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Eröffnungsfeier für die Stadtwärme-Energiezentrale am 27. Juni 2015

Die Energiezentrale der Stadtwärme Wörgl wurde neben der bestehenden Hackschnitzel-Heizzentrale der TirolMilch/Berglandmilch errichtet und bereitet die Abwärme des milchverarbeitenden Großbetriebes für die Fernwärmeheizung auf.

Bei der feierlichen Eröffnung der Stadtwärme-Energiezentrale am 27. Juni 2015 wurde die Kooperation von Wirtschaftsbetrieb und Stadt als zukunftsweisend hervorgehoben. Als „wertvollen Beitrag für die Energiewende und den Umweltschutz“ würdigte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter das Wörgler Vorzeigeprojekt, das mit 3,1 Millionen Euro vom Bund gefördert wird. Mit 1,3 Millionen Euro wurde der insgesamt 4 Millionen teure Bau der Energiezentrale unterstützt, mit 1,8 Millionen Euro die Tiefbauarbeiten für den laufenden Netzausbau, wobei Bundesförderungen auch für die Weiterführung des Fernwärmenetzes gewährt werden.

Der Einmarsch der Stadtmusikkapelle Wörgl eröffnete die Feier, deren Rahmenprogramm auch sportlich-akrobatische Showeinlagen mit der Breakdance-Gruppe "The Crew" und dem Slackliner Christian Waldner bot.

LH-Stv. Josef Geisler dankte der Stadt für „den Schritt in Richtung Energieautonomie“ und Bürgermeisterin Hedi Wechner verlautbarte, dass Wörgl nun die erste Gemeinde Nordtirols sei, die das fünft e der e5-Zertifizierung energieeffizienter Gemeinden erreicht habe. Wechner rief die Entstehungsgeschichte der Stadtwärme Wörgl in Erinnerung, zu der der Energieentwicklungsplan 2008 die Initialzündung lieferte. "Im Mai 2013 erfolgte der Gemeinderatsbeschluss zur Kooperation mit der TirolMilch/Berglandmilch und im Juli 2014 erfolgte der Spatenstich zur Heizzentrale", so Wechner. Der Bau verzögerte sich um vier Monate durch archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände, im  November 2014 wurde der erste Wörgler Haushalt ans Stadtwärmenetz angeschlossen. "Jetzt nützen bereits über 100 Haushalte die Fernwärme", so Wechner und wies auf die CO2-Einsparung im Ausmaß von 4.500 Tonnen jährlich hin. Weitere Projekte der Wörgler Energiewende sind der Ausbau der Sonnenenergie, der 4. Wörgler Solarpark entstand auf dem Dach der Energiezentrale und bietet mit dem Bürgerbeteiligungsmodell der Wörgler Sonnenscheine Stadtwerkekunden wieder die Möglichkeit, in Sonnenenergie zu investieren.

Polit-Prominenz aus Bund und Land stellte sich zur Eröffnungsfeier ein - im Bild links Minister DI Andrä Rupprechter mit Bürgermeisterin Hedi Wechner und LH-Stv. Josef Geisler (rechts). Dass der Minister mit dem Flugzeug aus Wien anreiste, während sein Dienstwagen mit Chauffeur ebenfalls aus Wien nach Tirol kurvte und den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft dann am Flughafen Innsbruck abholen musste, kam beim Publikum weniger gut an, gerade im Hinblick auf den Umwelt-Aspekt. Bild Mitte: Stadtwerke-GF Reinhard Jennewein (rechts) und Berglandmilch-GF Josef Braunshofer (links) stellten die Energie-Zusammenarbeit von Stadtwerken und Milchwirtschaftsgenossenschaft vor, durch das Programm führte Manolito Licha. Vertreter der FH Kufstein stellten das Energiespeicher-Projekt vor.

„Die Stadtwärme Wörgl spart jährlich 1,45 Millionen Liter Heizöl. Das 14 km lange Stadtwärmenetz liefert mit rund 25.000 MWh Heizenergie für 1400 Haushalte, was einem Viertel der Wörgler Haushalte entspricht“, teilte Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Jennewein mit. Die Grabungen zum Netzausbau werden heuer noch bis zum Wave sowie in der Brixentalerstraße Richtung Bodensiedlung weitergeführt, 2016 werden die Spar-Zentrale und das M4 angeschlossen. Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass weitere Abwärme-Nutzungen in Wörgl möglich sind, mit Kooperationsgesprächen werde begonnen.

