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Wer mit dem Fahrrad Bahnfahren will, braucht Geduld und Ausdauer |
Mit der Einsparung von Personal und Schaltern leidet allerdings auch der Service. Für zusätzlich Verwirrung sorgen dann noch falsche Auskünfte. So berichtet ein passionierte Bahnfahrer von seinen Erfahrungen: "An drei Tagen erlebte ich am Innsbrucker Hauptbahnhof elf Passagiere mit Fahrrädern, die an vier ÖBB-Schnellzügen vom Zugpersonal zurückgewiesen wurden. Mit dem Hinweis, dass auch schon andere weggeschickt wurden." Für manche Betroffene nimmt das dann ungeahnte Ausmaße an. Sonntag, 14. Juli 2007 - zwei Radfahrer aus Wien verließen sich auf die Auskunft des Callcenters, dass der ICE Fahrräder mitnimmt und haben eine vom Fahrkartenschalter abgestempelte formlose "Bitte um Mitnahme" dabei. Pech gehabt - kein Platz, sie mussten in Innsbruck übernachten.
Selbst eine Reservierung nützt nichts. Samstag, 21. Juli 2007: Wegen geplanter Gleissanierung fährt der EC 569 nur bis Traunstein, dann im Schienenersatzverkehr weiter. Der Zugbegleiter weist deshalb drei Passagiere zurück. Die Gleissanierung ist seit Monaten geplant, trotzdem wurden Platzreservierungen für die Fahrräder verkauft.
Wenig erfreulich verlief auch der Versuch, am Fahrkartenautomat das begehrte Radticket zu erstehen. "Die Tageskarte Fahrrad, welche um 2,90 Euro bei diesem Automaten herauskommt, gilt nicht für Fahrräder im Eurocity/Intercity. Für Schnellzüge muss ich zum Schalter, um 7,80 Euro für die Reservierung zu bezahlen. Der Bedienstete am Schalter muss vor Verkauf der Fahrradreservierung nachfragen, ob noch Plätze verfügbar sind. Wenn ja, kann ich direkt hingehen, der Zugbegleiter kann mir die Fahrkarte um 7,80 Euro direkt am Zug verkaufen. Aber um all das zu wissen, muss ich über die ÖBB-Tarife dissertiert haben!" regt sich ein Bahnkunde aus Innsbruck auf.
Dazu kommt, dass immer mehr Bahnhöfe keine oder nur mehr sehr beschränkte Schalteröffnungszeiten haben. 27. Juli, Bahnhof Jenbach: ein junger tschechischer Tourist will vor 19 Uhr noch ein Fahrradticket erwerben. Der Schalter hat zu. Er solle den Zugbegleiter fragen. Der Zug hält aber nur kurz, kein Zugbegleiter in Sicht - und so steigt er einfach samt Rad ein. In Innsbruck wollte er dann das Rad im Gepäckwagen verstauen. Pech für den jungen Mann - kein Platz, alles ausgebucht - so steht er am Bahnhof und winkt noch seiner Begleiterin nach, die noch im Zug Richtung Westen weiterfährt.
Selbst eine gelöste Fahrkarte fürs Rad ist noch keine Garantie, dass es mitgenommen wird - wie das Beispiel zweier junger Engländer zeigt, die mit ihren Rädern im EC 163 Transalpin mitfahren wollten. Auskunft des Schaffners: "Das nützt nichts, Sie hätten auch reservieren müssen." Und zwei Schichtarbeiter aus Oberösterreich, erfuhren am Sonntag in Innsbruck, dass er für die Fahrt nach Salzburg fürs Fahrrad bereits über eine Woche im Voraus hätten reservieren sollen: "Da habe ich noch garnicht gewusst, dass ich mit dem Rad herkomme." Fazit: Einer musste das Rad am Bahnhof stehen lassen, da er sonst den Schichtantritt am Montag nicht geschafft hätte. Sein Kollege fuhr die 200 km auf dem Drahtesel und verzichtete auf die Bahnfahrt.
