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Pressekonferenz am 14. Jänner 2015 der Tiroler gemeinnützigen Wohnbauträger in Wörgl

Bei der Pressekonferenz der Tiroler gemeinnützigen Wohnbauträger v.l. Friedenswerk Vorstandsdir. Dr. Dietmar Härting, DI Markus Lechleitner und Ing. Franz Mariacher, rechts Prof. Dr. Klaus Lugger, Landesobmann der Tiroler Gemeinnützigen Bauträger mit seinen Stellvertretern Mariacher und Lechleitner sowie Dr. Härting.

Tirols gemeinnützige Wohnbauträger luden heuer in Wörgl im neuen Gastronomie-Lokal s´Kulinarium im renovierten Gebäude der Neuen Post zur Neujahrspressekonferenz. Nicht ohne Grund: die Tiroler Friedenswerk gemeinnützige Wohnbau GmbH errichtet derzeit nicht nur um 11,9 Millionen Euro Nettobaukosten neue Mietwohnungen am Gradl-Areal, sondern betreute auch den Umbau des historischen Gasthofes, in dem jetzt weiters eine Apotheke, eine Hautarztpraxis und Räumlichkeiten der Tilak untergebracht sind.

Das Friedenswerk erwarb vor sechs Jahren das Baurecht, um auf 5.500 Quadratmeter ein Wohnbauprojekt umzusetzen und dabei den Wunsch der Stadt zu berücksichtigen, dass hier ein öffentlich zugänglicher Platz und damit ein neues Stadtzentrum unmittelbar neben der Kirche entstehen soll. Den städtebaulichen Wettbewerb der Dorferneuerung des Landes Tirol gewann das Architekturbüro Riccione, das vom Friedenswerk mit der Planung beauftragt wurde.

Architektur-Wettbewerb zur Platzgestaltung läuft

In zwei Baukörpern entstehen 75 Wohneinheiten mit einer Wohnnutzfläche von 5.073 Quadratmetern sowie ein Café mit 129 Quadratmetern, das laut vorliegender Planung gegenüber dem Ausgang vom Kirchhof situiert ist. Wie die Situierung des Cafés möglichst konfliktfrei mit dem Begräbnisweg, der direkt daran vorbeiführt, vereinbart werden kann, zählt zu den Aufgabenstellungen eines weiteren Architekturwettbewerbes, der sich mit der Gestaltung des rund 2.000 Quadratmeter großen neuen Platzes befasst. „Die Ergebnisse sollen Anfang Februar 2015 vorliegen“, teilte Friedenswerk Vorstandsdirektor Dr. Dietmar Härting mit. Für die Kosten der Platzgestaltung kommt das Friedenswerk dann allerdings nur bedingt auf – die Übergabe erfolgt als grüne Wiese.

 

Die Sicherung des Musikschulgebäudes (Bild links) kostete eine Stange Geld und führte zu Gebäudeschäden, deren Sanierung ebenfalls die Wohnbaugesellschaft übernimmt. Zur Gestaltung des neuen Stadtplatzes südlich der Kirchhof-Mauer läuft derzeit ein Architektenwettbewerb, dessen Ergebnisse Anfang Februar vorliegen sollen. 

Friedenswerk saniert Schäden am Musikschulgebäude

Die Tiefgarage mit 143 Stellplätzen umfasst beinahe das gesamte Grundstück, was aufwändige Sicherungsmaßnahmen umliegender Gebäude notwendig machte. Dabei kam es auch zu „kleineren Problemen“, wie Härting erklärte. Der Untergrund des Musikschulgebäudes wurde mit Beton unterfüttert, wobei es im Zuge dieser Arbeiten zu Erschütterungen und Setzungen kam, die zu teilweise massiven Rissen im Musikschulgebäude führten. Die Kosten für die Gebäudesicherung in der Höhe von rund 150.000 Euro sowie der nun erforderlichen Sanierung der Schäden – die Risse wurden wintersicher ausgebessert - übernimmt das Friedenswerk. „Der Stadt entstehen dadurch keine Kosten“, so Härting, der über die künftige Nutzung des Gebäudes im Falle eines Musikschulneubaus mit der Stadt im Gespräch bleibt. „Wir stehen für die Nachnutzung als Partner bereit“, so Härting.

Über die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen informiert derzeit der Bauzaun im Bereich Neue Post.

