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Hintergrund-Infos zu Punk und Hardcore
vero / 27.08.2007 17:11
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Wörgl  Kultur  Jugend  Punk  Hardcore 

Burning Eight  -  "concerts with attitude"

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Das Organisationsteam des Burning Eight-Festivals am Samstag, 8. September 2007 in Wörgl.

Burning Eight - Jugendkultur mit gesellschaftspolitischem Anliegen

Während Punks in Deutschland oder anderen Regionen Österreichs wie in Vorarlberg längst Teil der Jugendkultur sind, verzeichnet Tirol erst in letzter Zeit das Entstehen einer Szene. Angesichts gängiger Vorurteile über Punk ist interessant, wie sich diese Szene selbst definiert. Was verbindet der Jugendkulturverein Burning Eight, zu dessen Zielen die Förderung der Punk- und Hardcore-Bewegung zählt, damit? Das folgende Interview gibt Einblicke:

Was bedeutet Punk?

Das Wort kommt aus dem Englischen und meinte etwas Minderwertiges.

Seit wann gibt es die Punk-Bewegung?

Punk entstand in den 1970er Jahren als Gegenbewegung zur Hippie- und Disco-Kultur.

Was ist Punk?

Punk ist eine lebendige Jugendkultur und genau deshalb nicht eindeutig definierbar. Da gibt es keine festgeschriebenen Manifeste.

Was ist Punk für euch?

Punk sollte keine Modeerscheinung sein, Punk ist eine Lebenseinstellung. Viele Menschen leben Punk, ohne so auszusehen. Und es gibt Menschen, die sich wie Punks kleiden, aber die Werte nicht leben.

Welche Werte sind das?

In erster Linie geht´s ums Zusammenhelfen, offen Sein für andere und darum, selbst aktiv etwas zu tun. Nur Protest und Dagegensein ist zu wenig. Punk sein heißt selbst was Konstruktives zu tun, um die kritisierten Dinge zu ändern. Werte, die in der Punk-Bewegung zählen, sind Gerechtigkeit und soziales Verhalten.

Seit den 1980ern ist Punk mit vielen Klischees und Vorurteilen behaftet. Es heißt, Punks sind gewalttätig, zerstörerisch und nehmen Drogen. Was sagt ihr dazu?

Leider ist bei manchen der Grundgedanke des Punks in dieser Zeit flöten gegangen. Wir lehnen Gewaltanwendung und Drogen entschieden ab.

Punks wirken aggressiv, es gibt Menschen, die sich vor dem Aussehen fürchten. Was sagt ihr dazu?

Kleidung und Aussehen werden bewusst eingesetzt, um zu schockieren. Das ist ein Element des Punk. Was die Aggression betrifft, so ist Punk-Musik eine positive Form, Aggressivität auszuleben. Aggression ist ja nicht nur negativ, sondern kann als Kraft auch positiv genutzt werden.

Fühlen sich heute alle Punks den selben Werten verpflichtet oder gibt es da Abweichungen?

Punk ist regional unterschiedlich - die Ausprägung kommt auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an. Bei uns gibt es im Gegensatz zu anderen Gebieten keine bedrohliche Nazi-Szene. Wir lehnen aber ebenso Rassismus und rechtsradikales Gedankengut strikt ab.

Mit Punk wird auch gern der Begriff autonome Szene und Anarchie verbunden. Wie steht ihr dazu? Was ist Anarchie für euch?

Anarchie ist das Recht auf Selbstbestimmung, in dem es keine Staatsgewalt mehr gibt. Wir verbinden mit Anarchie ein Miteinander statt ein Gegeneinander. Anarchie ist im Grunde eine gute Idee, aber als Staatsform nicht umsetzbar – wie der Kommunismus. Die Menschen verhalten sich dafür zu egoistisch.

Welche Punk-Bands hört ihr euch an?

Im Punk gibt es ganz unterschiedliche Richtungen. Uns gefallen z.B. Rancid, Misfits, Bad Religion, Social Distortion, Ramones, Dead Kennedys oder Anti-flag, Schusterjungs oder Loikaemie.

Skinheads – Glatzköpfe – kommen in der linken und rechten Szene vor. Wie kann man die Gruppenzugehörigkeit erkennen?

Die Unterscheidung ist sehr schwierig, es sind die Details: Buttons, Aufnäher, Symbole. Die Farbe der Schuhbänder bei den Stiefeln ist kein Kriterium mehr.

Rechts gerichtete Skins erkennt man z.B. an schwarz-weiß-roten Flaggen, an Wikinger- und Runensymbolen, an Zahlen wie 88, 28, 18 sowie an Plattenlabels wie Panzerfaust, Screw Driver, Landser, Störkraft u.a. Dazu gehören auch Bekleidungsmarken wie Thor Steinar.

Das Plattenlabel „Blood & Honor“, das NS-Propaganda verbreitet, wurde in Deutschland und Österreich verboten. Die Szene weicht in die Schweiz und nach Südtirol aus und tritt bei uns jetzt unter der Zahl 88 auf. NS-Gedankengut taucht zudem häufig in der Black-Metal-Szene auf.

Woher kommen die Skinheads?

Aus Englands Arbeiterbewegung ab 1969, wobei viele schwarze Arbeiter bei der Gründung der Bewegung dabei waren.  Anfangs gab es keine politische Ausrichtung.

Neben Punk spielt bei Burning Eight auch Hardcore eine Rolle. Was ist darunter zu verstehen?

Hardcore ist eine Weiterentwicklung des Punk und entstand, als im Punk kommerzielle Strömungen auftauchten. Auch hier überwiegen sozialkritische Texte, die Musik ist aber schneller und härter  - Stichwort: „though guy attitude“.