Die Liste missglückter Rad-Mitnahmeversuche ließe sich noch fortsetzen. Dass die Mitnahme von Fahrrädern in überregionalem Bevölkerungsinteresse ist, bekundete die EU bereits 2005: In seinem Bericht über "Neue Perspektiven und Herausforderungen für einen nachhaltigen europäischen Fremdenverkehr" [2004/2229(INI)] hat sich das Europäische Parlament am 12. September 2005 für die Fahrradmitnahme auch im ICE ausgesprochen. Auf Antrag der Grünen-Fraktion - nahezu einstimmig unterstützt von allen Fraktionen - wurde beschlossen: "Das Europäische Parlament betont die Notwendigkeit, kombinierte Bahn-/Radreisen zu fördern, und betrachtet das "EuroVelo"-Netz als eine gute Grundlage hierfür und fordert ferner, dass Bahnunternehmen die Mitnahme von Fahrrädern in Zügen zulassen, einschließlich in Langstreckenzügen und in grenzüberschreitenden Zügen, wie dies bereits im französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV möglich ist".
Stellungnahme der Bundesbahn
Mit den Vorwürfen konfrontiert antwortete Claudia Schiefer von der ÖBB-Personenverkehr AG folgendes:
Das Problem beim Transport von Rädern ist, dass diese viel Platz in Anspruch nehmen. Die ÖBB stellt dafür größtenteils eigene „Räume“ zur Verfügung. Dies ist bei anderen öffentlichen Verkehrsunternehmen nicht der Fall. Die Beförderung erfolgt dort vorwiegend im Fahrgast- bzw. im normalen Gepäckraum.
In den meisten IC-Zügen und in einigen EN-, EC- und D-Zügen ist die Mitnahme von Fahrrädern möglich. Im Fahrplan erkennen Sie "Intercity Biking" am Symbol f. Als Fahrausweis benötigen Sie eine gültige EC/IC-Fahrrad-Mitnahmekarte, die auch als Fahrrad-Tageskarte in allen Fahrrad befördernden Zügen einen Tag lang gilt.
Da das Platzangebot beschränkt ist – in den von Ihnen angeführten Zügen (ausgenommen ICE 661) gibt es jeweils 16 Abstellplätze - wird eine Platzreservierung empfohlen, die für EC/IC-Fahrrad-Kartenbesitzer unentgeltlich ist. Ohne rechtzeitige Vorreservierung (mindestens 3 Stunden vor Abfahrt im Zugausgangsbahnhof) kann eine Beförderung nur bei genügend freien Stellplätzen erfolgen.
Preise Fahrradmitnahmekarten:
EC/IC Fahrrad-Tageskarte 6,80 EUR
im1 Plus Freizeitticket ist Fahrradmitnahme
in Zügen inkludiert = „kostenlos“
Aufzahlung von Tageskarte
auf EC/IC Fahrradtageskarte 3,90 EUR
Sonderfahrräder *) 6,80 EUR
*) Sonderfahrräder sind Tandem- und Dreiräder für Erwachsene sowie Kinder-Fahrradanhänger
„Regio-Biking" steht für die Mitnahme von Rädern in Nahverkehrszügen wie Regionalzug (R), RegionalExpress (REX), S-Bahn, Regio S-Bahn (RSB), EURegio (ER), Erlebniszug (EZ).
Sie erkennen diese Züge im Fahrplan am Rad -Symbol f in der Zugnummernspalte. Das Verladen des Rades erfolgt beim "Regio-Biking" durch den Kunden selbst.
Für die Nutzung von "Regio-Biking" benötigen Sie eine gültige Fahrrad-Mitnahmekarte. Eine Vorreservierung ist nicht möglich, die Annahme erfolgt nur bei genügend freien Stellplätzen.