Archäologische Ausgrabung belegen Besiedelung seit der Römerzeit

Weitere Kosten und eine zeitliche Verzögerung von neun bis zwölf Monaten verursachten die vom Bundesdenkmalamt vorgeschriebenen archäologischen Grabungen am Gradlareal, mit denen das Friedenswerk das Wörgler Unternehmen Talpa GnbR beauftragte. Im Frühjahr und Sommer 2013 legte das 6- bis 7-köpfige Archäologenteam  auf einer Fläche von 4.760 Quadratmetern Reste von drei übereinander liegenden Gebäuden sowie eine römische Kulturschicht frei, die anhand von Geschirrscherben aus Speckstein und Keramik auf das 2./3. Jahrhundert n.Chr. datiert wurde. Das älteste Gebäude, ein Holzbau, stammt aus dem 13./14. Jahrhundert, das zweite bereits unterkellerte Steingebäude aus dem 16./17. Jahrhundert. Der 1870 errichtete Poststall wurde dann im 20. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt, bis er 1977 abbrannte.

Das Ergebnis der Grabungen wird das Friedenswerk, das auch die Gesamtkosten von rund 100.000 Euro trägt, öffentlich zugänglich dokumentieren – in Form eines Schaukastens beim Tiefgaragenaufgang beim neuen Stadtplatz sowie mit Schautafeln in der Tiefgarage.

Die Friedenswerk GmbH war Baubetreuer bei der Sanierung der Neuen Post. Bild Mitte: Laut bisheriger Planung wird im Erdgeschoß gegenüber vom Kirchhof der Cafébetrieb untergebracht. Bild rechts: Der Ausblick aus der neuen Wohnanlage in Richtung Norden, hin zum historischen Ensemble aus Neuer Post, Kirche und Musikschule.

Gemeinsam mit dem Architekturbüro Gratl übernahm die Friedenswerk Wohnbaugesellschaft die Baubetreuung der Sanierung des ehemaligen Gasthof Neue Post. Das Gebäude wurde komplett ausgehöhlt, die Fassade blieb erhalten. Dabei sei auf den Erhalt der Gebäudestruktur großer Wert gelegt worden. „So konnte etwa der sehr alte Fliesenboden im Mittelgang erhalten werden“, erklärte Härting.

 

Neujahrs-Bilanz der gemeinnützigen Tiroler Wohnbauträger

"Wir bauen derzeit in 52 Tiroler Gemeinden - das ist Rekord", teilte Ing. Franz Mariacher, stellvertretender Landesobmann der Tiroler gemeinnützigen Bauträger einleitend fest. Das Bauvolumen steigt heuer von 308 Millionen Euro 2014 auf über 329 Millionen Euro an. Dass das möglich ist, sei der gut aufgestellten Tiroler Wohnbauförderung zu verdanken, die sich seit Jahrzehnten als verlässlicher Partner erweise, betont DI Markus Lechleitner, ebenfalls stellvertretender Obmann.

Die Wohnbaugesellschaften errichten aber nicht nur neue Wohnungen, sondern betätigen sich auch in Verwaltung und Sanierung: "Derzeit verwalten wir 66.300 Einheiten", so Mariacher. Die gemeinnützigen Wohnbauträger stehen für günstige Mieten, wobei 99 % der Mietverträge unbefristet seien. Mariacher verweist auch auf den Wirtschaftsfaktor Sanierung, bei dem vorwiegend Tiroler Firmen beschäftigt werden.

Bedauert wird der Rückgang an Wohnungseigentum. "Früher wurden bis zu 95 % Eigentumswohnungen gebaut, jetzt sind es nur mehr sehr wenige - 2015 werden "leider nur 130 Eigentumswohnungen" fertiggestellt, Mietwohnungen werden es 1.340 sein. "Eine gesunde Mischung wäre da gut", so Mariacher.

Der Rückgang des Wohnungseigentums sei eine Frage der Leistbarkeit. Gründe dafür liegen im gesellschaftlichen Wandel – heute fehle vielfach das Startkapital für die Eigentumswohnung, außerdem seien die Menschen mobiler geworden. Geht es nach dem Wunsch der Bauträger, soll sich das wieder ändern: Bei Eigentumswohnungen fließt das Kapital schneller zurück, das bei Mietwohnungen in den Grundkosten gebunden bleibt. „Für einen Umschwung müssten die Wohnbauförderung geändert werden“, sagen die Wohnbauträger und erinnern, dass früher das Land die Eigenmittel für den Wohnungskauf stärker gefördert hat als heute. „Die Politik ist gefordert, die Eigenmittelersatzdarlehen wieder einzuführen – das wäre ein wichtiger Impuls“, erklärte Dr. Rieser-Zathura von der Wohnungseigentum. Als gute Sache sieht sie die Mietkauf-Option: „2014 haben die Hälfte unserer Mieter von diesem Angebot Gebrauch gemacht.“

Eine Änderung der Wohnbauförderung wünschen sich die Bauträger auch hinsichtlich der Kostenaufteilung. Derzeit führe das Auslaufen von Förderungen nach 10 Jahren zu Kostensprüngen – besser wäre hier eine lineare, schrittweise Angleichung.

Weitere Informationen zum gemeinnützigen Wohnbau in Tirol lesen Sie hier…