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Schlossbergspiele Rattenberg spielen bis 7. August 2015 das Schauspiel "Schinderhannes"
vero / 08.07.2015 12:54
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Rattenberg  Kultur  Theater  Schlossbergspiele  Räuber  Schinderhannes 

Bei der Premiere des Schauspieles Schinderhannes am Rattenberger Schlossberg nahm in den Zuschauerreihen "Polit-Prominenz" wie Rattenbergs Bürgermeister Martin Götz, LA Bgm. Alois Margreiter, Alt-Landtagspräsident Prof. Helmut Mader und Dr. Franz Fischler ebenso Platz wie "Theater-Profis", etwa Ekkehard Schönwiese und Landesverbands-Obmann Werner Kugler sowie Sponsoren und Theaterbegeisterte, die seit Jahren die Schlossberg-Premieren fix in ihrem Terminkalender notiert haben. Während das Publikum die Reihen füllt, trudeln auch im Gasthaus auf der Bühne bereits die Darsteller der Räubergeschichte ein.

Wer war der "Schinderhannes"?

Er war der bekannteste Räuber Deutschlands, galt als "Robin Hood" Rheinhessens und lieferte Carl Zuckmayer die Vorlage für sein Drama "Schinderhannes", das mit großem Erfolg 1927 am Berliner Lessing Theater uraufgeführt wurde: Johannes Bückler, geboren um 1780, hingerichtet 1803. Um den Räuberhauptmann, der im Schutz der Wälder zum Anführer Gleichgesinnter wurde, ranken sich viele Legenden und Sagen. Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine mehrmalige Flucht aus Gefangenschaften, aber auch durch seinen Sinn für Gerechtigkeit und sein Handeln nach dem Motto nimm den Reichen, gib den Armen. Er galt als Volksheld und "Teufelskerl", der Frauen wie Männern gleichermaßen imponierte und erlangte schon zu Lebzeit außerordentliche Berühmtheit.

Von links: Oliver Ruso als Schinderhannes und Claudia Lugger als Wirtin, die Räuberbande bei der Anwerbung zur französischen Armee durch "Korporal" Werner Klikova, im Bild rechts Michael Zangerl als Gefängnisgeistlicher mit dem Schinderhannes vor dessen Hinrichtung.

Das Rattenberger Sommertheater-Spektakel um den beliebten Räuberhauptmann bringt einige Stationen aus dem Leben des Schinderhannes und kommt recht leichtfüßig daher. Dargestellt wird der Räuberhauptmann, der seine Verfolger narrt, Idol seiner Bande und des geknechteten Volkes ist, als sympathischer Draufgänger von Oliver Ruso. Als Gefährtin Lena folgt ihm brav Astrid Schwarz, als Vater steht Wolfgang Niedermayr auf der Bühne, als dessen "Mensch" Heide Schwarz, die in der Rolle der "komischen Alten" ebenso für Lacher sorgt wie die erfrischend mitwirkende Kinderschar Emma Knoll, Michael und Simon Schwarz. Als resolute Wirtin ist Claudia Lugger in ihrem Element, zur Räuberbande zählen Georg Feichtner, Riccardo Schwaiger, Lukas Schwarz und Andreas Moser.  In den Reihen der Gegenspieler verkörpert Ludwig Senn den Metzgermeister, Samuel Duftner dessen Gehilfen, Alexander Schwarz den Verräter, Bernhard Schrettl den Gendarm Adam. Das Militär unter Kommando von Korporal Werner Klikova mit dem Soldatenwerber Othmar Haller wird gehörig auf die Schaufel genommen und David Kronsteiner schlüpft ebenso wie Michael Zangerl in Doppelrollen. Die Schlossbergspiele leben auch von Familientradition - die Familie Schwarz sei hier besonders hervorgehoben. Heuer auf der Bühne mit dabei: Familie Oehm - Eva und Wolfgang als Kaufleute und Katharina als Philippine. 