Preise für Fahrradmitnahmekarten:
Fahrrad Tageskarte 2,90 EUR
Fahrrad Wochenkarte Tirol 2,90 EUR
Fahrrad Monatskarte 22,50 EUR
Wir bitten um Verständnis, dass sowohl beim IC-Biking als auch beim Regiobiking nicht beliebig viele Räder befördert werden können, da wir sonst die Sicherheit weder für die Räder noch für die Fahrgäste garantieren können. Auch gab es diesbezüglich bereits Probleme mit der Verschmutzung von Sitzplätzen und anderer Kunden.
In Fällen, in denen alle Radstellplätze bereits vorreserviert sind bzw. bereits mehr als 16 Räder im Gepäckraum vorhanden sind, dürfen Zugbegleiter aus den oben angeführten Gründen keine zusätzlichen Räder annehmen.
Wir bedauern, dass in ICE-Garnituren keine Abstellbereiche für Fahrräder vorgesehen sind und daher die Fahrradmitnahme in diesen Zügen nicht möglich ist. Aus den bereits angeführten Sicherheits-, Beschädigungs-, Verschmutzungs- und Platzgründen werden Räder im Fernverkehr nur in eigenen Bereichen befördert.
Da der Einsatz der ICE-Garnitur beim ICE 661 kurzfristig vor Fahrplanwechsel mit der Deutschen Bahn vereinbart wurde, konnte eine Änderung der bereits gedruckten Kursbücher (gültig bis 09.06.2007) nicht mehr rechtzeitig erfolgen.
Wir bedauern, dass in dem Ihnen vorliegenden Fall der Kunde nicht rechtzeitig vor der Fahrt die entsprechenden Informationen erhalten hat und entschuldigen uns dafür ausdrücklich für die entstandenen Unannehmlichkeiten.
Ihre Ausführungen, dass in Fahrscheinautomaten verwirrende Informationen betreffend der Fahrradmitnahme vorhanden sind, können wir nicht zur Gänze nachvollziehen, da entsprechende Hinweise nur in den Fahrplänen verlautbart sind.
Eine Fahrradmitnahme im Schienenersatzverkehr mit Bussen ist grundsätzlich nicht vorgesehen. Die wesentlichen Gründe sind wiederum Platzmangel, Sicherheit, Beschädigungsgefahr und Verschmutzung.
Unsere Mitarbeiter sind täglich darum bemüht, Verspätungen im Schienenersatzverkehr möglichst gering zu halten. In den letzten Jahren mussten wir feststellen, dass für das Umladen von Rädern zusätzliche Zeit benötigt wird, was wiederum eine zusätzliche Verspätung verursacht.
Entsprechende Informationen betreffend der Fahrradmitnahme beim Schienenersatzverkehr sind in den Aushängen und im Internet verlautbart.
Die ÖBB sind immer bemüht Wünsche unserer Kunden nach Möglichkeit zu erfüllen. Wir bitten aber auch um Verständnis, dass dabei die Wirtschaftlichkeit nicht zur Gänze außer Acht gelassen werden darf.
Der Fahrradtransport benötigt eigene Wagen. Würden mehr dieser Waggons eingesetzt werden, würde dies wiederum weniger Sitzplätze für andere Kunden bedeuten. Längere Züge sind auf Grund der Bahnsteiglängen aber andererseits leider auch nicht möglich.
Es ist richtig, dass laufend Verkaufsstellen aus kaufmännischer Sicht überprüft werden. Wir bitten um Verständnis, dass es aus wirtschaftlichen Gründen nicht immer möglich ist in allen Bahnhöfen und Haltestellen einen persönlichen Verkauf und Beratung anzubieten. Wir sind jedoch sehr bemüht, diesen im Rahmen der Möglichkeiten weiterhin sicherzustellen. Gleichzeitig möchten wir Sie auch auf die Möglichkeit der telefonischen Auskunft und Bestellung von Fahrscheinen hinweisen. Unter der Telefonnummer 05-1717 können Sie österreichweit zum Ortstarif alle Arten von Tickets bestellen und sich über Angebote und Tarife informieren.