Welche Bands zählen zur Hardcore-Szene?

Die ersten waren Black flag und Minor threat. Agnostic front begründete den NYHC – New York Hardcore. Sick of it all und Madball sind weiters Pioniere der Szene. Mit „Good Night White Pride“ gab es eine klare Absage an rechtes Gedankengut und Rassismus. Weitere Bands sind „Terror“, „Blood for Blood“, Barcode, Backfire oder Hoods.

Was findet ihr in der Punkszene nicht gut?

Leute, die Punkt mit Arbeitslosigkeit gleichsetzen. Modepunks, die keine Ahnung von den Hintergründen haben. Und die „Voll-Assi-Mentalität“ – also Leute, die auf Staatskosten leben und behaupten, das sei Punk.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Burning Eight zu gründen?

Wir sind uns bewusst, welche Probleme in Wörgl in Bezug auf Drogen und Rassismus bestehen und wollten jungen Leuten eine Alternative geben – selber Musik machen, Auftrittsmöglichkeiten  und alternative Aufenthaltsorte schaffen. Ein weiteres Ziel ist der Austausch mit anderen Bands, dafür auch Gigs organisieren. 

Was bedeutet der Name?

Burning steht für brennende Themen und die acht für unsere acht Grundsätze: für Kultur, Jugend, Punkrock, Toleranz und Zusammenhalt, gegen Drogen, Rassismus und Vorurteile.  

Zur Punk-Kultur gehört der Pogo. Was ist das?

Der Pogo ist eine Tanzform, ein miteinander zu Musik Bewegen. Dabei kann es ziemlich wild zugehen. Der Pogo ist Aggressionsabbau, der sich nicht gegen andere richtet und nicht die Absicht hat, andere zu verletzen. Wenn jemand dabei hinfällt und am Boden liegt, wird er sofort wieder aufgehoben. Pogo ist kein rüpelhaftes Aufeinander- einschlagen!

Was versteht man unter „stage diven“?

Das ist ein Gemeinschaftserlebnis. Leute springen von der Bühne ins Publikum, das den Springer auffängt und über den Köpfen weiterreicht. Dazu muss man Vertrauen zur Gemeinschaft haben, man erlebt dabei, dass man von den anderen getragen wird.  

Manche Fans stehen vor der Bühne beim „head bangen“. Was ist das?

Das sind heftige, ruckartige Bewegungen mit dem Kopf, vor und zurück. Eine dumme Metal-Angewohnheit, die zu Genickstarre und anderen Beschwerden führt.

Welche Bücher und Links würdet ihr Leuten empfehlen, die sich für Punk interessieren? 

The Philosophy of Punk: More Than Noise!! Von Craig O´Hara

“American Hardcore History” auf Youtube

weiters der Film „Another State of Mind“

“White Noise” - Infos über Rechtsrock, den wir ablehnen

„Good night white pride“- Die Good-Night-White-Pride-Bewegung entstand als Antwort der deutschen Hardcore-Szene auf Neonazis, die versuchten in der Musikrichtung des Hardcore Fuß zu fassen und sie zu unterwandern. Als Ziel wird dabei verstanden, Faschismus und Rassismus "keinen Millimeter Platz einzuräumen" Info: http://letsfightwhitepride.de/ und http://de.wikipedia.org/wiki/Good_Night_White_Pride


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"Radio Havanna", "Unexplained" und die "Vladivostoks" bei einem Gig in Wörgl 2006 (v.l.).

Das erste Burning Eight-Festival
.. bringt Punk- und Hardcore-Bands am Samstag, 8. September 2007 auf des Kika-Gelände in Wörgl-West. Auf der 10 mal 14 Meter großen Festivalbühne treten acht Livebands auf: „The Distortion“, „No Ability“, „Fight the enemy“ und “Unexplained” – allesamt aus Wörgl – sowie “The Pushups” aus Hamburg, “Radio Havanna” aus Berlin, “Sense of justice” aus Wien und die “Vladivostoks” aus Niederösterreich.

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Drei junge Bands aus Wörgl eröffnen das Burning Eight-Festival: "The Distortion", "No Ability" und "Fight the enemy" (von links).

Burning Eight bietet mit dem Festival zudem eine Plattform für junge Leute, ihre Aktivitäten zu präsentieren. Spannung verspricht eine große BMX-Show mit Senad Grosic sowie eine Capoeira-Show (brasilianischer Kampftanz). Das MDA-Basecamp bietet mobile Drogenberatung, mit dabei sind auch Wörgls Streetworkerinnen.

ThumbEngagierte Jugendprojekte wie das Wörgler LA21-Jugendprojekt I-MOTION können sich beim Festival mit Infoständen präsentieren, wobei I-MOTION-Jugendliche auch bei der Organisation mithelfen. Die im Rahmen des Wörgler Freigeldjahres erstellte Ausstellung neuesGELD.com liefert Informationen über Hintergründe unseres Geld- und Wirtschaftssystems.

Jugendschutz wird beim Festival groß geschrieben, maßvoller Umgang mit Alkohol heißt die Devise – neben alkoholfreien Getränken wird nur Bier und Wein, aber nicht Hochprozentiges ausgeschenkt. Eine alkoholfreie Cocktailbar bietet köstliche Drinks ohne Promille. Zudem wird ein Shuttle-Bus eingerichtet, um alle wieder sicher nach Hause zu bringen.

Sichert euch Tickets im Vorverkauf um 5 Euro, erhältlich  bei allen Sparkassen im Bezirk Kufstein.  Einlass ab 16 Uhr.

Infos zum Festival: www.burning-eight.com