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Lokalaugenschein auf der Faulgasdeponie Riederberg in Wörgl am 10. Jänner 2007 |
Am höchsten Punkt ist die Mülldeponie Riederberg in Wörgl bereits 65 Meter hoch aufgeschüttet. Am 10. Jänner 2007 trafen sich Anrainer, Beamte der Umweltabteilung des Landes und Wörgls Umweltreferent Michael Pfeffer sowie Stadtamtsleiter Alois Steiner zur Deponie-Begehung, bei der auch Sofortmaßnahmen vereinbart wurden - wie zum Beispiel die Überdeckung der Randbereiche mit Erdmaterial, da hier Deponiegas sichtbar austritt. Die aufgeschüttete Deponie setzt sich, die Abbruchstelle ist im Bild rechts deutlich zu sehen.
Die Bürgerinitiative Bruckhäusl aktiv stellte bereits im Oktober 2006 eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz betreffend die Deponie Riederberg. Nachdem das Land die Frist für die Beantwortung verlängerte, langte die Antwort der Umweltabteilung erst Anfang Jänner bei der Bürgerinitiative ein. Dort ist man mit dem Ergebnis nicht zufrieden.
"Die Situation ist absolut unerträglich", machte Rudi Oppacher, betroffener Anrainer im Ortsteil Weiler Haus, seinem Ärger Luft. "Entweder reichen die Bescheide nicht aus, oder es wird an Kosten gespart. Wir wollen endlich wieder einen erträglichen Zustand und die Garantie, dass mit 31.12.2008 endgültig Schluss ist."
Auf die Frage, weshalb die Geruchsbelastung in den vergangenen Monaten wieder so eklatant zugenommen hat, konnte Deponieleiter Gerhard Müllner keine Antwort geben. Seiner Aussage folgend würde wie immer verfahren. Und als im Frühjahr 2006 ein Rückgang der Belastung spürbar war, verzeichnete die Deponie sogar größere Anlieferungsmengen.
Als Ursache für die vermehrte Belastung orteten die Anrainer den Umstand, dass der bereits geschüttete Deponiekörper fürs Anlegen eines Weges wieder aufgerissen wurde. Deutlich sichtbar sind die austretenden Gase. Begründet wurde der Wegbau vom Deponieleiter Müllner damit, dass die Befüllung des hinteren Bereiches nur so möglich wäre. Die Arbeitsfläche ist mit rund 2.400 Quadratmeter - auf dieser Fläche wird der neu angelieferte Müll verteilt und mit dem Kompaktor eingearbeitet - kleiner als die offenen Böschungsbereiche, aus denen ungehindert Gas austritt.
Deponiekontrolle bringt keine befriedigenden Resultate
Nicht das gewünschte Resultat bringt die Deponiekontrolle, die im Auftrag des Landes auf Kosten des Deponiebetreibers von einem Ziviltechniker durchgeführt wird. Auf Anfrage der Anrainer, welche Meldungen im Laufe des vergangenen Jahres ans Land gegangen sind und wie dieses darauf reagiert habe, erklärte die zuständige Sachbearbeiterin Dr. Somavilla-Koppelstätter: "Seit ich damit befasst bin - das ist seit Oktober 2005 - langte keine Beanstandung im Land ein."
"Wozu gibt es dann dieses Kontrollorgan, wenn nichts gegen die unerträgliche Situation unternommen wird?" stellte Thomas Gasteiger, Obmann der Bürgerinitiative Bruckhäusl aktiv fest und regte an, dass beispielsweise die Ausdampfungen im Randbereich und damit die Geruchsbelastung durch Biofilter verringert werden könnten. Das Argument, solche Maßnahmen seien zu teuer, lassen die betroffenen Anrainer nicht gelten. Als Sofortmaßnahme willigte Deponieleiter Müllner in den Vorschlag von DI. Neurauther ein, als Sofortmaßnahme diese Bereiche mit Erdmaterial zu überschütten.
Vereinbart wurde zudem, dass künftig ein Vertreter der Bürgerinitiative mit dem Kontrollorgan die Deponie regelmäßig besucht und dem Kontrollorgan Wahrnehmungsberichte aus der Bevölkerung übermittelt werden.
Was ist nach dem 31.12.2008?
Große Sorgen bereitet den Bruckhäuslern die Zukunft der Faulgasdeponie - einerseits was das endgültige Aus für Anlieferungen und andererseits was die Nachsorge betrifft. "Ab 1. Jänner 2009 darf aufgrund der Gesetzeslage kein unbehandelter Müll mehr gelagert werden - und hier gibt es von fachlicher Seite keinerlei Hinweise auf eine Änderung", erklärte DI Neurauther. Mit behandelten Abfällen kann die Deponie allerdings weiter befüllt werden - wobei bei den jetzigen Anlieferungsmengen davon ausgegangen wird, dass die Deponie mit 1.1.2009 ohnehin voll ist.
Für die Nachsorge hafte grundsätzlich der Betreiber, es bestehe aber eine subsidiäre Haftung des Landes, teilte DI Neurauther mit. Die meisten Abbauprozesse, bei denen es zu Gasaustritten kommt, finden in den ersten fünf Jahren nach Anlieferung statt.
Auf der Deponie Riederberg landet nicht nur Hausmüll - die Liste der erlaubten Stoffe ist lang und umfasst Farbenrückstände ebenso wie Industrieabfälle. Ironie für alle Mülltrenner: Hier landen auch tonnenweise Kunststoffe - lt.Deponieleiter Gerhard Müllner fehlen Verbrennungskapazitäten.
Die Bundesrepublik Deutschland setzte das Verbot zur Deponierung von unbehandelten Abfällen bereits 2005 durch. "Die Folge ist, dass jetzt zwei Millionen Tonnen Müll in Zwischenlagern liegen", erklärte DI Neurauther, der auch in Österreich mit 1.1.2009 Entsorgungsengpässe erwartet.
Anrainer fordern Reifenwaschanlage
Die Nase voll von ständig verschmutzten Straßen haben die Anrainer entlang der Zufahrt zur Deponie sowie den benachbarten Schotter- und Betonmischbetrieben. Thomas Gasteiger fordert eine Lösung für alle Fahrzeuge, die das Betriebsgelände am Riederberg verlassen: "Die Gemeinde kann verlangen, dass die öffentliche Straße nicht ständig verschmutzt wird. Der Dreck wird durch den ganzen Ort gezogen und zieht auch die Häuser in Mitleidenschaft. Warum wird da keine Reifenwaschanlage vorgeschrieben?" Umweltreferent Michael Pfeffer sagte zu, das Anliegen im Gemeinderat weiter zu verfolgen.