bio-Brunch in der Scheune unter der Leitung von Dr. Eugen-Maria Schulak philosophiert. Weitere Fragen und verbindliche Anmeldung unter e-mail christina.ritter@bio-austria.at oder unter Tel. 0676 6293604, Kostenbeitrag 20 Euro.

Weitere Bilder vom Hoamfahrfestl am 11. Oktober 2014 hier in der Galerie...