Auf ein eingespieltes "Stamm-Team" kann sich Obfrau Claudia Lugger auch "Backstage" in allen Fragen der Bühnengestaltung und -technik sowie der Ausstattung verlassen, wobei hier Ria Mair und Waltraud Pauli für Kostüme und Requisiten, Christoph Wieser und Tom Häubler für Lichtdesign, Werner Klikova jun. für Ton, Mike Moll/Sound Design & Tontechnik, Daniela Rieser und Fritz Butzenbacher für Organisation, Erich Eberharter/Bühnenbild und Edith Wieser und Helene Rampl für Maske im Einsatz sind. Heidi Seeber leistete wertvolle Arbeit als Regieassistentin und MMag. Gabriele Grießenböck steht seit Jahren für professionelle Öffentlichkeitsarbeit ihre Frau, die Plakatgrafik liefert Brigitte Moritz-Luchner.

"Der Schinderhannes ist ein schwungvolles, unterhaltsames und auch lustiges Stück, das keine Längen kennt und viele tolle Rollen für unsere Spieler bietet", stellt Schlossbergspiele Obfrau Claudia Lugger zur Auswahl des Volksstückes fest. Die Inszenierung von Pepi Pittl setzt auf Unterhaltung.

"Wo immer Armut, Hunger und Unterdrückung auftauchen, da gibt es sie: Die Helden in der Not. Jene Figuren die dem Volk Hoffnung geben und die gegen Unterdrückung kämpfen" - in dieser Kategorie ist das Volksstück des Schinderhannes angesiedelt. Die Aktualisierung des Dramas bezog sich auf die Sprache, Bezüge zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen heute werden im Stück nicht hergestellt. So bleibt das unterhaltsame Schauspiel an der Oberfläche, befasst sich nicht mit sozialen Verhältnissen und dem Grund, weshalb Johannes Bückler zum Räuber wurde. Der Schinderhannes als Medienstar und Justiz-Schauprozess seiner Zeit, die schillernde Persönlichkeit der Frau an seiner Seite Juliane Blasius, die ihn bis zu seinem Tod zum Teil in Männerkleidung begleitete und zwei Kinder gebar - das und viel weiteres Wissenswertes erfährt man dank des gut recherchierten Programmheftes, das in Kombination mit den tollen Darstellerleistungen einlädt, sich mit dem Schinderhannes und seinem Ausstieg aus einer ungerechten, in arm und reich polarisierten Gesellschaft auseinanderzusetzen.  

Oliver Ruso und Astrid Schwarz (Bild links), Verhaftung und Schlussapplaus für alle Mitwirkenden.

Begutachteten nach der Premierenvorstellung eingehend das Bühnenbild: Barbara Kerscher und Johannes Reitmeier. Bild Mitte: PR-Expertin und Fotografin Gabriele Grießenböck war auch am Premierenabend fleißig im Einsatz. Bild rechts: Wörgler "Schauspiel-Import" am Schlossberg: Wolfgang Niedermayr, Oliver Ruso und Michael Zangerl - hier im Bild mit Tirol-Werbung-Chef Josef Margreiter (2.v.l.)

In den Reigen der Gratulanten zum 50jährigen Bühnenjubiläum von Claudia Lugger reihten sich auch Johannes Reitmeier und Dr. Franz Fischler ein. Werner Klikova jun. spielte mit seiner Band bei der anschließenden Premierenfeier am Schlossberg auf.

Die Schlossbergspiele Rattenberg bringen Aufführungen des Schinderhannes noch bis 7. August 2015. Spieltage sind am 11., 12., 13., 14., 21., 22., 23., 24., 28., 29. 30. Juli sowie am 3., 4., 5., 6., 7. August 2015, Beginn jeweils um 21 Uhr, gespielt wird bei trockenem Wetter, Bühnentelefon für Wetterfragen ab 19 Uhr unter 05337-64818. Kartenvorbestellung Tel. 05337/93570 oder 93571, online www.schlossbergspiele-rattenberg.at

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