Freude über die Zusammenarbeit herrscht auch bei der TirolMilch/Berglandmilch, wie Berglandmilch-Obmann Johann Schneeberger und Geschäftsführer Josef Braunshofer betonten. Der Standort Wörgl sei mit großen Investitionen ausgebaut worden und habe Zukunft.

Fleißig im Einsatz waren 15 Bäuerinnen aus dem gesamten Bezirk, darunter Bezirksbäuerin Margreth Osl mit ihrem Vorstand und Gebietsbäuerinnen aus den 7 Gebieten der Bezirks. 21 verschiedene Kuchen zählten zum kulinarischen, köstlichen Angebot ebenso wie Käsegerichte und Desserts. Wer nachkochen will, konnte das Buch "Brauchtum und Kostbarkeiten" mit bunten Rezepten, herausgegeben von den Bäuerinnen des Bezirks erwerben - der Erlös des Buchverkaufes geht in den Sozialfonds. Was sonst noch alles so los ist bei den rührigen Bäuerinnen verrät ihre neu eingerichtete Homepage www.baeuerinnen-bezirk-kufstein.at

Die Segnung der neuen Anlage nahm Wörgls Stadtpfarrer Dekan Theo Mairhofer vor und rief dazu die neue Papst-Enzyklika in Erinnerung, mit der Papst Franziskus für die Bewahrung der Schöpfung und Nutzung erneuerbarer Energie eintritt. Ins Gebet schloss Mairhofer die Opfer der jüngsten Terroranschläge ein und meinte abschießend den Markennamen "sorglos Wärme" der Stadtwerke aufgreifend: "Ab 29. Juli bin ich als Pfarrer auch sorglos - dann wird der Pfarrhof an die Stadtwärme angeschlossen."

Zum Eröffnungs-Rahmenprogramm zählten Tanzvorführungen der Breakdance-Gruppe "The Crew", deren Mitglieder von Innsbruck bis Rosenheim stammen, und als symbolischer verbindender Event eine akrobatische Einlage des Innsbrucker Slack-Liners Christian Waldner, der auf einem gespannten Seil zwischen Energiezentrale und Hackschnitzel-Heizzentrale am TirolMilch-Gelände hin und her balancierte. Vertreter der FH Kufstein stellten ein Projekt vor, das unter Federführung von Prof. Dr. Konrad, Studiengangleiter für europäische Energiewirtschaft, in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Wörgl ausgearbeitet wurde und Batterie-Speichertechnik betrifft.

Ein Dankeschön ans "Sorglos-Wärme" Projektteam - v.l. DI Othmar Frühauf, Thomas Moser, Lukas Thaler, Markus Schipflinger und Stadtwerke-GF Reinhard Jennewein. Heizwerk-Betriebsleiter Markus Mayr erklärte bei den Betriebsbesichtigungen die Hackschnitzel-betriebene Dampfkesselanlage der Molkerei, die minderwertiges Holz aus der Region verwertet. Der modular computergesteuerte Ofen sorgt für optimale, CO2-neutrale Verbrennung bei einer Temperatur zwischen 950 und 1000 Grad C. Die benötigte Dampfenergie wird mittels Wärmetauscher abgenommen, modernste Rauchgasbehandlung reduziert die Schadstoffe auf Werte weit unter den Grenzwerten, durch Kondensation werden selbst Feinpartikel aus der Abluft ausgeschieden. Als Asche bleiben nur Mineralstoffe übrig, die als Zusatz in der Kompostwirtschaft sowie in der Zementindustrie Verwendung finden. Der sehr geringe Anteil an Flugasche wird deponiert. 

Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Jennewein bedankte sich bei seinem "Sorglos-Wärme"-Projektteam für die gute Zusammenarbeit. Die Stadtmusikkapelle Wörgl unter Kapellmeister Heinrich Lentsch umrahmte die feierliche Eröffnungszeremonie und gab danach ein Platzkonzert, nachmittags unterhielt die Band Brennholz, während nach dem offiziellen Teil mit einem "Milchweg" Besichtigungstouren durchs Werksgelände geboten wurden. Für das leibliche Wohl sorgten die Bezirksbäuerinnen mit Tiroler Schmankerln wie Kasnocken, Käsespätzle, Speck, Bauernbrot und jeder Menge Kuchen.

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