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Große Verkehrskonferenz in Kufstein: Alle Staaten auf dem Alpenbogen sind gefordert
vero / 01.04.2007 23:19
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Kufstein  Verkehr  Transit  Fachhochschule 
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Podiumsdiskussion bei der Kufsteiner Verkehrskonferenz. Von links: DI Johann Herdina, Moderator Peter Plaikner, Univ.-Prof. Dr. Corinna Engelhardt-Nowitzki und Mag. Josef Ölhafen.


Organisiert wurde die Tagung von zwei kompetenten Partnern: Von der FH KufsteinTirol und der Wirtschaftskammer Tirol, Bezirksstelle Kufstein. Letztere wird bekanntlich als kammerinternes Kompetenzzentrum für Verkehr und Logistik in den Alpen etabliert.

FH-Obmann KommR Prof. Walter J. Mayr brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: „Schiene und Straße dürfen nicht in Konkurrenz zueinander stehen, Lösungen sind nur gemeinsam möglich“. Dabei sei in Tirol ein gefährlicher Spagat zu bewältigen: „Wir brauchen ohne Zweifel einen massiven Ausbau, wollen aber auch weiterhin vernünftig hier leben“.

Deshalb ist die Reduktion der Belastung für KommR Dr. Jürgen Bodenseer eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Der Präsident der Wirtschaftskammer Tirol hält nichts von Ver- und Behinderungen („Der 100er ist ein ausgemachter Blödsinn!“), sondern plädiert für bessere Logistik und Technik. Der Kammer-Präsident sieht neue Bauarten von Fördersystemen als Vision, breitere Straßen dagegen seien sofort machbar: „Die dritte Spur auf der Autobahn würde Sinn machen!“ Bodenseers Credo: „Verkehr nicht verhindern, sondern klug leiten“.

 
Kurzstrecken dominieren

Mit der Verkehrsentwicklung als Eckpfeiler der Regionalplanung setzte sich Univ.-Prof. Dr. Corinna Engelhardt-Nowitzki auseinander. Die Professorin der Montanuniversität Leoben warnt davor, alles auf die Schiene verlagern zu wollen: „Im österreichischen Straßengüterverkehr dominiert mit über 80% das Transportvolumen im Kurzstreckenbereich – das kann man gar nicht auf die Schiene bringen“. Hohe Potentiale sieht Engelhardt-Nowitzki im kombinierten Verkehr und in der Preisgestaltung.

Sind alternative Kraftstoffe vor dem Hintergrund des Klimawandels ein realistischer Lösungsansatz? Dieser Frage ging DI Andreas Neff auf den Grund. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der FH KufsteinTirol zeigte nicht nur die Vorteile auf, Neff warnte auch vor programmierten Krisen: „Wenn die Nutzung biogener Treibstoffe die Preise der Rohstoffe in die Höhe treibt – wie in Mexiko mit dem Mais geschehen – , dann gehen die Menschen auf die Barrikaden“.

 
Inntaltrasse: 80% in Bau

Interessante Einblicke in den Bau der neuen Unterinntaltrasse gewährte DI Johann Herdina, technischer Geschäftsführer der Brenner Eisenbahngesellschaft. „Die Arbeiten sind bereits sehr weit gediehen, 80% der Strecke sind zur Zeit im Bau“, berichtete Herdina – und nannte auch gleich selbstbewusst das Datum für die offizielle Eröffnung: „Am 9. Dezember 2012 geht die Strecke in Betrieb“. Die Gesamtkosten beziffert Herdina übrigens mit 1,9 Milliarden Euro. Im Grenzbereich zwischen Brannenburg und Kundl/Radfeld ist man allerdings noch auf der Suche nach der optimalen Trasse.

 
Durchfahrtsrechte als Wirtschaftsgut

Kann das Schweizer Modell einer „Alpentransitbörse“ funktionieren? Hellmut Alde, Lektor an der Fachhochschule, zeigte die diversen Varianten auf, die zur Lenkung der Verkehrsströme angedacht werden. An der sog. Alpentransitbörse etwa könnten Frächter Durchfahrtsrechte nicht nur bei Versteigerungen erwerben, sondern dann auch damit handeln.

 
Gefahr für die heimische Wirtschaft

Eine Idee, mit der sich Mag. Josef Ölhafen von der Wirtschaftskammer Tirol nicht anfreunden kann: „Eine solche Börse wäre ein große Gefahr für die heimische Wirtschaft. Und die dürfen wir einfach nicht auf dem Altar des Verkehrs opfern. Das sei im übrigen „bis auf den Handel alles schon da gewesen“, warf Grün-Abgeordneter Georg Willi als Zuhörer in der anschließenden Podiumsdiskussion ein und erinnerte an die zu Fall gebrachte Ökopunkte-Regelung.

Mag. Ölhafen plädierte auch für die Abschaffung diverser Fahrverbote und forderte ein „besseres Management im internationalen Kontext“ ein. Darüber war man sich am Ende schließlich einig: Alle Staaten auf dem Alpenbogen sind gefordert, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, statt immer nur ihre Einzelinteressen zu vertreten. Einhelliger Tenor: „Insellösungen bringen uns nicht weiter!“

Text und Foto: hn media contact/Hermann Nageler