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"Erinnerungsfestmarsch " von Michael Unterguggenberger zum Freigeldjahr 2007 |
Die Schützengesellschaft aus Gittelde reiste mit rund 25 Leuten zum Frühjahrskonzert der Bruckhäusler an. Alles andere als ein "alter Brummbär" war die Solistin der gleichnamigen musikalischen Humoreske von Julius Fucik, Theresa Ager. "Sie spielt Fagott als wia da liabe Gott", freute sich "Nieding-Anderl" Andreas Burgmann aus dem Publikum und schenkte ihr Blumen.
Wenn die Bruckhäusler zum Frühjahrskonzert laden, sind in Wörgl die Säle zu klein. So verwandelte die Kapelle auch heuer wieder den Turnsaal der Volksschule Kirchbichl in einen Konzertsaal, den über 600 Besucher aus nah und fern füllten.
Kapellmeister Harald Ploner stellte ein ansprechendes Programm für den Abend zusammen und nahm dabei mit den "Drei Tänze op. 21" von Reinhard Summerer auch wieder zeitgenössische Blasmusik-Kompositionen auf den Spielplan. Als Solisten beeindruckte die Jungmusikantin Theresa Ager am Fagott und Thomas Resch mit einem Hit-Medley für Klarinette.
Freunde schöner Melodien genossen Schostakowitsch´s Walzer Nr. 2 ebenso wie die Operetten-Ouvertüre zu "Eine Nacht in Venedig". Vor dem Konzertmarsch "Wien bleibt Wien" ehrte die Musikkapelle verdiente Mitglieder.
Jungmusikerleistungsabzeichen erwarben Theresa Ager, Stefan Ehrenstrasser und Christian Spitzenstättter - der stellvertretende Obmann des Blasmusikverbandes Kufstein, Raimund Winkler, gratulierte.
Zu den Gratulanten zählte auch Wörgls Bgm. LA Arno Abler (links), der auf das Wörgler Freigeldjahr hinwies und zum Gedenkmünzenprägen einlud. So prägte etwa Erwin Weiskirchner, Obmann des Kufsteiner Filmclubs ebenso eine Münze wie Kirchbichls Gemeinderat Peter Valeruz, der bereits 2005 für eine Kunstausstellung Freigeldscheine für den Kunstverein ARTirol entworfen hatte (rechtes Bild). Obmann Armin Steiner (hinten links) gratulierte weiters folgenden Jubilaren: Kurt Kofler, Peter Spitzenstätter und Konrad Steiner (55 Jahre Mitglied), den beiden neuen Ehrenmitgliedern Franz Priewasser und Thomas Gasteiger (alle vorne von links) sowie Josef Schuller (25 Jahre Mitglied) und Kaspar Fuchs (15 Jahre Kassier). Gedankt wurde auch der Familie Maria und Max Mair, die wieder den Ganzjahresbedarf an Schnaps für den Marketenderinnen-Ausschank spendiert hatten.
Musikalischer Beitrag zum Freigeldjahr: Der "Erinnerungsfestmarsch"
Den zweiten Teil des Konzertabends eröffnete der "Erinnerungsfestmarsch" von Michael Unterguggenberger. Den Marsch komponierte Wörgls späterer Freigeld-Bürgermeister Michael Unterguggenberger 1912 zum 10-jährigen Jubiläum der Arbeitermusik. Unterguggenberger war damals Lokführer und verarbeitete im Trio des Marsches das „Lied von der Arbeit“.
Neben seinem politischen Wirken, das mit dem Freigeld-Experiment 1932/33 seinen Höhepunkt fand, war Unterguggenberger leidenschaftlicher Musikant. Er gründete 1921 die Arbeiter-Jugendmusik, die er bis 1926 leitete und dabei u.a. auch Gottlieb Weißbacher unterrichtete. Wie Franz Posch in seinem Beitrag zum Wörgler Heimatbuch schreibt, war Unterguggenberger es auch, der Weißbacher die damals neue Technik des Doppelzungenschlages beibrachte.
Michael Unterguggenberger erlernte autodidakt das Spielen mehrerer Instrumente, u.a. Flügelhorn, Querflöte, Zither und Bassgeige. Im Quartett der „Vier lustigen Wörgler“ war er ebenso zu hören wie bei der Hausmusik daheim, wo er u.a. seiner Frau Rosa das eine oder andere Zitherstück widmete.
Der Erinnerungsfestmarsch geriet im Lauf der Jahrzehnte in Vergessenheit. Als die Stadt Wörgl zum 25-jährigen Stadterhebungsjubiläum 1976 das Unterguggenberger Denkmal beim Stadtamt aufstellte, holte ihn die Wörgler Stadtmusik für die Denkmaleröffnung aus dem Archiv. Diese Originalversion des Marsches arrangierte Kapellmeister Harald Ploner 2006 für die heutige Besetzung der Bundesmusikkapelle Bruckhäusl neu.