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Vortrag von Florian Überall am 24.3.2015 im Tagungshaus Wörgl
vero / 27.03.2015 04:56
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Wörgl  Gesundheit  Bildung  Umwelt  Plastik  Überall  Kunststoff  Mikroplastik 

Referent Univ. Prof. Dr. Florian Überall (links) arbeitet seit 1993 in der molekularen Onkologie sowie Ernährungsbiochemie in der Abteilung für Medizinische Biochemie des Biozentrums Innsbruck.

Die Grüne Bildungswerkstatt Tirol, die Wörgler Grünen und das Tagungshaus Wörgl luden am 24. März 2015 zum Vortrag mit dem Mikrobiologen und Biochemiker Florian Überall aus Kitzbühel. Ein Filmbeitrag des NDR zu Beginn zeigte auf, in welchen Kosmetika Mikroplastikkügelchen mit weitreichenden Folgen verwendet werden: Die winzigen Plastikteile gelangen ins Abwasser, in die Umwelt und damit in die Nahrungskette.

Mittlerweile werden Mikrokunststoffpartikel sogar im Trinkwasser nachgewiesen. In der Milch taucht Plastik ebenso auf wie im Honig. Einerseits stammt Mikroplastik aus geschredderten Plastikabfällen, andererseits aus Mikrokügelchen, die sich in Reinigungsmitteln von der Zahnpasta über Peelingcreme und Handwaschpaste befinden. Was kein Problem von Billigprodukten ist, sondern auch bei Markenartikeln von Garnier, Aok, Yves Rocher, Pearl oder Nivea vorkommt.

Während dieses Mikroplastik in Mengen frei gesetzt wird, ist die Auswirkung auf die menschliche Gesundheit nicht annährend erforscht. Aus Laborversuchen mit Muscheln weiß man, dass die Muscheln darauf mit Entzündungen und Knotenbildung reagieren.

"Mikroplastik ist Überall" - mit dieser wenig beruhigenden Botschaft eröffnete Florian Überall, der seit 35 Jahren in der Krebsforschung tätig ist, seine Ausführungen. Die Kunststoffe sind angereichert mit Zusatzstoffen wie Weichmachern, Lichtschutzmitteln, Farbstoffen und Flammschutzmitteln. Und selbst für diese Zusatzstoffe gibt´s wieder Zusatzstoffe wie beispielsweise Bisphenol A, das verhindern soll, dass der Weichmacher verdirbt. Ein giftiger Cocktail, der in die Kategorie der Krebsverursacher einzureihen sei. Und dabei kommen jährlich 60.000 bis 65.000 neue Chemikalien dazu, die in Form von Produkten beim Konsumenten landen. "Die Betroffenheit fehlt noch", diagnostiziert der Forscher und rät den Konsumenten, Plastik in jeder Form zu vermeiden. 

Überall wies auf eine Studie der Universität Michigan/USA betreffend den Zusammenhang von Bisphenol A und Unfruchtbarkeit hin, auch bei Fettleibigkeit und Diabetes spielt dieser Zusatzstoff eine Rolle. Da man den überall in der Umwelt bereits auftauchenden Giftstoffen praktisch nicht mehr entrinnen kann, rät Überall dazu, das eigene Immunsystem zu stärken. Den Darm in Ordnung zu bringen, wobei er persönlich sich als Fan von Bitterstoffen outet. Mit dem Thema Ernährung beschäftigt er sich in seinem neuen Buch Essmedizin, das Mitte des Jahres erscheinen wird. Als weiteres chemisches Schlachtfeld bezeichnet Überall die verwendeten Reinigungsmittel in Haushalt sowie in Arbeits- und Amtsräumen. Auch hier sei vieles verzichtbar. 

Jutta Seethaler von der Grünen Bildungswerkstatt wies daraufhin, dass detaillierte Infos über Produkte mit Mikroplastik von Greenpeace veröffentlicht wurden. Die Organisation startete auch eine Online-Petition an Bundesminister Rupprechter zur Verringerung von Plastikmüll - weitere Infos bei greenpeace auf https://secured.greenpeace.org/austria/de/aktivwerden/proteste/konsum/wegwerf-plastik/